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Delta Operator (German Edition)

Delta Operator (German Edition)

Titel: Delta Operator (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marco Gruber
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später, als bei einem Mord in Manhattan. Lag wahrscheinlich daran, grinste Dobbs und strich sich über seinen dunklen Kinnbart, dass in Manhattan ein oder zwei Morde weniger pro Tag passierten – ganz grob gerechnet.
     
    Weitere zwanzig Minuten später hatte Dobbs seinen Wagen in der stockdunklen Tiefgarage eines schäbigen Wohnblocks geparkt und befand sich im Lift nach oben. Er verließ die stickige Kabine und überwand die kurze Distanz durch den dreckigen Flur. Als er den Schlüssel ins Türschloss steckte, hörte er das metallische Klingeln des alten Telefons. Dobbs Herzschlag erhöhte sich, sein Mund fühlte sich trocken an. Wer wusste von dieser Nummer und wer rief ihn um diese Uhrzeit an? Es war mitten in der Nacht und er erwartete keinen Anruf. Das Telefon klingelte unbeeindruckt weiter, ein terrorisierend lautes Geräusch inmitten der totenstillen Wohnung. Dobbs schwitzte, als er nach dem Hörer griff.
    „Hallo!“ sagte er vorsichtig.
    „Dobbs?“ vernahm er die Stimme am anderen Ende der Leitung. Eine irgendwie sehr bekannte Stimme, dachte Dobbs, der sich unbewusste versteift hatte.
    „Ja, ich bin dran. Wer zum Henker …“
    „Sehr gut“ , unterbrach ihn die Stimme barsch.
    Dobbs hielt die Luft an, er fühlte sich ertappt, überführt,… Er hatte keine Ahnung, was er tun sollte, deswegen hörte er weiter zu.
    „Sergeant, ich habe wieder Verwendung für Sie.“
    Dobbs erstarrte, als er die Stimme erkannte. Sein Mund fühlte sich trocken an und sein Herz raste. Es war nicht die Polizei, es war auch nicht sein Auftraggeber, der von dem Fiasko vie lleicht bereits erfahren hatte. Es war …
    „Sind Ihre Sachen gepackt?“ hörte Dobbs den Mann am anderen Ende der Leitung fragen.
    Dobbs schluckte und schloss die Augen. Es war verdammt lange her, seit er zuletzt diese Stimme gehört hatte – beinahe eine Ewigkeit.
    „Selbstverständlich, Sir.“
     
     
    Lake Skegemog, Michigan, USA
    20.Juli 2016
     
    Das kleine Motorboot glitt langsam über die spiegelglatte Oberfläche des Lake Skegemog, der vom etwas größeren Elk Lake abzweigte und im Nordosten des riesigen Binnenmeeres Lake Michigan an der Grenze zu Kanada lag. Die Sonne stand noch sehr tief im Osten und warf lange Schatten der abgestorbenen Baumstümpfe, die mitten aus dem See ragten, über das tiefblaue seichte Wasser. Einzelne Seemöwen und ein Kormoran glitten lautlos durch die warme Morgenluft, immer Ausschau nach einem lohnenden Fang unterhalb der Wasseroberfläche haltend.
    Joseph Theodor Gibson hatte seinen Fang für heute schon gemacht. Zufrieden betrachtete er die beiden Regenbogenf orellen in dem Kübel mit Seewasser, die er draußen auf den ruhigen Gewässern des Sees geangelt hatte. Er hätte auch Gelbbarsche oder einen Hecht aus dem Wasser ziehen können, wenn er sich nur ein bisschen mehr in Geduld geübt hätte, doch irgendwie verspürte er heute eine unerklärliche Unruhe, die ihn seinen morgendlichen Angelausflug nicht richtig genießen ließ und die ihn nun nach Hause trieb. Und Joe Gibson war ein Mann, der auf seine Intuition hörte. Sie hatte ihm schon mehrmals ausgezeichnete Dienste erwiesen und mehr als einmal das Leben gerettet – früher, in einem anderen, aufregenderen Dasein als jenes, das er jetzt fristete.
    Er manövrierte das kleine Boot durch die unzähligen abg estorbenen Baumstümpfe, wich Sandbänken und Untiefen, sowie den gefährlichen Felsbrocken aus, die auf seiner Karte eingezeichnet waren und näherte sich schließlich dem östlichen Ufer des Sees. Durch vereinzelte Nebelschwaden, die sich im Laufe des Vormittages noch auflösen würden, konnte er nun bereits den Waldrand und sein direkt davor geparktes Wohnmobil erkennen, das er sich vor zwei Jahren, ein paar Monate nach seinem unschönen Abschied von den Special Forces gekauft hatte. Und seine nach wie vor scharfen Augen erkannten auch den dunklen Wagen, der direkt daneben parkte.
    Gibsons Laune verschlechterte sich. Wenn man hier dra ußen Besuch bekam, dann hieß das im Allgemeinen, dass man irgendein Problem hatte. Er spähte gegen das wärmer werdende Sonnenlicht und versuchte zu erkennen, wer da auf ihn wartete. Der Außenborder tuckerte eintönig und trieb das kleine Boot weiter auf das Ufer zu. Gibson spähte hinüber zu dem Wagen und erkannte, dass eine Person ausstieg, die Tür zuwarf und sich dem Ufer näherte.
    Sein Gefühl der Unruhe hatte sich hiermit bestätigt, dachte Gibson, der dummerweise keine Waffe dabei hatte und nur hoffen

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