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Delphi sehen und sterben

Delphi sehen und sterben

Titel: Delphi sehen und sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Halbrund aus einem Berghang herausgehauen, von dem aus man einen umwerfenden Blick aufs Meer hatte. Ein zweites, angefügtes Auditorium befand sich noch im Bau.
    Jeder Gott und jede Göttin des Olymp schien über ein prächtiges Heiligtum zu verfügen. Darüber hinaus gab es noch andere, fremdartigere Gottheiten in Korinth, wie wir bald herausfanden. Als wir gerade die Hoffnung aufgeben wollten, entdeckten wir die Jungs, die ein wenig belämmert und erschöpft um sich schauten und sich an den Heimweg zum Elefant zu erinnern versuchten. Sie klammerten sich aneinander, da sie die Aufmerksamkeit einer kleinen Bande von Straßenhändlern erregt hatten und jetzt wie von Bettlern eingekreist waren, gegen deren Listen wir Gaius die üblichen Lektionen erteilt hatten. Was der schusselige Junge natürlich vergessen hatte. Helena ging raschen Schrittes hinüber, drängte sich durch die aufdringlichen Rempler und wiederholte die Anweisung: »Schau sie nicht an, bleib nicht stehen, hör nicht auf ihr Geplapper – das ist nur dazu gedacht, dich abzulenken, Gaius! Und wenn sie versuchen sollten dich zu packen, dann schubs sie mit aller Gewalt weg!«
    Das waren keine Bettler, zumindest nicht im üblichen Sinne. Es waren Christen, die nicht das Geld, sondern die Seelen meiner Neffen wollten.
    »Weg da!«, rief Helena genauso heftig, wie sie Volcasius von unserem Mittagstisch verscheucht hatte. Sie klatschte laut in die Hände und wedelte in einer Geste mit den Armen, mit der sie normalerweise die Tauben von unserem Gartenbrunnen vertrieb. Zu Hause brachte sie mich dazu, Steinchen mit dem Katapult zu verschießen, aber so weit kam es nicht. Die Christen sahen, dass sie besiegt waren, und trollten sich. »Nun komm, Cornelius, du musst nicht weinen. Sie hätten dir nichts getan. Sie lächeln nur gerne und erzählen dir, dass sie die Antwort gefunden hätten.«
    »Die Antwort auf was?« Cornelius war leicht zu verblüffen.
    »Auf die Frage«, teilte ich ihm gehorsam mit. Helena und ich griffen uns jeweils einen der Jungen und machten uns auf den Heimweg. »Also, ihr zwei, wo zum Hades habt ihr euch stundenlang rumgetrieben und uns vor Sorgen verrückt gemacht?«
    Sie waren auf der Akropolis gewesen und hatten nach dem Tempel der Aphrodite gesucht. Der Aufstieg auf den massiven Bergfelsen hatte sie zwei Stunden gekostet, und der Abstieg ebenfalls. Sie hatten herausgefunden, dass es den Tempel tatsächlich gab, auf dem höchsten Felsen von allen, und dass er Prostituierte beherbergte, die geschäftsmäßig, äußerst reizlos und nicht im mindesten an zwei römischen Jungen interessiert waren, da sie kaum Geld hatten.
    »Wir wollten auch gar nichts von ihnen«, versicherte mir Gaius. »Wir waren nur neugierig.«
    »Also habt ihr einen gesundheitsfördernden Spaziergang gemacht.« Helena war besorgt gewesen, wusste es aber gut zu verbergen. Darin hatte sie genug Übung durch mich. »Ich wette, von da oben hat man einen wunderbaren Blick.« Gaius und Cornelius bestätigten das. »So nett für die Tempeldamen, auf die herrliche Aussicht zu schauen, während sie auf neue Kunden warten …«
    Wir hatten die Jungs gefunden. Sie hatten ihre Strafe bekommen. Damit hätte es genug sein können.
    Dann hörte Cornelius mit seinem Geschniefe über das Herumschubsen durch die Christen auf und heimste sich durch seinen Bericht über die Zauberin weiteren Ärger ein.
     
    XXIX
    Bis ihm die Geschichte mit der Zauberin entschlüpfte, hatte es eine Weile gedauert. Inzwischen war Cornelius wieder mit unserer Gruppe vereint und verschlang sein Abendessen in einer örtlichen Taverne, als hätte er nie Angst gehabt. Mir fiel auf, dass Gaius ziemlich still blieb, aber er war alt genug zu wissen, dass er in Ungnade gefallen war, obwohl wir nicht mehr darauf herumritten. Sobald der Wein freier floss, war das allerdings immer noch möglich. Gaius wusste, dass die gesamte Didius-Familie es tagelang durchkauen und bei jeder Mahlzeit erneut aufs Tapet bringen würde, bis jemand die Nase voll hatte und Töpfe an die Wand schmiss. »Halt die Klappe. Da war nichts«, befahl er seinem jüngeren Vetter mürrisch.
    »Nein, ich weiß, dass sie eine Zauberin war! Sie hatte einen spitzen Hut.«
    »Tja, das beweist, dass sie eine Hexe war«, spottete Albia. »Hat sie Zaubersprüche hinter einem Grabmal gemurmelt?«
    »Nein, sie war neben der Straße«, sagte Gaius.
    »Phiolen mit Krötenblut?«, wollte Helena wissen. »Purpurfeuer? Zehennägel toter Männer?«
    »Krüge mit

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