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Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
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Werk über England – hem! – Graf Smorltork, Herr Pickwick.«
    Herr Pickwick begrüßte den Grafen mit der einem so großen Manne gebührenden Achtung, und der Graf zog ein Notizbuch hervor.
    »Wie sagen Sie, Madame Hunt?« fragte der Graf die Grazie mit graziösem Lächeln. » Pig wig oder Big wig   – wie man die Rechtsgelehrten nennt? Richter – ah! ich seh, das ist’s. Big wig « –
    Und der Graf war eben im Begriff, Herrn Pickwick als Rechtsanwalt in sein Notizbuch einzutragen, der seinen Namen, den er führte, dem Beruf verdankte, da unterbrach ihn Madame Leo Hunter in seinem Geschäft.
    »Nein, nein, Graf«, bemerkte die Dame, »Pickwick.«
    »Ah, ah, ich versteh«, versetzte der Graf, »Pihg Taufname, Wihg Familienname: schön, sehr schön. Pihg Wihg. Wie geht es Ihnen, Herr Wihg?«
    »Sehr gut, ich danke Ihnen«, antwortete Herr Pickwick mit der ganzen Leutseligkeit, die man an ihm gewöhnt war. »Sind Sie schon lange in England?«
    »Lange – sehr lange Zeit – vierzehn Tage – mehr noch.«
    »Werden Sie lange bleiben?«
    »Ein Woch noch.«
    »Da werden Sie genug zu tun haben«, sagte Herr Pickwick lächelnd, »in dieser Zeit alles nötige Material zu sammeln.«
    »Ist schon gesammelt«, erwiderte der Graf.
    »Wirklich?« fragte Herr Pickwick.
    »Sie sind hier«, fügte der Graf hinzu, mit der Hand an die Stirne greifend. »Großes Buch zu Hause – voll Notizen – Musik, Malerei, Wissenschaft, Poesie, Politik, alles.«
    »Das Kapitel Politik, mein Herr«, bemerkte Herr Pickwick, »ist ein schwieriges Studium von unberechenbarem Umfang.«
    »Ah«, sagte der Graf, das Notizbuch wieder hervorziehend, »sehr gut, schöne Wort, ein Kapitel damit zu beginn. Siebenundvierzigstes Kapitel. Politik. Das Kapitel Politik begreif ich sich –«
    Und Herrn Pickwicks Bemerkung wanderte in Graf Smorltorks Notizbuch, mit Variationen und Zusätzen, wie sie dem Grafen seine üppige Phantasie eingab, oder seine unvollkommene Kenntnis der Sprache veranlaßte.
    »Graf«, sagte Madame Leo Hunter.
    »Madame Hunt«, antwortete der Graf.
    »Dies ist Herr Snodgraß, Herrn Pickwicks Freund und ein Dichter.«
    »Halt«, rief der Graf, sein Notizbuch abermals zückend. »Gegenstand. Dichtkunst – Kapitel, literarische Freunde – Name Snowgraß : sehr schön. Snowgraß vorgestellt – großer Dichter, Freund Pihg – Wihgs – von Madame Hunt, Verfasserin eines andern schön Gedichts – wie heißt doch? – Fröschlein – sterbend Fröschlein – sehr schön – wirklich sehr schön.«
    Und der Graf steckte sein Notizbuch ein und entfernte sich unter verschiedenen Bücklingen und Empfehlungen, höchlich vergnügt, seine Sammlung mit den wichtigsten Entdeckungen bereichert zu haben.
    »Ein bewunderungswürdiger Mann, der Graf Smorltork«, bemerkte Madame Leo Hunter.
    »Ein tiefer Philosoph«, sagte Pott.
    »Ein heller Kopf, ein starker Geist«, fügte Herr Snodgraß hinzu.
    Die Umstehenden stimmten in die Lobeserhebung des Grafen Smorltork ein, wiegten die Köpfe und riefen einmütig: »O gewiß!«
    Da die Begeisterung für Graf Smorltork immer höher stieg, so würde vielleicht sein Lob bis ans Ende der Festlichkeit gesungen worden sein, hätten sich nicht die vier sogenannten Alpensänger, um malerisch auszusehen, vor einem kleinen Apfelbaum aufgestellt, und ihre Nationallieder abzusingen begonnen. Das war ein Unternehmen, das durchaus nicht mit Schwierigkeiten verbunden war, denn das ganze große Geheimnis schien darin zu bestehen, daß drei von den sogenannten Sängern grunzten, wahrend der vierte heulte.
    Nachdem diese interessante Vorstellung mit dem lautesten Beifall der ganzen Gesellschaft beendet war, trat sofort ein Junge auf, der durch die Beine eines Stuhls schlüpfte, über ihn wegvoltigierte, unter ihm durchkroch, mit ihm niederfiel und überhaupt alles mit ihm anfing, nur das nicht, wozu ein Stuhl bestimmt ist. Nach diesen Kunstproduktionen machte er eine Krawatte aus seinen Beinen, schlang sie um seinen Hals herum und lieferte so praktisch den Beweis, daß es einem menschlichen Wesen durchaus leicht falle, sich einer vergrößerten Kröte gleichzumachen – lauter Großtaten, die die versammelten Zuschauer höchlich ergötzten und vergnügten. Hierauf ließ sich die Stimme der Madame Pott mit einem schwachen Gepiepe vernehmen. Die gebildete Betonungsweise machte daraus etwas wie Gesang, der übrigens durchaus klassisch war und ihrer Charaktermaske vollkommen entsprach, weil Apollo selbst ein Komponist war,

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