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Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
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hielt sich in seiner Wagenecke noch immer den Bauch vor Lachen. Er merkte, daß er um seine Guinee war, und wollte nun den Spaß noch ärger treiben, guckte zu dem Zwecke zum andern Wagenschlage hinaus, setzte eine wichtige Amtsmiene auf, nickte dem biederen Landmanne vertraulich zu, hob sogar, wie um ihn zu warnen, den Finger in die Höhe.
    Der Landmann nahm die Warnung ernst, nickte und winkte, ja suchte durch allerhand Pantomimik begreiflich zu machen, daß er sich den Zusammenhang recht wohl erklären könne, daß der Mann mit dem Pistol ein Irrsinniger sei, der sich durch einen unglücklichen Zufall die gefährliche Waffe habe aneignen können.
    Grimaldi tat nichts, ihn aus diesem Wahne zu reißen, sondern suchte ihn vielmehr darin zu stärken, indem er seinerseits ihm verständlich zu machen suchte, daß er der Wärter dieses Narren sei, mußte aber, um dem Pächter nicht hell ins Auge zu lachen, von Zeit zu Zeit mit dem Kopfe in die Kutsche zurückfahren.
    Grimaldis Freund hielt dem Landmanne unverwandt das Pistol entgegen, spielte, um den Eindruck zu verschärfen, hin und wieder mit dem Hahne und zog alle möglichen Fratzen, um sich so recht als Narren aufzuspielen.
    Der Landmann hielt sein mäßiges Tempo inne, blieb auf der andern Wegseite, hätte es in der Gebärdenspracheschier mit dem hervorragendsten pantomimischen Darsteller aufnehmen können und überbot sich, in der Absicht, es Grimaldi gleichzutun, in Achselzucken, Winken und Nicken, sowie allerhand anderen Zeichen, durch die ihm dieser von der Echtheit seiner Teilnahme zu überzeugen suchte.
    Auf diese Weise gelangten sie nach Dartford. Kaum aber hatten sie die Stadt erreicht, so setzte sich Grimaldis Freund wieder in seine Ecke, während Grimaldi seine Guinee aus der Börse langte. Als das Pistol im Wageninnern verschwunden war, drückte der biedere Landmann seinem Gaule die Sporen in die Weichen, versetzte ihm einen derben Schlag mit der Peitsche, und raste zum nicht geringen Entsetzen der gesamten Dartforder Spießbürgerschaft in vollem Galopp durch die Stadt.
    Durch seinen Gewinn kam Grimaldis Freund auf eine andere Wette zu sprechen, die einst der berühmte Sheridan mit dem Prinzen von Wales eingegangen war und die damals in aller Leute Munde war.
    Georg der Vierte war als Prinz von Wales bekanntlich ein sehr loser Herr, der manche Tagesstunde zur Erholung brauchte. Darum war es mit eine Lieblingsbeschäftigung von ihm, im Verein mit Zechkameraden zu den Fenstern ihres Klubhauses auf die Saint-James-Straße hinunter zu gaffen. Sheridan, damals Pächter des Drury-Lane-Theaters, spielte beim Prinzen Georg eine bevorzugte Rolle.
    Beiden war nun wiederholt ein Mädchen in die Augen gefallen, das immer zu einer bestimmten Tageszeit mit einer schweren Traglast Töpferware durch die Straße kam. Der Prinz hatte sich schon wiederholt über das Mädchen geäußert, daß sie nicht bloß über eine bedeutende Leibeskraft, sondern auch über einenicht minder bedeutende Gewandtheit gebieten müsse, um solche Lasten mit solcher Leichtigkeit zu schleppen, ohne in dem großen Menschengedränge nur ein einziges Mal zu straucheln oder nur fehl zu treten.
    Eines Morgens kam sie wieder auf die Straße, diesmal in der Richtung von Piccadilly, entlang. Sheridan machte den Prinzen sogleich auf sie aufmerksam…
    »Königliche Hoheit,« sagte er, »heut hat das Mädchen sogar noch mehr aufgepackt als sonst.«
    »Das kann ich nicht glauben,« erwiderte der Prinz.
    »Und doch meine ich, Recht zu haben,« sagte Sheridan, »der Korb ist heute doch fast noch einmal so groß wie sonst.«
    »Sie scheinen Recht zu haben, Sheridan,« meinte der Prinz.
    »Freilich habe ich Recht, Königliche Hoheit,« sagte Sheridan, »sehen Sie denn nicht, wie sie unter der Bürde wankt? Da, jetzt fällt sie … nein! sie behält das Gleichgewicht und geht weiter. Das arme Ding!«
    Der Prinz hatte keinen Blick von dem Mädchen gewandt, aber nichts von den Vorgängen an ihr wahrnehmen können, die Sheridan bemerkt haben wollte.
    Aber Sheridan fuhr unbeirrt fort, wie wenn er zerstreut mit sich selber spräche:
    »Ganz sicher kommt sie zu Falle, noch ehe sie bis zu dem nächsten Hause gekommen.«
    »Ei was, die fällt nicht,« rief der Prinz, »die ist an die Last, die sie trägt, doch viel zu sehr gewöhnt!«
    »Und doch wird sie fallen,« rief Sheridan.
    »Hundert Pfund wette ich, daß sie nicht fällt,« rief der Prinz.
    »Topp,« rief Sheridan.
    »Topp,« wiederholte der Prinz.
    Knapp vor

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