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Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
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lang erwarteten und nun endlich wahr gewordenen Glücke des braven jungen Ehemannes den herzlichsten Anteil.
    Im Sommer desselben Jahres ging Grimaldi unter so drolligen Umständen eine Wette ein, daß wir wohl auf gütige Nachsicht des Lesers hoffen dürfen, wenn wir sie an dieser Stelle mitteilen.
    Grimaldi hatte damals mit einem recht beliebten und auch talentvollen Schriftsteller Bekanntschaft geschlossen, der gerade, als Grimaldi dort etwas zu verrichten hatte, eine Reise nach Gravesend machen mußte. Sie besprachen sich infolgedessen, auf gemeinschaftliche Kosten eine Postchaise zu nehmen, und fuhren, da Grimaldi abends im Sadlers-Wells auftreten mußte, in aller Frühe ab.
    Es war eine sehr angenehme Reise, und die Zeit verging sehr schnell. Grimaldis Freund war ein höchst humoristischer Herr, dabei lebhaft und beweglich, immer auf der Suche nach lustigem Unterhaltungsstoff, immer mit witzigen Bemerkungen über Land und Leute bei der Hand.Etwa drei Meilen vor Dartford kam plötzlich ein Reiter in Sicht, der so kräftig hinter der Post her trabte, daß es ganz den Anschein hatte, als ob er es drauf abgesehen habe, sie einzuholen.
    »Sehen Sie doch, Joe,« rief er, als der Reiter nur ein paar Büchsenschüsse noch entfernt war, »der alte Knabe scheint einen ganz brillanten Gaul unter den Schenkeln zu haben.«
    Grimaldi folgte der Aufforderung. Der Reiter kam rasch heran, war ein großer, kräftiger Mann, augenscheinlich ein Pächter oder Gutsherr, denn er ritt ein strammes Ackerpferd.
    »Freilich sehe ich ihn,« antwortete Grimaldi, »könnte aber nicht sagen, daß mir etwas besonderes an ihm auffällt.«
    »Mir ja auch nicht«, erwiderte der Freund, »weder an ihm noch an seinem Tiere; aber meinen Sie nicht auch, daß er mit solchem Gaul und in solchem Tempo bald an uns vorbei sein muß?«
    »Ganz entschieden,« antwortete Grimaldi, »das kann sogar nur wenige Augenblicke dauern.«
    »Nun, Joe, halten Sie die Wette auf eine Guinee, daß er uns nicht überholt?« –
    »Ach, wozu solche Possen?«
    »Halten Sie die Wette?«
    »Auf keinen Fall! Es hieße ja, daß ich Sie um Ihr Geld prellen möchte.«
    »Das ist meine Sache,« sagte lachend der Freund; »ich betrachte die Sache aus anderm Lichte und will die Wette sogar noch günstiger für Sie stellen. Ich behaupte, der Mann überholt uns sogar zwischen hier und Dartford nicht.«
    »Topp!« rief da Grimaldi, weil er deutlich sah, daß keine halbe Minute mehr verstreichen konnte, bis der Reiter die Chaise überholt hatte, wenn er nichtdurch irgend einen unvermuteten Zwischenfall aufgehalten würde.«
    »Und nun noch eins,« sagte der Freund, »Lachen oder lächeln Sie nur, so, daß ers zwischen hier und Dartford sehen kann, so haben Sie verloren. Gilts?«
    »Es gilt,« antwortete Grimaldi, höchst gespannt, wodurch seine Reisegefährte die Wette zu gewinnen dächte.
    Er blieb nicht lange in Ungewißheit, der Reiter kam näher und näher. Die Aufschläge erklangen schon dicht hinter der Postchaise, als der Freund ein Pistol aus der Tasche riß, sich zum Schlage hinaus beugte und unter bedrohlichen Gebärden auf den Pächter zielte, der bis dahin von irgendwelcher Gefahr nicht die geringste Ahnung gehabt hatte.
    Grimaldi guckte durch das Fensterchen im Rücksitze und hätte sich vor Lachen, ausschütten mögen, als er sah, welche Wirkung die jähe Bewegung seines Freundes machte. Der ehrliche Landmann riß seinen Gaul fast auf die Erde nieder, um ihn auf der Stelle zum Stehen zu bringen. Die ruhige Geschäftsmiene, die er bisher zur Schau getragen, verwandelte sich in wüstes Entsetzen. Sein bisher tiefgerötetes Gesicht wurde mit Leichenblässe überzogen. Er klopfte seinem Tiere auf den Hals und suchte es auf alle mögliche Art zu beruhigen, während er der Postchaise mit stieren Blicken nachgaffte.
    Eine Minute mochte etwa verstrichen sein, da gewann er die Fassung wieder, gab seinem Gaule die Sporen und sprengte wieder, offenbar in der Absicht, auf der andern Wegseite an der Chaise vorbeizukommen, hinter ihr her.
    Grimaldis loser Freund hatte jedoch diese List vermutet und hielt dem Reiter mit den gleichen bedrohlichenGebärden das Pistol aus dem andern Schlage entgegen, so daß der biedere Landmann, fast noch erschrockener als das erste Mal, sein Pferd abermals anhielt.
    Nach einiger Zeit setzte er jedoch, in etwa dem gleichen Tempo wie die Chaise, seinen Gaul wieder in Trab. Augenscheinlich ging er mit sich zu rate, wie er sich benehmen sollte.
    Grimaldi

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