Dem Feuer versprochen
konnte doch nicht so schwer sein, so einen verdammten Abschiedsbrief zu verfassen. Ich fühlte mich ausgelaugt und verärgert. Blitzschnell sammelte ich die Entwürfe auf und stopfte sie allesamt in den in die Wand eingelassenen Kamin und stapfte zu meinem Wandschrank. Ich stellte mich auf die Zehnspitzen und holte aus dem oberen Teil eine alte Hutkiste hervor. Ich schob zwei Flaschen Grillanzünder zur Seite und fischte eine kleine Kiste mit Streichhölzern heraus. Mit dieser ging ich geschwind zurück in mein Wohnzimmer, nahm ein Streichholz aus der Kiste und ratschte es über die braun-rote Spur an der Seite. Nichts geschah. Ich wiederholte die Bewegung und das Streichholz brach in entzwei. Das konnte doch jetzt nicht wahr sein, also in sieben Tagen musste ich das drauf haben. Das kaputte Streichholz schmiss ich in den mit Papier überfüllten Kamin und wagte einen zweiten Versuch mit einem anderen Streichholz. Ein heller Funke und der rote Kopf des Holzes verwandelten sich in eine Flamme. Vorsichtig zündete ich die Ecke eines Blattes an und das Feuer breitete sich rasend schnell aus. Es ging auf die anderen Blätter über und die Flammen tanzten vor meinen Augen. Das Farbenspiel war beeindruckend und faszinierend. Wie konnte so etwas Gefährliches, so schön sein?
Vorsichtig schloss ich die Türen meines Kamins und wartete bis auch das letzte Stück Papier zu Asche zerfallen war. Es ging furchtbar schnell und ich hoffte, dass auch mein Körper so schnell verbrennen würde.
Erneut klingelte mein Handy und riss mich aus meinen Gedanken. Dieses Mal blinkte ein anderes Bild auf. Es zeigte ein junges Pärchen, das in die Kamera lächelte und im Hintergrund war der Eiffelturm zu erkennen. Der Mann hatte kurze schwarze Haare und graue Augen und sie trug einen brünetten Bob und die Augen strahlten in demselben Ton, wie die meiner Schwester.
„Du rufst doch nicht wieder an, um mir zu sagen, ich soll in einem teuren Restaurant feiern?“
Eine Pause entstand und ich wusste, ich hatte ins Schwarze getroffen.
„Nein, natürlich nicht Schätzchen. Aber ich hätte wirklich nichts dagegen, wenn du die Feierlichkeiten wirklich etwas ernster nehmen würdest.“
„Ich nehme sie ernst, Mutter. Ich habe einen Catering-Service bestellt, der an diesem Tag ein kleines Buffet in meiner Wohnung aufbaut, woran ihr euch alle satt essen könnt.“
Doch meine Mutter reagierte nicht erleichtert, sondern zu meiner Überraschung völlig schockiert.
„Ein Buffet???!!! In deiner kleinen Wohnung? Wo willst du das denn noch aufstellen?“
„Lass das Kind doch machen, was es möchte Vicki“, hörte ich meinen Vater den Schockzustand meiner Mutter kommentieren.
„Aber sie weiß nicht, was gut für sie ist. Sie ist noch so jung“, antwortete sie meinem Vater, der verstummte und ich konnte mir gut vorstellen, wie er den Kopf schüttelte und sich dann wieder einem guten Buch widmete.
Doch mir hatte es die Sprache verschlagen. Jung? Ich? Hallo 2000 Jahre. Ein normaler Mensch schafft, wenn es gut geht, gerade mal die 100. Das sind 1900 Jahre weniger. Ich war nicht nur alt, ich war steinalt!
„Ach ja Leona...Schätzchen. Kommt eigentlich auch ein netter junger Mann?“
„Ja bestimmt werden viele nette junge Männer da sein“, entgegnete ich trocken.
„Ach, du weißt, was ich meine. Gibt es da jemanden, du weißt schon, den besonderen Jemand?“
Ich verdrehte die Augen.
„Nein, Mum, den gibt es nicht und ihn wird es auch nicht geben. Du weißt doch, ich bin noch viel zu jung, um mich an jemanden zu binden.“
Ich hörte, wie dieser freche Kommentar meine Mutter sichtlich verärgerte.
„Du fängst doch bitte nicht so an, wie dein Bruder Todd. Überall ein anderes Menschenmädchen. Serena, Jenny, Rose, Jamie, und wie sie nicht noch alle heißen und alle waren so billig, so leicht zu haben.“
Ich hatte ein Thema angeschnitten, dass meine Mutter noch mehr beschäftigte, als mein 2000er Geburtstag. Sie hasste es, sich rechtfertigen zu müssen, warum ihre beiden Ältesten denn noch immer Single waren und warum gerade ihr Sohn immer wieder mit einer anderen Frau gesehen wurde. Ich wusste, dass wenn ich nicht etwas finden würde, um dass sich ihre Gedanken drehen konnten, ich sie noch über zwei volle Stunden an der Leitung hätte und die Akkulaufzeit dieser Smartphones wurde auch immer länger, sodass ich nicht einmal auf ein erlösendes Piepen „Akku leer“ hoffen konnte.
„Mutter, wenn es dich glücklich macht, darfst du
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