Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
Vom Netzwerk:
man ihm den guten Glauben seiner Auffassung der Sachlage nicht wohl absprechen. Ich nehme Sie also nur deshalb in eine Ordnungsstrafe von fünf Schilling und erkläre, daß Sie sofort in Freiheit gesetzt werden sollen, sobald Sie diese Strafe erlegt haben. Ihnen aber, Polizist Lukas, rate ich in aller Freundschaft, sich künftighin, besonders inbetreff Ihres Zeugnisses, größerer Gewissenhaftigkeit zu befleißigen.«
    Grimaldi erblickte in dieser Entscheidung eine vollständige Genugtuung, und seine Freunde ebenfalls. Die fünf Schillinge wurden gezahlt, Grimaldi entrichtete sogar noch einen Extra-Schilling für den Büttel, der ihn von Amtswegen bis zur Tür geleiten mußte. Dann begaben sich alle guten Freunde Grimaldis in die dem Sadlers-Wells-Theater nächstgelegene Schänke, den errungenen Sieg zu feiern. Bei einem guten Frühstück machten sie sich über das essigsaure Gesicht lustig, das Lukas gezogen hatte, als der Friedensrichter seinen Spruch fällte, ließen es auch an mancherlei Glossen über die wunderliche Landesgesetzgebung nicht fehlen, die einen Friedensrichter in die Zwangslage setzte, einen Menschen, der als eidbrüchig bekannt war, zum Schwure zuzulassen, weil er Polizist ist, und daraufhin eine von solchem Menschen angezeigte Person in Strafe zu nehmen, trotzdem er von ihrer Unschuld überzeugt ist.
    Sie waren eben in der lebhaftesten Diskussion über dieses Thema, als die Tür aufgerissen und von dem Aufwärter hereingerufen wurde:
    »Meine Herren, Polizist Lukas!«
    Ein allgemeines Gelächter wurde laut, denn alles hielt die Sache für einen üblen Scherz. Auch Grimaldi stimmte in das Gelächter ein. Aber er sowohl alsseine Freunde sollten ihren Irrtum schnell gewahr werden, denn nach wenigen Sekunden erschien Lukas auf der Schwelle.
    Zornig schrie Dubois ihm entgegen:
    »Wie können Sie sich erdreisten, Mann, unberufen hier einzudringen?«
    »Ich habe meines Amtes zu walten,« antwortete Lukas tückisch, »Mr. Grimaldi ist in eine Strafe von fünf Schillingen genommen worden, hat aber weder Streifgeld, noch den üblichen Freilassungsschilling an den Büttel entrichtet. Er ist also nach wie vor in Haft.«
    Grimaldi erwiderte, daß Lukas sich im Irrtum befände, da er beim Friedensrichter bare sechs Schilling entrichtet habe. Seine Freunde bestätigten diese Aussage.
    Lukas aber erwiderte tückisch:
    »Das kann sein, kann auch nicht sein. Sie bezahlen jetzt entweder – vorbehaltlich amtlicher Feststellung Ihrer Aussage – oder Sie folgen mir aufs Amt zurück.«
    Darauf erklärte Grimaldi, daß es ihm gar nicht einfiele, der Aufforderung des Mannes zu folgen.
    »Ei, das wollen wir sehen,« versetzte Lukas und trat auf Grimaldi zu.
    »Keinen Schritt weiter,« rief Grimaldi, außer sich, »oder ich schlage Sie nieder wie einen Hund!«
    Lukas ließ sich aber nicht einschüchtern, sondern fiel über Grimaldi her, riß ihn vom Stuhle, suchte ihn zur Tür hin zu zerren, zerriß ihm dabei Kragen und Weste. Nun aber machte Grimaldi seine Drohung wahr und streckte den Polizisten mit einem Hieb auf die Nase, der einen kräftigen Bluterguß zur Folge hatte, zu Boden.
    Lukas war aber ebenso schnell wieder auf den Beinen, zog seinen Amtsstab aus der Tasche und schicktesich zum Wiederbeginne des Kampfes an, als sich ein bislang unbeteiligter fremder Herr von seinem Stuhle erhob, einen silbernen Stab aus seinem Rocke nahm und ihn drohend dem Ortspolizisten vor die blutige Nase hielt…
    »Ich dulde hier keine Gewalttätigkeit mehr. Wer an dem Falle beteiligt ist, verfüge sich zum Polizeiamt. Ist Mr. Grimaldi – wie ich – nach allem, was ich mitangehört, nicht bezweifle – in seinem Rechte, dann werde ich Sorge tragen, daß auch Ihnen, Polizist Lukas, zuteil werde, was Ihnen von Rechtswegen zusteht.«
    Brummend fügte sich Lukas dem Spruche. Mr. Blamire war nicht wenig verwundert über ihr Wiedererscheinen, erschrak aber nicht wenig, als er des Polizisten blutige Nase erblickte, schien aber den Herrn mit dem silbernen Stabe sehr genau zu kennen, denn er begrüßte ihn mit außerordentlicher Höflichkeit.
    Mr. Blamire forderte zuerst Lukas auf, seine neuerliche Beschwerde vorzubringen. Lukas behauptete, Mr. Grimaldi sei mit dem Strafgelde noch im Rückstande. Mr. Blamire ließ den Schreiber hereinkommen, der aber sogleich, mit einem bedeutsamen Seitenblick auf den Polizisten – erklärte, sowohl der Strafbetrag, als auch der Freilassungsschilling seien pünktlich entrichtet worden.
    »Und Sie haben Hand

Weitere Kostenlose Bücher