Delta Operator (German Edition)
würde er das breite Grinsen vergessen, mit dem der Mann ihn ansah.
Niemals.
Marine Corps Stützpunkt, Quantico, Virginia
7. August 2016
Der groß gewachsene Marine in der gesprenkelten Tarnuniform betrachtete einige Sekunden lang den Ausweis, den er in Händen hielt. Einige Sekunden zu lange, fand Bruce Dobbs, der hinter dem Steuer des dunkelblauen Chrysler saß und den Torposten angespannt beobachtete. Dann dachte er daran, dass diesmal alles rechtens und der Ausweis keine Fälschung war, und er versuchte sich zu entspannen. Schließlich reichte der Marine den Ausweis durch das offene Fenster zurück in den Wagen.
„Willkommen in Quantico, Sergeant“, brummte der du nkelhäutige Wachposten. Dann trat er zur Seite und betätigte den Knopf für die elektrische Schranke am Haupteinfahrtstor des Stützpunktes. Dobbs nickte dem Mann zu und gab Gas.
Ein paar Minuten später lenkte er seinen Wagen an der FBI-Akademie vorbei um danach auf den großzügigen Bes ucherparkplatz einzubiegen. Dobbs parkte den Wagen und der Motor erstarb. Bevor er ausstieg, fiel sein Blick in den kleinen Spiegel der Sonnenblende, die er gegen das grelle Licht heruntergeklappt hatte. Was er sah, gefiel ihm nicht schlecht. Die Schiffchenmütze, passend zum khakifarbenen Hemd, das er trug, saß leicht schief auf seinen kurz geschorenen Haaren. Den Kinnbart hatte er sich abrasiert, er war nur mehr eine Erinnerung an die schlechte Zeit, die hinter ihm lag. Jetzt war er wieder im Corps, dachte er stolz. Und die Befehle, die er bis jetzt ausgeführt hatte, waren ganz nach seinem Geschmack gewesen. Recht unkonventionelle Befehle zwar in jeder Hinsicht, doch Dobbs war nicht zimperlich und hatte deshalb nicht einmal mit der Wimper gezuckt, als er sie ausgeführt hatte. Er war schon gespannt, wie seine neuen Aufgaben wohl aussehen würden.
Sergeant Bruce Dobbs ließ den Wagen auf dem Parkplatz zurück und marschierte über den sirrend heißen Asphalt auf das Kommandogebäude zu. Das große, graue Gebäude vermi ttelte einen kraftvollen, beinahe unzerstörbaren Eindruck – ganz so, wie es der Architekt und der damalige kommandierende General des Corps wahrscheinlich geplant hatten.
Dobbs salutierte dem Posten am Eingang und betrat das Gebäude. Wenige Minuten später stand er im Vorzimmer des Stützpunktkommandanten und meldete sich bei einem Corp oral an, der hinter einem kleinen Schreibtisch saß und schwitzte. Der Corporal betätigte die Gegensprechanlage und bedeutete kurz darauf Dobbs, dass er zum Kommandanten eintreten dürfe.
Als Dobbs schließlich vor dem Schreibtisch des Mannes stillstand, der ihn reaktiviert hatte, klopfte sein Herz und er war aufgeregt.
„General, Sergeant Dobbs meldet sich wie befohlen, Sir!“
Dobbs Blicke waren geradeaus gerichtet, seine breiten Schultern spannten sich unter dem frisch gebügelten Hemd. Er wagte es nicht, dem Offizier ins Gesicht zu blicken, bevor di eser ihn angesprochen hatte.
„Rühren, Sergeant“ , sagte General Cliff Garrett ruhig. Der rothaarige Zweisternegeneral betrachtete den Mann, der vor seinem Eichenholzschreibtisch stand, aufmerksam. Dobbs entspannte sich ein wenig, sofern man von einem entspannten Marine überhaupt jemals sprechen konnte. Der groß gewachsene Mann sah noch eindrucksvoller aus, als Garrett ihn in Erinnerung hatte. Dobbs schien noch an Gewicht zugelegt haben, was jedoch nicht von übermäßigem Biergenuss herzurühren schien. Die kraftvollen Oberarme schienen das kurzärmelige Hemd beinahe zu zerreißen, die ausgeprägte Brustmuskulatur war nicht zu übersehen. Garrett sah den Mann zufrieden an und deutete auf einen Stuhl, der gegenüber dem überdimensionalen Schreibtisch stand.
„Sergeant, setzen Sie sich und berichten Sie mir von Kan ada“, begann er.
Dobbs kam der Einladung unverzüglich nach und nahm auf dem für ihn zerbrechlich aussehenden Stuhl Platz. Dann e rzählte er Garrett, wie er dessen Befehl ausgeführt hatte.
Der General lehnte sich in seinem Ledersessel zurück und hö rte ihm aufmerksam zu.
„Ist der Mann – kooperativ?“, fragte Garrett, als Dobbs fertig war.
Der breitschultrige Marine schüttelte bedauernd den Kopf.
„Nein, Sir. Er schweigt beharrlich. Stufe Eins unseres Verhörs war nicht erfolgreich.“
Garrett verzog missmutig das Gesicht.
„Stufe Zwei wird der alte Mann wahrscheinlich nicht durchstehen, Sergeant. Wir werden uns was anderes überlegen müssen, um ihn zum Sprechen zu bringen.“
„Das
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