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Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
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jener Herr sagte, als er sein Weib im Stich ließ, weil sie unglücklich mit ihm zu sein schien.«
    »Du kannst gehen, Sam«, sagte Herr Pickwick.
    »Danke Ihnen, Sir«, erwiderte Herr Weller: und nachdem er seine zierlichste Verbeugung gemacht und seine besten Kleider angelegt hatte, setzte er sich oben auf die Kutsche von Arundel und fuhr nach Dorking.
    Der »Marquis von Granby«   war zu Wellers Zeiten das Muster eines Landstraßenwirtshauses der besseren Klasse – gerade groß genug, um bequem, und klein genug, um behaglich zu sein. An der Straßenseite des Hauses war ein großes Schild hoch oben angebracht, das den Kopf und die Schultern eines Mannes von dickblütigcm Naturell in rotem Rocke mit dunkelblauen Aufschlägen und einem dreieckigen Hute unter einem Himmel von gleich blauer Farbe darstellte. Über ihm waren ein paar Fahnen und unter seinem untersten Rockknopfe ein paar Kanonen angebracht. Das ganze aber sollte eine auffallende, unverkennbare Ähnlichkeit mit dem Marquis von Granby glorreichen Angedenkens haben.
    Am Fenster des Schenkstübchens präsentierte sich eine erlesene Sammlung von Geranien und eine Reihe dick mit Staub bedeckter Branntweinflaschen. Die offenen Fensterladen waren mit einer Menge goldener Inschriften dekoriert, die gute Betten und vorzügliche Weine verhießen, und die ebenso erlesene Gesellschaft von Bauern und Hausknechten, die an der Stalltüre neben den Futtertrögen herumlungerten, gaben einen Beweis von vornherein für die Vortrefflichkeit des Ales und Branntweins, die im Hause verkauft wurden. Sam Weller stieg ab und blieb vor der Haustür stehen, um mit dem Auge eines erfahrenen Reisenden alle diese kleinen Anzeichen eines lebhaften Geschäftsbetriebs zu mustern. Darauf ging er, mit den Ergebnissen seiner Beobachtungen völlig zufrieden, raschen Schrittes hinein.
    »Bitte schön«, rief eine gellende weibliche Stimme in dem Augenblick, da Sam seinen Kopf zur Tür hineinsteckte, »was wünschen Sie, junger Mann?«
    Sam sah sich in der Richtung, aus der die Stimme kam, um. Sie gehörte einer ziemlich wohlbeleibten Dame von behaglichem Aussehen, die im Schenkstübchen neben dem Kamin saß und das Feuer unter dem Teekessel anblies. Sie war nicht allein, denn auf der andern Seite der Feuerstätte saß in einem Stuhl mit hohem Rücken ein Mann in fadenscheinigen schwarzen Kleidern, mit einem Rücken, der beinahe ebenso lang und straff war, wie die Lehne des Stuhles, und dieser Mann erregte sogleich Sams besondere Aufmerksamkeit.
    Er hatte ein langes, schmales, heuchlerische« Gesicht, eine rote Nase und ein stechendes Auge, das an eine Klapperschlange erinnerte und entschieden auf eine schlechte Gesinnung hindeutete. Er trug sehr kurze Beinkleider und schwarze baumwollene Strümpfe, die gleich seinem übrigen Anzüge sehr abgeschabt waren. Seine Blicke waren steif, aber sein weißes Halstuch war es nicht, und die langen, schmalen Zipfel desselben hingen auf eine für das Auge sehr beleidigende Weise über seine eng zugeknöpfte Weste herab. Ein paar alte, abgetragene Biberhandschuhe, ein breitkrempiger Hut und ein verschossener grüner Regenschirm mit einer Menge von hervorstehenden Fischbeinen, die den Mangel eines Handgriffes am oberen Ende ersetzen zu müssen schienen, lagen auf dem Stuhl neben ihm. Die Ordnung und Sorgfalt aber, womit diese Dinge untergebracht waren, schienen darauf hinzudeuten, daß der Mann mit der roten Nase, wer er auch sein mochte, nicht die Absicht hatte, so schnell wieder weiterzugehen.
    Um jedoch dem Mann mit der roten Nase Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, müssen wir bemerken, daß er keineswegs weise gewesen wäre, wenn er solche Absicht, weiterzugehen, gehabt hätte. Er hätte wahrhaftig einen ausgezeichneten Kreis von Bekannten haben müssen, wenn er es irgendwo anders hatte behaglicher bekommen können. Das Feuer brannte hell unter dem Einflüsse des Blasebalgs, und der Kessel summte vergnüglich unter dem Einfluß beider. Auf dem Tische stand ein kleines Teeservice, und auf einer Platte vor dem Feuer rösteten langsam einige Butterbrotschnitten. Der Mann mit der roten Nase aber war eifrig damit beschäftigt, ein großes Stück Brot mittels einer langen messingenen Gabel in den genannten Leckerbissen zu verwandeln. Neben ihm stand ein Glas duftenden warmen Ananasgrogs mit einer Zitronenscheibe darin. So oft der Mann mit der roten Nase die Brotschnitte vors Auge hielt, um zu untersuchen, wie weit sie gar sei, nahm er ein paar Tropfen von

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