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Delta Operator (German Edition)

Delta Operator (German Edition)

Titel: Delta Operator (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marco Gruber
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Anschlag umrundete Dobbs das nur mehr langsam ausrollende Auto und behielt dabei die Umgebung im Auge. Noch bevor irgendjemand hätte reagieren könnte, krachte weiterer grober Schrot in die andere Seite des Wagens. Eine blutige Hand stemmte zaghaft die Beifahrertür auf und Dobbs konnte den kleinen Trommelrevolver sehen, den die krampfhaft verkrümmten, zitternden Finger umklammerten. Er zögerte nicht und pumpte eine weitere Ladung Schrot ins Innere des Wagens. Dobbs hörte ein animalisch klingendes Gurgeln, dann rutschte langsam ein Bein mit weißen, blutigen Turnschuhen aus der Türöffnung. Noch bevor das zuckende Bein den staubigen Boden berührt hatte, feuerte Dobbs erneut. Die Heckscheibe zersplitterte und krachte nach wenigen Augenblicken völlig in sich zusammen. Wieder lud Dobbs die Waffe durch und sah sich rasend schnell im Hof um. Als er niemand anderen entdecken konnte, wagte er sich einen Schritt nach vorne und spähte durch die zertrümmerte Scheibe ins Innere des Wagens. Der süßliche Geruch von Blut mischte sich unter den wabernden Pulverdampf, der den schwarzen Wagen umgab. Er sah den Fahrer, einen dicken Afroamerikaner, dessen nackter Oberkörper blutverschmiert war, über dem Lenkrad hängen. Das Gesicht des Fahrers war nicht mehr da, sondern hatte sich zusammen mit der halben Frontscheibe über die Kühlerhaube verteilt.
    Doch der Kerl war es nicht, er war viel zu fett, dachte Dobbs.
    Am Beifahrersitz hing kopfüber ein weiterer Mann, ebenfalls ein Schwarzer, den Dobbs nicht kannte und auch nicht mehr kennen lernen sollte. Dobbs verzog das Gesicht und sah sich die Rückbank des Wagens genauer an. Der einzig weitere Insasse – neben ihm auf der Rückbank befand sich ein Kasten deutsches Bier, oder die Reste davon – sah Dobbs mit großen Augen aus einem schmerzverzerrten und überraschten Gesicht an. Ein Gesicht, das Dobbs absolut nichts sagte. In der Mitte der Brust des Mannes klaffte ein riesiges Loch, durch das er Luft mit einem schmatzenden Geräusch einsog. Dobbs blickte in die Augen des sterbenden Mannes und schüttelte scheinbar bedauernd den Kopf. Dann roch er das Bier, das aus den zersplitterten Flaschen auf das schwarze Leder der Rückbank sickerte und bekam plötzlich Durst. Kurz lächelte er über die Ironie der Situation, in der er sich befand. Der Mann stöhnte kraftlos, sein Körper zitterte unkontrolliert. Dobbs hatte kein Mitleid mit ihm, als er ihn noch einmal betrachtete.
    „Scheiß tag, was?“, grinste er humorlos. Dann feuerte die Remington ein weiteres, letztes Mal.
     
    Bruce Dobbs war nicht zufrieden, als er sich durch die schmalen Gassen der Bronx davonstahl. Er war sich sicher, dass ihn niemand erkannt hatte. Als überall Lichter aufgeflammt und die ersten Neugierigen aufgetaucht waren, hatte er die Remington unter dem Mantel verschwinden lassen und war abgehauen. Wahrscheinlich würde man sich nur an einen dunklen Schatten erinnern, der die Straßen von ein paar Crack-Junkies befreit hatte. Und niemand würde den Typen nachweinen, die er heute Nacht erledigt hatte. Da war sich Dobbs sicher. Wahrscheinlich würden die Cops, die irgendwann in den nächsten Minuten am Tatort eintreffen würden, ihm heimlich sogar dankbar sein für die Arbeit, die er den Gerichten erspart hatte. Doch Dobbs war das egal. Ihm wäre lieber gewesen, er hätte seinen Auftrag erfüllt. Nur darauf kam es schließlich an, wenn er Geld sehen wollte. Er war noch neu in diesem Geschäft und hatte sich noch keinen Namen gemacht. Und mit solchen Misserfolgen kam man nicht gerade weiter. Nur wer fehlerfrei und absolut eiskalt war, hatte eine Chance, an Geld zu kommen. Und Dobbs wollte, brauchte Geld. Unbedingt.
    Es waren nur drei verdammte Nigger in dem Auto gew esen, für die er keinen Cent sehen würde. Sein eigentliches Ziel war irgendwo anders, wahrscheinlich zugedröhnt bis unters Dach und genoss einen weiteren Tag seines beschissenen Lebens. Eigentlich sollte es der letzte Tag in seinem Leben gewesen sein, wenn es nach Dobbs und seinem Auftraggeber gegangen wäre, aber das war ja nun anders.
    Meine Güte, es war einfach nur Pech!
    Dobbs fühlte sich jetzt eigentlich sicher. Er war schon zehn Minuten unterwegs und mittlerweile weit genug vom Tatort entfernt. Der Mantel und die Remington lagen im Kofferraum seines Chryslers, den er ein paar Blocks weiter geparkt hatte und den er jetzt durch die nächtlichen Straßen der Bronx lenkte. Außerdem kamen die Bullen in dieser Gegend wesentlich

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