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Delphi sehen und sterben

Delphi sehen und sterben

Titel: Delphi sehen und sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Rätselraten.«
    »Lassen Sie den armen Mann in Ruhe.«
     
    Gehorsam wechselte ich das Thema. Wenn eine Zeugin von so hohem Wert ist, wird kein Ermittler sie verstimmen wollen. Also wandten wir uns dem letzten Mitglied der Gruppe zu – Phineus.
    »Ich kann nicht behaupten, dass er mich je belästigt hätte, aber das junge Mädchen sagt die Wahrheit über seine Angewohnheiten. Er scharwenzelt immer um die Frauen herum. Ergreift jede Gelegenheit, sich zu nahe neben sie zu stellen, sie an sich zu drücken, seinen verdammten Arm um eine Taille zu legen. Dabei redet er die ganze Zeit sehr respektvoll. Für mich ist das der ärgerlichste Teil! Wenn ihm jemand den Marsch bläst, zieht er sich sofort zurück – aber unerfahrene Mädchen kapieren das nicht.«
    »Valeria?«
    »Sie war neunzehn, sie war eine Braut, sie war leichte Beute. Statianus war eifersüchtig, aber nutzlos, natürlich …«
    Cleonyma hielt inne. Ich horchte auch auf. Sie hatte gehört, dass Helena uns rief.
    Cleonyma und ich machten kehrt. Ich streckte den Arm aus, um ihr behilflich zu sein – besann mich dann aber angesichts ihrer scharfen Kritik an Phineus eines Besseren. Kluge Frau, die sie war, bemerkte Cleonyma es und lachte kurz auf.
    Bevor wir das Haus erreichten, zog sie eine kleine Glasflasche aus der Handtasche, die sie bei sich trug, und nahm einen diskreten Schluck. Dann richtete sie sich auf und marschierte festen Schrittes hinein. Unter der dicken Puderschicht und dem Goldschmuck war ihr Alter zu erkennen, aber als wir das Haus betraten, sah sie abgeklärt, gesammelt und, für den zufälligen Beobachter, vollkommen nüchtern aus.
     
    XXXVIII
    Helena sprach mit Aquillius. Ich sah, wie sie leicht die Stirn runzelte. Es musste einen guten Grund geben, warum sie mein Zwiegespräch unterbrochen hatte. Sie wusste, dass ich mich mit Cleonyma nicht über Grabsteinentwürfe unterhielt.
    Die Witwe stöckelte zu Minucia hinüber. Ich warf Helena einen fragenden Blick zu.
    »Marcus, Phineus hat Aquillius um die Erlaubnis gebeten, nach Delphi zu reisen. Er sagt, er müsse nach Statianus suchen.«
    »Er hat mir sein Ehrenwort gegeben.« Aquillius wusste bereits, dass ich es missbilligen würde.
    »Sie lassen ihn also gehen?« Ich war entsetzt.
    »Nein, nein. Ich wollte nur, dass Sie es erfahren, Falco. Ich habe ihm die Erlaubnis verweigert.«
    »Tja, das ist schon mal ein guter Anfang. Wie wollen Sie dafür sorgen, dass er in Korinth bleibt?«
    »Er wird meinen Befehl nicht missachten«, behauptete Aquillius steif. Ich blickte ihn an, ließ ihn meine Zweifel erkennen. Er blickte zurück und geriet sichtlich ins Schwanken. »O je … Na ja, er sagte, er würde einen seiner Männer schicken.«
    »Einen der Fahrer, die er benutzt?« Das ließ mich aufhorchen. Diesen Aspekt hatte ich völlig außer Acht gelassen. »Sagen Sie mir, Quästor, hat Phineus Angestellte, die Kunden regelmäßig auf diesen Touren begleiten?«
    Zu meiner Überraschung wusste Aquillius die Antwort. »Nein. Er heuert bei jedem Aufenthalt Einheimische an, falls und wann er sie braucht.«
    Das war eine Erleichterung. Vermutlich heuerte er jedes Mal andere an, abhängig davon, wer zur Verfügung stand, also war es unwahrscheinlich, dass diese kurzfristig Eingestellten Verdächtige waren. »Hätte ich mir denken können. Akkordarbeit.«
    Aquillius war verwirrt, und daher erklärte Helena: »Nur für die jeweilige Arbeit bezahlt und dann entlassen. Phineus hat keine regulären Angestellten, weil er wahrscheinlich zu geizig ist. Auf diese Weise kommt es ihn billiger.« Wenigstens ersparte es mir tagelange nutzlose Verhöre von feindseligen Maultiertreibern und sturen Hilfskräften.
    Ich blickte mich im Festsaal um. Uns war der volle Einsatz der Haushofmeister, Köche und bei Tisch bedienenden Sklaven des Statthalters zur Verfügung gestellt worden. Bei den meisten würde es sich um erstklassiges Personal handeln, das der Statthalter aus seinem Haus in Rom nach Griechenland mitgebracht hatte. Ein großes, routiniertes Gefolge diente nicht nur als Symbol seines persönlichen Status, sondern war auch ein wichtiges Werkzeug römischer Diplomatie. Julius Caesar pflegte sogar auf Feldzügen schäbige gallische Prinzen mit einem riesigen Zelt zu beeindrucken, das nicht nur über Lakaien und Faltthronsessel verfügte, sondern auch über ein tragbares Bodenmosaik. Nachdem die Tragödie die Sport-und-Tempel-Gruppe zumindest vorübergehend in den Schoß ihrer Botschaft geführt hatte, durften

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