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Delphi sehen und sterben

Delphi sehen und sterben

Titel: Delphi sehen und sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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sie wenigstens einmal von goldenen Tellern speisen. Niemals hätte ich es riskiert, bei dieser Bande mein bestes Service einzusetzen, aber der Statthalter war nicht da, um zu protestieren, und Aquillius schien es als seine Pflicht zu betrachten, die besten Terrinen und Tabletts aufzufahren.
    Das hielt Sertorius nicht davon ab, beim Vorbeigehen zu grummeln, er hätte gedacht, Cleonyma hätte für besseren Wein gesorgt.
    Als Teil meiner Bestattungspflichten hatte
ich
den Wein ausgewählt. Er war durchaus trinkbar. Das Essen war ebenfalls gut gewesen, selbst wenn meine nervigen Neffen auf ihr inzwischen übliches Spiel verfallen waren, auf Kessel voll aromatisch duftendem Fleisch zu zeigen, laut
»Pelops!«
zu kreischen und dann hysterisch zu kichern. Bei vielen Mahlzeiten hätte das keine Rolle gespielt, aber den meisten Mitgliedern dieser Reisegruppe hatten sich Mythen ins gepeinigte Gehirn eingebrannt. Die geschmacklose Anspielung auf Kannibalismus unter den Gottheiten entging nur wenigen.
    Ich schaute mich nach den Jungen um. Sie verlustierten sich jetzt recht gesittet zusammen mit Albia und dem jungen Glaucus. Cornelius hatte sein Soldatenspiel dabei, und Albia brachte Glaucus die Spielregeln bei, während die Jungs sich als Zuschauer auf dem Serviertisch ausgestreckt hatten. Solange sie es bei den schwarzen und weißen Spielsteinen beließ und den Sohn meines Trainers nicht in andere Züge einweihte, würde ich sie in Ruhe lassen.
    Helena, Aquillius und ich überblickten die Trauerfeier. Die Leute hatten dringend ein Auslassventil gebraucht, und nachdem sie nun gut gegessen und getrunken hatten, konnten sie sich gehenlassen. Der Geräuschpegel hatte sich erhöht. Bald würde es in eine Jubelfeier übergehen, mit wenig Gedenken an die Toten.
    Als Erstes löste sich die Tischordnung auf. Amaranthus blieb, wo er war, und starrte allein ins Leere. Er wirkte düster und grüblerisch. Ich fragte mich, ob er darüber nachdachte, wen der Mörder sich als Nächsten schnappen würde. Wenn ja, machte ihm das eindeutig zu schaffen. Falls er aber selbst der Mörder war, hätte er sich bemühen sollen, ungezwungener zu wirken.
    Seine Partnerin Minucia hatte ihm den Rücken zugekehrt. Ich konnte nicht erkennen, ob sich das Paar heute gestritten hatte, aber sie schenkte Amaranthus keinerlei Beachtung, während sie sich um Cleonyma kümmerte. Cleonyma stand neben ihr, zeigte jetzt ein kleines, zittriges Lächeln, sagte nicht viel, schaute nur selig und schwankte ganz, ganz leicht. Das würde nicht andauern; jeden Moment würde sie zusammenbrechen und unkontrollierbar zu weinen beginnen.
    Sertoria Silene hatte den Tisch ihrer Familie verlassen und unterhielt sich angeregt mit Indus. Ihre Stimmen waren leise, als Zeichen des Respekts vor dem traurigen Anlass. Doch sie sahen aus, als würden sie schon eine ganze Weile plaudern; es wirkte ungezwungen und umgänglich. Ihre Kinder ließen sie ausnahmsweise mal in Ruhe. Sie sprach mit einer Selbstsicherheit, die sie bei ihrem Ehemann nie zu zeigen wagte, während Indus fröhlich antwortete. Tiberia und Tiberius schlichen in einem Säulengang herum und jagten ein Kätzchen, das sie sich als Quälobjekt ausgesucht hatten. Eine Sklavin, die sie nicht bemerkt hatten, stand im Schatten und behielt die beiden im Auge. Sie hatte eine große Schöpfkelle in der Hand. Gut.
    Da sein Freund Indus beschäftigt war, hatte Marinus, der durchtriebenere Junggeselle, die Witwe Helvia ins Gespräch verwickelt. Sie überließ es ihm, seine Anekdoten abzuspulen, während sie ihre Stolen ordnete und über seine Geschichten kicherte. Da ich nun wusste, dass ihrer Pose konfuser Unschuld nicht zu trauen war, kam mir Helvia wie eine viel faszinierendere Figur vor. Sie trug eine recht wertvolle goldene Halskette. War dieses unerwartet bemerkenswerte Schmuckstück ihr heimlicher Köder? Wurde Marinus, der sich für so raffiniert hielt, von Helvias pummeligen Fingern allmählich in eine ausgetüftelte Falle gelockt?
    Marinus redete ununterbrochen. Das konnte er gut. Ich bekam ein wenig davon mit. Die meisten schwatzhaften Kerle mit dem Ruf, einen »endlosen Fundus« an Geschichten zu besitzen, haben einen viel geringeren Vorrat, als sie annehmen, doch Helvia klimperte bewundernd mit den Wimpern, selbst als seine Anekdote über die »magischen« Tempeltüren, die durch ein unterirdisches Feuer bewegt wurden, erneut aufs Tapet kamen. Ja, jetzt erkannte ich es – Helvia wusste, was sie tat. Marinus unterschätzte

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