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Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
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als der gewöhnlichen Pariser Höflichkeit aufgenommen, ja geradezu angeschwärmt . Diese Anerkennung tat ihm umso wohler, als sie sich in viel gebildeteren Formen kundtat als beispielsweise bei den Amerikanern. In Deutschland hielt er sich nicht lange auf und mochte es wohl auch darum nicht, weil ihm die Sprache zeitlebens fremd geblieben war. Infolgedessen nahm er auch von der deutschen Literatur wenig Notiz, und das wenige rührte nur aus Übersetzungen her.
    Zu allen seinen zahlreichen sonstigen Arbeiten übernahm er nun noch die Herausgabe der »Household-Words« (Hausworte) und damit journalistische Verpflichtungen gegen das Publikum, wahrend er gleichzeitig seinen »Copperfield« in Monatsheften erscheinen ließ. Vor dem Beginne dieses Romanes besuchte er zum ersten Male Yarmouth, seinen Geburtsort, aus dem er aber schon seit seinem zweiten Jahre entfernt gewesen war; die prächtigen Seebilder im Copperfield sind also aus der unmittelbarsten Anschauung geschöpft. Daß auch die Charaktere in diesem wie in fast allen anderen Romanen auf Porträts beruhen, ist leicht herauszukennen, wenn man dichterisches Schaffen einigermaßen versteht. Forster zählte alle seine Bekannten auf, die ihm Modell gesessen haben. Oft hat dies zu Unzuträglichkeiten Anlaß gegeben: das Modell zu Harald Skimpoln war z. B. sein Freund und Kollege, der bekannte Schriftsteller und Byronbiograph Leigh Hunt. Daß dieser nun mit völliger Anschaulichkeit porträtiert wurde, aber in einem Charakter, der schließlich auf einen vollkommenen Lumpen hinauslief, mußte die Freunde doch verletzen. Dickens beruhigte sie damit, daß er seinen eigenen Vater ja in ähnlicher Weise nach dem Leben abgezeichnet habe. Jedenfalls war dieser Zug für die Dickenssche Art zu sehen charakteristisch, ob es auch als kein Milderungsgrund für dies Freundschaftsstück anzusehen war, daß eine Natur wie die Skimpoles eben als Lump endigen mußte. Erfreulich war es da immer für mich, zu sehen, daß Dickens in Dora nicht seine Frau Käthe, sondern eine frühere Jugendliebe geschildert hat: aber Jip, der Mops, und Grip, der Rabe, haben wirklich existiert. Aus der Virtuosität in der Schilderung dieser Haustiere kann man jedenfalls noch mehr als aus seinen menschlichen Porträts die sympathische Beobachtung alles wirklichen Lebens erkennen, die nicht auf bloßem Verständnis, sondern auf einem völligen Mitleben und Mitfühlen beruhte.
    Dickens hatte sich aber in dieser Zeit mit der Übernahme so vieler Arbeiten, der Herausgabe von Wochenschriften und Zeitungen neben der gleichzeitigen Abfassung verschiedener Romane entschieden zuviel zugemutet. Aber der Wechsel in seinem Schicksal vom armen Jungen zum reichen Manne war zu schnell gekommen, und er lebte nun in einer Art von ungezähmtem Drange zum Erwerb, er häufte seine Arbeiten auf unnatürliche Weise und sann unaufhörlich auf Mittel, sein Vermögen zu vergrößern. Schon im dreiundzwanzigsten Jahre hatte er durch seine Skizzen allein eine feste Einnahme von ungefähr 8000 Mark gehabt, ein Jahr darauf, nachdem die ersten Pickwickhefte in 400 Exemplaren gedruckt waren, stieg mit dem vierten Hefte die Zahl der Abonnenten auf 40 000, und so ging es immer weiter und weiter.
    Julian Schmidt , der ein prächtiges Porträt von Dickens entworfen hat, zieht hier einen sehr anschaulichen Vergleich zwischen ihm und Walter Scott. Er sagt: Dieser sonst durch und durch geistig wie körperlich gesunde Mensch hatte die Marotte, ein gotisches Schloß mit Park besitzen zu wollen; zu diesem Zweck spannte er seine ohnehin riesige Arbeitskraft über die Maßen an und gab sich zu einer Spekulation her, die schließlich seinen Ruin nach sich zog. Aber es ist in beider Verhalten ein großer Unterschied. W. Scott betrieb die Spekulation als etwas, das zu seinem eigentlichen Leben gar nicht gehörte, und er schloß seinen Vertrag mit dem Buchhändler und ließ diesen dann gewähren. In seinem eigentlichen Leben war weder von seinen Romanen noch von seinen Spekulationen die Rede: er war der immer lustige Gentleman, der seine Bäume pflanzte, Antiquitäten aufkaufte und jedes gesellige Vergnügen unbefangen mitmachte. Seine Spekulation war aller Welt ein Geheimnis. Daraus ergab sich freilich, daß er selber nicht wußte, wie es um ihn stand, daß ihn der tödliche Schlag völlig unvorbereitet traf.
    Dickens dagegen nahm die Spekulation ganz ernsthaft in sein eigentliches Leben auf; er grübelte und verhandelte darüber gerade so ausführlich

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