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Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
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wie über die Konzeption seiner Romane. Es war nicht allein die Gewinnsucht, die ihn bestimmte; es kam etwas anderes ins Spiel. Dickens hatte von der Natur einen großen Überschuß an Kräften erhalten, er hatte Nerven von Stahl. Unablässige Anstrengung war ihm Bedürfnis: als Fußgänger und Reiter machte er alle seine Freunde zu schanden; so kolossal sein poetisches Schaffen war, es genügte ihm nicht, er bedurfte Anstrengungen anderer Art!
    Ein weiterer Unterschied: Scott fehlte das, was man bei Dichtern Eitelkeit zu nennen pflegt, in einem Maß, wie es in der Weltgeschichte noch nicht vorgekommen ist. Er war seinerzeit ohne Zweifel der gefeiertste Autor in Europa, aber keiner durfte ihm davon reden. Es hatte ihm Vergnügen gemacht, seine Romane zu schreiben, und er gewann durch sie ein großes Vermögen; weiter wollte er nichts davon wissen. Dickens dagegen bedurfte einer starken Resonanz: der Jubel, der ihm von allen Seiten entgegenscholl, die Festreden, mit denen man ihn in einer Weise überschüttete wie keinen anderen Sterblichen, reichten ihm nicht aus; er hatte das Bedürfnis, die Wirkung seines Schaffens unmittelbar vor Augen zu sehen. Er las seine Werke gern vor, er unternahm große theatralische Aufführungen, in denen er eigentlich alles war, Held, Direktor, Regisseur, Maschinist usw. Das war alles zunächst reiner Tätigkeitsdrang und Bedürfnis auch unmittelbar sinnlicher Anerkennung: erst allmählich kam er dahinter, daß es auch eine wichtige Erwerbsquelle werden könne, und nun verfolgte, er es mit fieberhafter Hast. Es wäre (besonders in seinen späteren Lebensjahren) besser für ihn gewesen, wenn er wie Hume gesagt hatte: Ich bin reich, fett, faul; daher mag ich nicht mehr schreiben!
    In den letzten Jahren seines Lebens unternahm er die zweite Reise nach Amerika (1867-68) gegen den Rat aller seiner Freunde. Forster spricht sich mißbilligend darüber aus, weil er seinen Kräften zuviel zumutete und dadurch sein Ende beschleunigte. Mir ist ein anderer Grund, den Forster nur leise andeutet, wichtiger. Bei solchen mit Hetzjagd betriebenen Vorlesungen gibt man doch eigentlich dem Publikum eine Schaustellung seiner Person; diese wird bezahlt, nicht der Vortrag selbst, den man ja zu Hause bequemer haben kann: man will den berühmten Mann sehen und hören und zahlt dafür ein Honorar. Es ist eine Unterschiebung niedrigerer für höhere Ziele, ein Hinabsteigen von einem edleren Beruf zum gewöhnlichen, und es trägt so sehr den Charakter einer öffentlichen Bloßstellung für Geld, um mit der Frage der Achtung vor seinem Beruf als Schriftsteller auch die Frage der Achtung vor sich als Gentleman in Anregung zu bringen. Meinem Gefühl widerstrebt diese Schaustellung durchaus, aber doppelt in diesem Fall, da Dickens vorher den Amerikanern die blutigsten Insulten ins Gesicht geschleudert hatte. Auch hier war das Bedürfnis der Aufregung wieder ein ebenso starkes Motiv als die Absicht des Gewinnes. In dieser Beziehung liegt im Leben von Dickens etwas Ungestümes, Hastiges, Friedloses, was den Idealen seiner Dichtung widerspricht: denn hier scheint eine ruhige, behagliche, durch keine Stürme angefochtene Existenz das höchste Ziel der Wünsche. Die Ideale des Dichters und des Menschen deckten sich nicht.
    Vielleicht war er sich selbst nicht im vollen Maße bewußt, wie sehr sein Verlangen, ein öffentlicher Vorleser zu werden, nur das Resultat der ruhelosen häuslichen Unzufriedenheit der letzten vier Jahre war, von denen weiter unten des Näheren die Rede sein wird, und daß er, indem er diesem Verlangen und den davon unzertrennlichen wandernden Gewohnheiten nachgab, jeder Hoffnung entsagte, sein gestörtes häusliches Glück wiederherzustellen. – Dies behaupten auch Schmidt und Forster .
    Im Copperfield , um nun wieder auf diesen Roman zu sprechen zu kommen, hat Dickens die Natur seines Talentes dargelegt. Schon als Kind ein scharfer Beobachter, bewahrte sein Gedächtnis alle empfangenen Bilder treu und unverwischbar. Da er an den Spielen seiner Kameraden nicht teilnehmen konnte, sah er ihnen aufmerksam zu und prägte sich jeden Zug ihrer Gesichter ein. Im Schuldgefängnis seines Vaters beobachtete er jeden Gefangenen, fragte nach seiner Geschichte und ergänzte sie aus eigenen Mitteln. Dann las er eifrig, las immer und immer wieder, und sah so die Welt nicht nur mit seinen eigenen hellen Augen an, sondern auch mit den Augen seiner Romanverfasser, deren Figuren ihn veranlassen, ähnliche Erscheinungen

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