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Delphi sehen und sterben

Delphi sehen und sterben

Titel: Delphi sehen und sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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abgehauen. Für mich klingt das verdächtig. Gibt es im Valeria-Fall ähnliche Anzeichen?«
    »Nein, nein. Phineus ist in Ordnung«, versicherte mir Aquillius. »Kennt sich in seiner Branche wirklich aus. Versteht dieses Land besser als alle anderen. Wenn ich eine Kulturreise planen würde, Falco, würde ich bei Sieben-Stätten-Reisen buchen. Phineus sorgt bestens für seine Leute.«
    »Und wenn ich diesen Mann verhören will?«
    »Oh, der kommt wieder.«
    Als ich Aquillius bat, mir seine Notiztafeln von den Verhören in Olympia zu zeigen, musste er zugeben, dass er sich keine Notizen gemacht hatte.
    »Legen Sie sich erst mal schlafen, Falco. Lassen Sie mich wissen, wenn wir irgendwas für Sie tun können. Genießen Sie Ihren Aufenthalt. Und vergessen Sie nicht – das Büro des Statthalters will nur helfen!«
     
    XXI
    An die Arbeit.
    Nachdem wir am nächsten Tag spät aufgewacht waren und uns eingerichtet hatten, machten Helena und ich uns zu einem Gabelfrühstück ins Helios auf, dem Gästehaus, in dem die Sieben-Stätten-Gruppe zusammengepfercht war. Glaucus war losgezogen, um ein Gymnasion zu finden. Unsere Jungspunde besichtigten die Stadt. Wir wussten, sie würden nach dem Tempel mit den offiziellen Prostituierten suchen, doch wir vertrauten darauf, dass sie nur rumstehen und glotzen würden. Helena hatte ihnen eingebleut, dass wir sie, falls sie sich in der Verwaltungshauptstadt der Provinz, in der ich arbeitete, in irgendwelche Schwierigkeiten brächten, aussetzen würden.
    »Sie macht bloß Spaß!«, protestierte Gaius.
    »Sei dir da mal nicht so sicher, lieber Neffe. Wenn du hier ein Verbrechen begehst, darfst du dich allein mit der örtlichen Justiz herumschlagen.«
    Gaius hatte keine Ahnung, dass einer seiner Onkel von einem Arenalöwen verspeist worden war, als er örtliche Empfindlichkeiten verletzt hatte, während er mich auf einer Überseemission begleitete. (Um die Wahrheit zu sagen, wir setzten Famia nicht vollkommen aus. Wir äscherten die wenigen Stücke ein, die das Verspeisen überlebt hatten, und nahmen die Asche mit zurück nach Rom.)
     
    Das Helios hatte einen Vorbau mit einem farbenfrohen Terrakotta-Architrav, doch das war auch die einzige anmutige Geste. Wir konnten erkennen, dass die Zimmer winzig und dunkel waren, und die Flure rochen feucht, selbst an einem backofenheißen Tag. Wir überlegten, welchen Gefallen Aquillius Macer dem Besitzer wohl schuldig gewesen war, um die Verdächtigen hier unterzubringen. Diesmal hielt er die Forderungen an seine Notreserve tatsächlich niedrig. »Zusammengepfercht« war für dieses üble Quartier wirklich der richtige Ausdruck.
    Doch es gab einen kleinen Innenhof, beschattet von Pergolen mit herabbaumelnden, noch unreifen Trauben. Darunter stand eine Auswahl wackliger Tische und Bänke. Helena und ich nahmen nebeneinander an einer Wand Platz, damit wir beide das Gelände überblicken konnten. Die angebotenen Speisen wurden aus einem nahe gelegenen Fischrestaurant geholt.
    Während wir warteten, listete Helena die Gründe auf, warum Leute auf Vergnügungsreise gingen. »Flucht, Kultur – Kunst und Architektur, andere Arten von Bildung –, Neugier auf die Welt außerhalb Roms …«
    »Vögeln.« Ich dachte an mein gestriges Gespräch mit Aquillius.
    »Religion!«, setzte sie dagegen, ohne zu wissen, dass es in meine Kategorie passte. Helena, die ein scharfes Einfühlungsvermögen besaß, blickte mich mit ihren großen braunen Augen fragend an. Ich erzählte ihr, was der Quästor über die Aphrodite von Knidos gesagt hatte. Sie kicherte. Wie immer machte mich das vollkommen hilflos. »Angabe!«, fügte sie dann aus irgendeinem Grund hinzu.
    »Sport.«
    »Sammelleidenschaft.«
    »Abenteuer.«
    »Bücher schreiben …«
    »Also, Schatz, jetzt machst du dich lächerlich!«
    Helena kicherte erneut, wurde wieder ernst und riet mir, ich solle beim Verhör der Gruppenmitglieder herausfinden, wer von ihnen ein Reisetagebuch führte.
    Ich konzentrierte mich darauf, Scherben eines zerbrochenen Topfes unter ein Bein unseres Tisches zu schieben, um ihn zu stabilisieren.
     
    Die eingesperrten Reisenden kamen früh zum Mittagessen. Wir hatten kaum mit unseren altbackenen Brötchen und in der Pfanne gebratenem Oktopus begonnen, als ein Mann mit kurzem Körper und extrem langen Beinen hereinschlenderte. Er war dünn, bekam allmählich eine Glatze, und alles an ihm sprach dafür, dass er ein rechthaberischer Trottel war. Helena hatte den Brief von Aulus auf dem

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