Delta Operator (German Edition)
hielt Baxter inne und horchte. War da nicht irgendein Geräusch gewesen, dachte er und sah zur Seite. Alles in dem großen Wohnraum der Hütte war tadellos aufgeräumt und in Ordnung, alle Dinge waren genau da, wo sie sein sol lten. Baxter sah sich noch einmal genauer um, doch er konnte nichts entdecken. Der alte Mann war sich aber sicher, irgendetwas gehört zu haben, deshalb hielt er die Luft an und lauschte aufmerksam. In den letzten Wochen war in einige der anderen Hütten hier auf Bowen Island eingebrochen worden. Meistens waren es nur kleinere Vandalenakte von randalierenden Teenagern gewesen, doch man konnte nie wissen. Baxter war ein vorsichtiger Mensch, war dies immer schon gewesen, auch früher, als er noch in Seattle gearbeitet hatte. Nur deshalb, weil er so besonnen und vorsichtig war, hatte er es überhaupt bis zum Chefkonstrukteur bringen können, da war er sich sicher. Doch das alles lag lange zurück und war vorbei.
Es war totenstill, Baxter hörte nur seinen eigenen, ruhigen Atem. Er hielt noch ein paar Sekunden inne, dann schüttelte er lächelnd den Kopf und tadelte sich für seine Ängstlichkeit.
Du bist hier auf Urlaub, Cliff, sagte er sich. Entspanne dich und schalt mal ab. Du hast es verdient. Baxter stellte die Box mit dem toten Fisch auf die Arbeitsplatte der kleinen Küche. Er würde den Lachs filetieren und danach zubereiten. Als er an den Geschmack des weißen, festen Fleisches dachte, bekam er Hunger. Dann fiel ihm das Angelzeug ein, das noch unten am Steg war und er entschied, es gleich zu holen, bevor er es ve rgaß. So wie er viele Dinge in letzter Zeit einfach vergessen hatte, dachte Baxter trübsinnig. Zu viele Dinge …
Seine Anglerstiefel knirschten im groben Kies der Zufahrt, als er hinunter zum Wasser ging. Er fand seine Ausrüstung und kehrte zum Haus zurück. Als er wieder die kleine Veranda be trat, kontrollierte er die Angel und stellte sie dann zu den anderen in das Gestell. Er ging in die Küche zurück und öffnete die Box mit dem Lachs. Die dunklen Fußabdrücke auf dem Läufer im Wohnraum fielen ihm nicht auf. Auch die dunkle Gestalt, die sich hinter der Eingangstür verbarg, sah er nicht.
Baxter hatte nur Augen für sein Abendessen, das in der r oten Box in der Küche auf ihn wartete.
Als er das Knarren der Dielen direkt hinter sich hörte und erschrocken herumwirbelte, war es bereits zu spät. Baxters A ugen weiteten sich aus Angst vor dem großen Mann, der keine drei Meter vor ihm stand. Baxter konnte das Gesicht des Mannes gegen die untergehende Sonne, die durch die offen stehende Holztür am Eingang schien, nicht erkennen. Er war unfähig, irgendetwas zu sagen oder sich zu bewegen. Sein verkrampfter Körper war erstarrt, seine Blicke wanderten ungläubig vom dunkel verschwommenen Gesicht des Mannes zu dessen behandschuhten Fäusten, die sich langsam erhoben.
„Was …, Wer …,“ stammelte Baxter und wich instinktiv zurück, bis er mit dem Rücken an der Arbeitsplatte anstieß. Der Mann kam weiter auf Baxter zu, und hielt sich dabei angriffslustig mit leicht vorgebeugtem Oberkörper.
„Mach keinen Scheiß Opa, dann wird dir nichts passieren …“ knurrte er, sein breiter Brustkorb war nur mehr knapp eineinhalb Meter von Baxter entfernt. Panik stieg in dem alten Mann auf, dann preschte er urplötzlich vor. Baxter zielte auf die kleine Nische zwischen dem Mann und der Arbeitsbank der Küche. Dort wollte er durchschlüpfen und dann entkommen. Er schoss vorwärts und erahnte die Bewegung neben ihm nicht einmal, als der andere Mann seinen Arm hob.
Die Faust landete knackend an Baxters Schläfe und schic kte ihn polternd zu Boden. Baxters Welt drehte sich, dann krachte sein Gesicht auf die dunklen Bretter des Wohnraums. Sämtliche Luft entwich aus seinen Lungen, er konnte nicht mehr atmen. Als er sich keuchend und nach Luft ringend mühsam auf den Rücken drehte, tanzten schwarze Punkte vor seinen Augen. Ihm war schwindlig und sein Kopf dröhnte. Ein stechender Schmerz schoss von seinem rechten Auge direkt in sein Gehirn und trübte seinen Blick. Tränen sickerte aus seinen Augen und brannten in der klaffende Platzwunde, die vom Aufprall auf den harten Boden herrührte. Der Mann beugte sich über ihn und füllte nun sein gesamtes, sehr eingeschränktes Blickfeld aus. Baxter weinte, er wollte nicht sterben.
„Ich hab dir doch gesagt, dass es eine beschissene Idee ist, du verdammter Idiot!“ fauchte der Mann, dessen Gesicht Ba xter nun das erste Mal sah. Nie
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