Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)
sogleich bar auf den Tisch und traf am andern Morgen sogleich alle notwendigen Vorkehrungen für den Spielabend, trotzdem ihm knapp vier Tage für die Ankündigungen und den Verkauf der Einlaßkarten bloß blieben.
Er war im Besitz eines Empfehlungsschreibens an einen Kapitän Trench, der sich bei jeder Gelegenheit äußerst gefällig gegen ihn zeigte. Mit ihm und seinem Hauswirte Mr. Davis unterhielt er sich zuerst von dem ihm zugestandenen Benefiz-Abend. Die Antworten, die er von den beiden Herren erhielt, waren bezeichnend für den wirklich vornehmen Charakter derselben.
»Ich nehme hundert Logenkarten«, sagte Kapitän Trench, »belege auch die beiden Mittellogen. Sollte ich noch weitere Karten brauchen, so lasse ich sie abholen. Zunächst wollen Sie den Betrag für die hundert Karten mitnehmen.«
»Mir wollen Sie hundert Parterrekarten schicken«, sagte Mr. Davis, sein Hauswirt, »nehmen Sie, bitte, den Betrag dafür sogleich mit. Kann ich noch weitere unterbringen, soll es gern geschehen. Sie bekommen bis zum Abend Bescheid.«
Das Glück war Grimaldi tatsächlich günstig. Am Sonnabend trat schönes Wetter ein. Mittags war bereits das ganze Theater ausverkauft, und sechzehn Gutsbesitzer und Pächter, die erst abends vom Lande hereingefahren kamen, in der Hoffnung, noch Karten zu bekommen, mußten, ohne Eintritt finden zu können, wieder heimkehren.
Die Einnahme an diesem Abend belief sich auf zweihundert Pfund. Außerdem wurde Grimaldi mit vielen Geschenken bedacht, zum Beispiel einer goldnen Tabaksdose, die ihre dreißig Pfund unter Brüdern wert war. Grimaldi wurde auf diese Weise in den Stand gesetzt, Mr. Dibdin mit einem Darlehen unter die Arme zu greifen, das von demselben mit dem größten Danke angenommen wurde.
Am nächsten Montage trat die Londoner Truppe im Crow-Street-Theater auf und spielte daselbst bis zum 29. März. Grimaldi trat nun in zwei Stücken auf, dem »Harlekin Äsop« und »Coa und Zoa«, die so sehr viel Beifall fanden, daß sie gar nicht vom Repertoir schwinden wollten.
Am 30. März reiste die Gesellschaft, nachdem sie von allen Seiten Beweise der größten Gastfreundschaft eingeheimst hatte, wieder nach London. Besonders um Grimaldi rissen sich alle Leute in Dublin. Eine Einladung jagte die andere: hier sollte er zum Mittag-, dort zum Abendessen erscheinen, und keine Stunde war er ohne Wagen. Soviel er auch von irischer Gastfreundschaft gehört und gelesen, die Wirklichkeit übertraf all seine Vorstellungen und Erwartungen.
Es ging ihm wie den meisten Engländern, die den Fuß einmal nach Irland setzen. Der gewaltige Konsum von Whiskey-Punsch setzte ihn in Erstaunen, und er wollte nicht begreifen, wie ein Mensch – und in Dublin galt das von allen Menschen – imstande sein könne, ein Glas nach dem andern hinunterzuschütten, ohne einen Rausch zu bekommen. In der Meinung, daß die Musikanten wohl anders pfeifen möchten, wenn er ihnen ein gleich starkes Getränk von anderm Gebräu vorsetzte, an das sie nicht gewöhnt seien, lud er eine kleine Gesellschaft zum Dreikönigsabend ein und kredenzte ihr einen kräftigen Punsch nachenglischem Ritus, aus Rum gebraut, mit reichlichem Zusatze von Zimt und anderem Gewürz.
Seine Meinung sollte ihn nicht täuschen, denn nicht den vierten Teil der von jedem einigermaßen standfesten Engländer trinkbaren Menge hatten die Irländer genossen, so hatten sie auch schon ihren Rausch weg. –
Mr. Davis zum Beispiel, der von irischem Whiskey-Punsch seine sieben bis acht Schoppen vertrug, ohne daß es ihn rührte, höchstens dann über die verwünschte Mäßigkeit wetterte, die er sich nicht abgewöhnen könnte, wurde nach dem ersten Schoppen englischen Rumpunsches sternhagelvoll aus der Stube geschleift.
Grimaldi hatte das sehr oft zum besten gegeben. Sicher erblickte er hierin einen Beweis für die von ihm aufgestellte Theorie, daß irischer Punsch bei weitem stärker sei als englischer; wir aber möchten meinen, daß Mr. Davis jedenfalls schon vorher diverse irische Punsche vorgesetzt haben mag.
Zwölftes Kapitel
Grimaldi kehrt nach London zurück, erkältet sich und zahlt seine Miete daheim doppelt. – Mr. Charles Farley. – Grimaldis erstes Auftreten im Covent Garden. – Valentin und Orson. – Mutter Gans. – Das geheimnisvolle halbe Dutzend Herren und Damen.
Auf der Rückfahrt nach London hatte Grimaldi sehr schlechtes Wetter und kam durch ein Versehen im Holyheader Postbureau zu dem besonderen Vergnügen, sich mit
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