Delta Operator (German Edition)
dem Colonel die Befehle zurück.
„Einen Augenblick, Colonel!“, sagte Field, während er sich umdrehte. „Ich werde Ihre Anfrage bestätigen lassen, dann hole ich nur noch die Codekarte für den Siebenunddreißiger. Wird höchstens ein paar Minuten dauern, Sir.“
Bremner nickte und gab dem Mann zu verstehen, dass er hier warten würde. Dann war der Sergeant weg und Bremner atmete tief durch. Nicht zum ersten Mal in dieser Nacht.
Siebzehn Minuten später wuchtete Field zusammen mit Van Pelt eine etwa achtzig mal fünfzig Zentimeter messende Plastikkiste ins Heck des Hummers. Die Kiste war trotz der nur geringen Höhe von etwa vierzig Zentimetern verdammt schwer, wie man an den vor Anstrengung verzerrten Gesichtern der beiden Unteroffiziere erkennen konnte. Auf dem hellgrauen, besonders stoßfestem Material stand in klar lesbaren, roten Buchstaben: „Achtung Explosivstoffe!“
„Das ist das neueste Material , Colonel, absolute Spitzenklasse!“ grinste Field, nachdem er die Heckklappe des Hummers zugeknallt hatte.
„Damit werden Sie Ihren Spaß haben, Sir“, ergänzte Van Pelt.
Colonel Ed Bremner bedachte die beiden Männer mit einem Blick, der sie augenblicklich verstummen ließ und ihnen das Lächeln aus dem Gesicht wehte. Er vermied es, irgendetwas zu antworten. Ein dickes Rinnsaal aus eiskaltem Wasser sickerte zwischen seine Schulterblätter und ließ ihn frösteln. Sein Blick glitt an den beiden Soldaten vorbei über die dutzenden Bunker, die durch Nebelschwaden teilweise verdeckt wurden. Das grelle Scheinwerferlicht ließ seine Augen schmerzen. Höchste Zeit, von hier zu verschwinden, dachte er und wandte sich dem Hummer zu. Als er das Salutieren des Sergeants erwiderte, der sofort kapiert hatte, das Bremner kein Mann für lockere Sprüche war, hoffte er nur, dass das Material den hohen Erwartungen entsprechen würde, die er hatte.
Dass er Spaß daran haben würde, es einzusetzen, bezweife lte er stark.
Auf der Rückfahrt zum wartenden Hubschrauber sagte keiner der beiden Insassen des Hummers auch nur ein Wort. Corporal Van Pelt war schließlich froh, als der Colonel mitsamt seiner Kiste in der Maschine verschwunden war. Als der Hubschrauber schließlich anrollte und wenig später unter heftigen Abwinden seiner riesigen Rotoren abhob, hatte es zu regnen aufgehört. Der Flug zurück über die Maschendrahtzäune hinüber nach Area I dauerte auf die Minute gleich lang wie der Hinflug, doch Bremner schien es, als ob sie ewig unterwegs waren. Immer wieder fiel sein angespannter Blick auf die helle Plastikkiste mit ihrem brisanten Inhalt. Er hatte sich persönlich davon überzeugt, dass alles richtig verzurrt und gesichert war und sich damit beim Crew-Chief des Helikopters einigermaßen unbeliebt gemacht, doch er konnte nicht anders. Nun saß er hier, auf einem harten Plastikklappstuhl, der in der Außenwandkonstruktion des Hubschraubers eingelassen war, ärgerte sich über sein wenig professionelles Verhalten und starrte wieder auf die Kiste. Dann erkannte er die taghelle Beleuchtung des Flugfeldes vor den riesigen Hallen des Hauptlandefelds der Nellis Air Force Base durch das regennasse Panzerglas der Cockpitscheiben. Der Hubschrauber wurde langsamer, ging tiefer und setzte schließlich auf. Als Kampfpilot in vier Kriegen hatte Bremner natürlich mit Explosivstoffen zu tun gehabt – meistens mit wesentlich größeren Mengen und nicht selten mit vielfach vernichtenderer Wirkung. Er wusste, was alles passieren musste, damit eine Bombe ungeplant detonierte und es einen Unfall gab. Nichts davon war hier zu befürchten, absolut nichts.
Und trotzdem verzog er das Gesicht, als der Pilot den schweren Hubschrauber wenig gefühlvoll auf den Beton des Vorfe ldes aufsetzte.
Es geschah natürlich nichts.
Und als die Schiebetür von einem Air Force Corporal schwungvoll geöffnet wurde und Bremner seine eigene Maschine voll aufgetankt und abflugbereit auf ihn warten sah, ging es ihm gleich ein Stück besser.
Kaum eine Stunde, nachdem Bremner die Nellis Air Force Base betreten hatte, verließ er sie nun auch schon wieder in östlicher Richtung. Die beiden Jettriebwerke der C-37A heulten auf, als die Gulfstream V sich vom nassen Asphalt der Landebahn mühelos löste und wenige Augenblicke später über der Mojavewüste in der sternlosen Nacht verschwand.
Über dem Atlantik
11. September 2016
Steven Crowe konnte sich ein zufriedenes Lächeln nicht verkneifen, als er die Washington Post
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