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Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
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kuriert. Nun eilte er an den Hof seines Vaters, bezeugte ihm seine Ehrfurcht, kehrte aber schnell wieder hierher zurück und gründete diese Stadt mit ihren berühmten Bädern.
    Er suchte das Schwein mit allem Eifer früherer Freundschaft auf – aber ach, das Wasser war sein Tod geworden. Es hatte unvorsichtigerweise bei zu heißer Temperatur ein Bad genommen, und der Naturphilosoph war nicht mehr. Er hatte später in Plinius einen Nachfolger, der ebenfalls ein Opfer seines Durstes nach Kenntnissen wurde.
    So die Sage: die wahre Geschichte aber lautet folgendermaßen:
    Vor vielen hundert Jahren blühte in Pracht und Herrlichkeit der weltberühmte Lud Hudibras, König von Britannien. Er war ein mächtiger Monarch und er war so außerordentlich stark, daß die Erde unter seinen Fußtritten erbebte. Sein Volk sonnte sich in dem Leuchten seines Angesichts, so rot und strahlend war dasselbe. Er war wirklich jeder Zoll ein König. Und er maß viele Zoll; denn obgleich er nicht ungewöhnlich groß war, so hatte er dagegen einen merkwürdigen Umfang, und die Zolle, die seiner Länge abgingen, wurden durch seine Dicke ersetzt. Könnte irgendein entarteter Monarch heutigentags einigermaßen mit ihm verglichen werden, so würde ich sagen, der verehrungswürdige König Cole sei dieser erlauchte Potentat.
    Diesem guten König hatte seine Gemahlin vor achtzehn Jahren einen Sohn geboren, der den Namen Bladud erhielt. Er wurde bis in sein zehntes Jahr einer Erziehungsanstalt des Landes anvertraut und dann unter der Obhut eines zuverlässigen Mannes nach Athen geschickt, um dort seine Studien zu vollenden. Hier blieb er acht volle Jahre, nach deren Verlauf der König, sein Vater, den Lord Kammerherrn hinüberschickte, um seine Rechnungen zu bezahlen und ihn nach Hause zu geleiten. Der Lord Kammerherr wurde mit Jubel empfangen und bekam von Stund an ein bedeutendes Gehalt.
    Als der König Lud den Prinzen, seinen Sohn, zu einem so schönen jungen Mann herangewachsen sah, dachte er sogleich, wie nett es wäre, wenn er ihn ohne Aufschub verheiratete, damit durch seine Kinder das glorreiche Geschlecht der Lud bis auf die spätesten Zeiten der Welt fortgepflanzt würde. Deshalb schickte er eigens eine aus vornehmen Hofleuten, die weiter nichts zu tun hatten und ein so einträgliches Amt brauchen konnten, bestehende Gesandtschaft zu einem benachbarten König und verlangte dessen schöne Tochter für seinen Sohn. Zugleich ließ er ihm melden, daß ihm alles daran liege, mit seinem Bruder und Freund in den besten Verhältnissen zu bleiben. Wenn aber die Vermählung nicht zustande kommen sollte, so werde er sich in die unangenehme Notwendigkeit versetzt sehen, sein Königreich anzugreifen und ihm die Augen auszustechen.
    Darauf antwortete der andere König, der der Schwächere war, er sei seinem Freund und Bruder für alle seine Güte und Großmut sehr verbunden, und auch seine Tochter habe nichts gegen die Vermählung einzuwenden, sobald es dem Prinzen Bladud gefällig sein würde, zu kommen und sie zu holen.
    Diese Antwort hatte Britannien kaum erreicht, als die ganze Nation außer sich war vor Freude. Man hörte von allen Seiten nichts als Töne des Jubels und Entzückens, freilich aber auch das Geklingel des Geldes, das der königliche Schatzmeister von dem Volke einsammelte, um die Kosten des glücklichen Ereignisses zu bestreiten. Aus dieser Veranlassung auch geschah es, daß König Lud im versammelten Rat, hoch auf seinem Thron sitzend, der Freude seines Herzens vollen Lauf ließ und dem Lord Oberrichter befahl, die edelsten Weine und die Minnesänger kommen zu lassen – ein Akt der Gnade, der durch die Unwissenheit gegenseitig sich abschreibender Historiker dem König Cole zugeschrieben wurde, und zwar in jenen berühmten Zeilen, in denen von Seiner Majestät gesagt wird:
    »Er heischt die Pfeife, und er heischt sein Glas, ›die Fiedler‹, ruft er, sollen jetzt erscheinen.«
    Das ist jedoch eine offenbare Ungerechtigkeit gegen das Andenken des Königs Lud und eine unbillige Übertreibung der Vorzüge des Königs Cole.
    Doch inmitten aller dieser Feste und Lustbarkeiten war ein Trauriger, der seine Lippen nicht netzte, wenn die funkelnden Weine eingegossen wurden, und nicht tanzte, wenn die Barden spielten. Das war niemand anders als der Prinz Bladud selbst, dessen Glück zu Ehren in diesem Augenblick ein ganzes Volk sowohl seine Kehlen wie sein Geldbeutel anstrengte. Der Prinz hatte sich nämlich, ohne Rücksicht auf das

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