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Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
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natürlich mit seinem gerechten Zorn nicht zurückhalten, sondern machte seiner Entrüstung darüber ungescheut Luft. Endlich hatte er gehofft, es durch seinen persönlichen Einfluß dahin zu bringen, daß ein Gesetz gegen den unberechtigten Nachdruck englischer Bücher erlassen würde, und damit fand er nirgend auch nicht den geringsten Anklang. Seine gründliche Verachtung gegen dies amerikanische Piratentum und gegen fast alle Einrichtungen des großen Staatswesens, sowie seinen Widerwillen gegen die Amerikaner an sich, gegen ihr Menschentum, ihren Snobismus, ihren teils recht verlogenen Lebenswandel und ihren ekelhaften Geschäftsgeist legte er in den erwähnten Noten zur allgemeinen Zirkulierung (1842) und in Martin Chuzzlewit (1843) nieder. Letzterer Roman enthält die wütendsten Ergüsse seiner ausfallenden Satire und die bissigsten Übertreibungen in der Karikierung seiner Personen, z. B. des Architekten Pecksniff und der Hebeamme Mrs. Gamp mit ihrem Idol Mrs. Harris. Es ist wohl das bitterste, was überhaupt gegen das Erblaster des heuchlerischen Cant geschrieben worden ist, und Mr. Pecksniff kann sich sehr gut neben Molières Tartuffe behaupten. Allerdings sah er bei seinem scharfen Auge und seiner blühenden Phantasie alles greller, als es in Wirklichkeit war, und vergebens widerrieten ihm gute Freunde den allzu lebhaften Ausdruck seines Widerwillens. In solchen Dingen war ihm aber schwer beizukommen. Das einzige, was sie erreichten, war die Unterdrückung des geplanten Mottos zu den Noten : »Auf eine Frage des Richters bemerkte der Bank-Advokat, diese Sorten Noten zirkulierten am allgemeinsten in den Ländern, wo sie gestohlen und gefälscht seien. Gerichtsverhandlungen in Old Bailey .« Jedenfalls muß man seine obenerwähnte Verstimmung in Anschlag bringen, um die übrigens glänzend hingemalten Bilder von den amerikanischen Zuständen richtig zu würdigen.
    Nach der Rückkehr aus Nordamerika ließ sich Dickens auf zwei Dinge ein, die für sein späteres Leben nicht ohne Folgen blieben: er gründete eine Zeitung, zu deren Leitung er doch nicht der berufene Mann war, und er nahm seine jüngere Schwägerin Georgine zu sich, die ihm, ebenso wie vorher Mary, in geistiger Beziehung bald bedeutend näher trat als seine Frau.
    In das Jahr 1844 fällt ein längerer Aufenthalt in Italien, Ende Juni 1845 landete er wieder in England, um schon ein Jahr darauf, am 30. Mai 1846, abermals England zu verlassen. Er reiste über Ostende, Verviers, Coblenz, Mannheim, Straßburg und Basel in die Schweiz, wo er einige Zeit in Lausanne verblieb, dann in Genf der Revolution (Aufstand gegen die Jesuiten) beiwohnte und dort am 9. November seinen Dombey abschloß. Hierauf fuhr er in fünf Tagen mit drei Wagen (einer für die Kinder, einer für das Gepäck und der dritte für ihn und seine Frau) nach Paris, wo er zu dreimonatigem Aufenthalte am 20. November eintraf.
    Es ist bemerkenswert, wie in Beziehung auf diese verschiedenen Reisen die Stimmung bei ihm wechselt. Ihm liegt daran, seiner selbst und seiner Arbeit wegen, einen ruhigen, abgelegenen Aufenthaltsort zu finden, wie in Lausanne, aber dann ergreift ihn plötzlich wieder die alte Unrast: es fehlt ihm der Londoner Straßenlärm, und ohne diesen Faktor fühlt sich die Schwinge seiner Phantasie gelähmt. »Meine Figuren«, sagt er einmal von sich selber, »kommen ins Schwanken, sobald sie nicht eine Masse Volks um sich haben.« Man sieht, der gewiegte Menschenschilderer versteht auch sich selbst zu beobachten; denn da ihm für eine ruhige einfache Erzählung in der Tat die nötige Stimmung fehlt, so muß man diese Bemerkung über seine Schaffensart als durchaus treffend bezeichnen. Und an einer anderen Stelle berichtet er, wie ihn selbst nachts der Gedanke beunruhigt, daß er nicht in einer Londoner Straße herumlaufen könne, wenn ihn gerade die Lust dazu anwandle. »Ich werde meine Gespenster nicht los, wenn ich mich nicht in einem Volksgedränge bewegen kann.«
    Hierbei ist hauptsächlich in Betracht zu ziehen, daß er seiner Phantasie, obgleich sie vieles vertrug, allzu Starkes zumutete, indem er gleichzeitig verschiedene Romane anfing, und er sich infolgedessen fortwährend aus dem einen Milieu ins andere hineinleben und umstimmen mußte. Und das erträgt auf die Dauer kaum die willigste und ergiebigste Einbildungskraft.
    Bei seinem bereits erwähnten längeren Aufenthalte in Paris lernte er alle dortigen Größen und Berühmtheiten kennen und wurde mit weit mehr

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