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Delphi sehen und sterben

Delphi sehen und sterben

Titel: Delphi sehen und sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Wasser.«
    »Wir sind den Berg raufgestiegen, immer weiter«, maulte Cornelius. »Wir waren total erledigt und hatten schrecklichen Durst …«
    »Ihr seid an einem heißen Tag auf einen steilen Berg geklettert und habt nichts zu trinken mitgenommen?«, fragte Glaucus lakonisch und legte seine großen Hände flach auf die Tischkante. Er hatte den Jungs beizubringen versucht, auf ihren Körper zu achten. Beide schauten wieder beschämt.
    »Nee, das war schon in Ordnung.« Cornelius klang rechtschaffen. »Wir haben welches gekriegt. Wir begegneten dieser
seltsamen
alten Frau …«
    »Wirklich alt?« Helena sah forschend zu Gaius. Der verzog das Gesicht, was wohl heißen sollte: nicht unbedingt. »Und in welcher Weise seltsam?« Gaius merkte, dass ihn die Beschreibung weiblicher Seltsamkeit verlegen machen könnte, also riss er sich etwas von dem Brotlaib ab und stopfte es in den Mund. Helena und Albia wechselten Blicke.
    Cornelius fuhr hastig mit seiner Geschichte fort: »Diese alte Frau saß im Schneidersitz auf einem großen Vorsprung. Sie hatte Wasserbehälter und ein paar Becher, und sie bot uns was zu trinken an. Ich hatte Angst vor ihr, aber uns war
so
heiß, dass ich dachte, wir würden sterben, wenn wir nichts trinken.«
    »Wie viel hat es gekostet?«, fragte ich. Sie wanden sich und vermieden es, mir Auskunft zu geben.
    »Die Sache war …« Jetzt war Cornelius entrüstet. »Als wir etwas höher kamen, erreichten wir eine Quelle, und die Leute sagten uns, das sei der obere Brunnen von Peirene. Also hätten wir auch umsonst wunderbar kaltes Wasser trinken können. Sie hat uns betrogen.«
    »Zweifellos hat sie ihre Krüge in dem oberen Brunnen gefüllt … Und das soll Zauberei sein?« Helena lächelte sie an. »Klingt für mich eher wie eine gute Geschäftsfrau.«
    Gaius knackte eine Muschel auf und versuchte absichtlich sich einen Zahn auszubrechen. Er war beschämt darüber, dass ihn ein altes Weib mit Strohhut übers Ohr gehauen hatte. Ich versicherte ihm, der korinthische Wasserbeschiss sei vermutlich jahrhundertealt. »Du wirst nicht der erste gutartige Trottel sein, der darauf hereingefallen ist.«
    »Sie war nicht von hier.« Gaius sprach mit verhängnisvoller Stimme. »Nur eine Umherziehende, die auf dem Weg zu einem neuen Standplatz durch Korinth kam. Wir haben mit ihr gesprochen, Onkel Marcus, haben sie auszuhorchen versucht wie Profis. Sie zieht von Ort zu Ort und lässt sich immer auf Hügeln nieder. Die Leute machen schlapp, wenn sie da raufklettern, und sind dankbar, dass sie da ist. Manchmal arbeitet sie in Olympia. Dort sitzt sie auf dem Kronoshügel. Also finden Cornelius und ich, du solltest zur Akropolis raufgehen und mit ihr reden.«
    »Also, jetzt reicht’s.« Ich knallte den Löffel auf den Tisch. »Das war das letzte Mal, dass ich euch beide allein losziehen lasse. Als Konsequenz eures heutigen lächerlichen Ausflugs soll ich mich auch total verausgaben und einen Hitzschlag kriegen, nur um eine bekloppte Unterhaltung mit einem verhutzelten alten Griechenweib zu führen, das kleine Jungs um ihr Taschengeld betrügt und es als Dienst an der Menschheit verkauft.«
    Rundherum wurde es still.
    »Du könntest einen Esel mieten«, schlug Helena liebenswürdig vor. Nach einer Sekunde fügte sie hinzu: »Ich geb dir auch ein bisschen Taschengeld, Liebling, damit die Zauberin es dir abknöpfen kann.«
     
    XXX
    Ich war darauf eingestellt, die Akropolis wie ein gehorsamer Ermittler zu erklimmen. Gleich am nächsten Morgen wäre ich zum Bergsteigen aufgebrochen. Ich kam so weit, ein tragbares Frühstück vorzubereiten und meinen Wandermantel samt Wanderstab bereitzulegen. Dann bekamen wir Besuch.
    Aquillius gab uns die Ehre. Er verfügte zwar über jede Menge guter Manieren, aber wenig gesunden Menschenverstand. »Wie gefällt es Ihnen im Elefant?« Wenigstens schaute er sich im Innenhof unserer Unterkunft um und geruhte, die Bauarbeiten wahrzunehmen. »Das tut mir aber leid, Falco, normalerweise ist das hier ein sehr angenehmes Quartier. Viele haben es empfohlen. Ich weiß nicht, warum mir niemand von den Renovierungen erzählt hat. Ich könnte Sie woanders unterbringen …« Das Angebot war nicht ernst gemeint.
    Ich wischte seine Plattitüden beiseite. »Das erledige ich selbst, wenn meine Frau es will.« Nur konnte ich sie nicht fragen. Helena hatte die Purpurborte an der Tunika des Quästors gesehen, als er durch den Torbogen kam, und war sofort nach drinnen geflohen. »Was kann ich für

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