Dem Feuer zu nah
deswegen.”
„Heute Abend wird es bestimmt regnen”, prophezeite sie. „Irgendwo braut sich ein Gewitter zusammen. Wie ich hörte, hat der Morningstar-Junge am Samstag ein gutes Spiel hingelegt.”
„Drei Home Runs, und zweimal hat er abgeräumt.”
Sie lachte so heftig, dass ihr Dreifachkinn zitterte. „Sie klingen ja beinahe wie ein stolzer Vater.” Bevor er noch etwas erwidern konnte, sprach sie weiter. „Ich sehe Sie und den Jungen und seine Mutter hin und wieder. Sie ist das, was mein Sohn Pete vermutlich eine Superfrau nennen würde.”
„Ja, das ist sie.” Jared gab die Suche auf und nahm die erstbesten Schmerztabletten.
„Ganz schön schwer, finde ich”, fuhr Mrs. Metz fort. „Einen Jungen ganz allein großzuziehen, meine ich. Aber das müssen ja heutzutage immer mehr Frauen. Sie stammt aus dem Westen, nicht wahr? Ich nehme an, der Vater des Jungen lebt noch immer dort.”
„Keine Ahnung.” Weil er tatsächlich nicht sicher sein konnte, ob der Kerl nicht eines Tages auftauchen würde, wurde das Hämmern in seinem Kopf stärker.
„Man sollte meinen, dass der Mann seinen Jungen wenigstens ab und zu sehen will, finden Sie nicht auch? Die beiden wohnen jetzt schon fast vier Monate hier. Man sollte denken, er würde mal vorbeischauen und einen so gut geratenen Jungen besuchen.”
„Sollte man”, erwiderte Jared vorsichtig.
„Natürlich, manchen Männern sind ihre Kinder vollkommen gleichgültig. Wie Joe Dolin, zum Beispiel.” Ihr fröhliches Gesicht wurde bekümmert. „Ich bin ja so froh, dass Sie Cassie bei der Scheidung helfen und es ihr so leicht wie möglich machen. Meistens läuft es ja nicht so glatt. Ich weiß noch, als der zweite Sohn meiner Schwester sich scheiden ließ, flogen die Fetzen. Ich könnte mir vorstellen, dass Savannah Morningstars Scheidung auch nicht gerade ein Zuckerschlecken war.”
Ja, das könntest du wohl, dachte Jared wütend. Er dachte gar nicht daran, ihr noch mehr Stoff zum Klatschen zu liefern, indem er ihr verriet, dass es gar keine Scheidung gegeben hatte. Wie auch? Es hatte ja keine Heirat gegeben. „Sie spricht nicht darüber.”
„Früher waren Sie aber neugieriger, Jared.” Bevor er unfreundlich antworten konnte, lächelte sie. „Was sind Sie doch für ein seriöser Mann geworden. Ein richtiger Anwalt mit Aktenkoffer. Ich bin schon ein paarmal im Gericht gewesen, nur allein, um Sie bei der Arbeit zu sehen.”
Sein Zorn verflog. „Ja, ich weiß.” Er hatte sie bemerkt. In dem groß geblümten Kleid und den Gesundheitsschuhen war sie nicht zu übersehen gewesen. Wie sein persönlicher Fanclub.
„Es ist besser, als sich Perry Mason im Fernsehen anzuschauen, habe ich meinem Mann gesagt. Und dass Jared MacKade bei Gericht geschickter vorgeht als Perry Mason. Ihre Eltern wären stolz auf Sie. Und dabei dachten wir alle, die MacKade-Brüder landen bestimmt noch mal vor Gericht … aber nicht als Anwalt”, fügte sie hinzu, und fand es so komisch, dass sie sich vor Lachen krümmte. „Junge, Junge, wart ihr eine Rasselbande. Glauben Sie bloß nicht, ich wüsste nicht, wer meinem Pete nach dem Frühlingsball in der Highschool das blaue Auge verpasst hat.”
Jared erinnerte sich gern daran. „Er hat versucht, mir mein Mädchen auszuspannen.”
„Ja, Sharilyn war damals ganz schön lebenslustig, nicht? Es war doch Sharilyn, nicht wahr?”
„Möglich.”
„Nun ja, jedenfalls war sie kein Kind von Traurigkeit. Und Sie selbst auch nicht, wenn ich mich recht entsinne. Die Mutter des jungen Bryan freut sich bestimmt mächtig darüber, dass sie sich einen MacKade geangelt hat. Ich muss sagen, ihr drei seht richtig gut aus. Ich habe das Gefühl, Ihre Mama hätte das Mädchen gemocht.”
„Ja, das hätte sie wohl.” Jared bekam ein mulmiges Gefühl in der Magengegend. Was hätte seine Ma über ein Mädchen wie Savannah gesagt?
Auf der Fahrt nach Hause dachte er darüber nach, und das ließ seinen Kopfschmerz noch schlimmer werden. Wäre seine Mutter noch am Leben, was könnte er ihr über Savannah erzählen? Ledige Mutter, Striptease-Tänzerin, Job auf dem Jahrmarkt, Rodeo-Reiterin, Straßenmalerin. Nichts davon hätte Mom gefallen, dachte er und massierte sich die Schläfe.
Das Problem war, er konnte sich alles genau vorstellen, jede Station auf Savannahs Lebensweg. Und es fiel ihm leicht zu begreifen, dass jede davon Savannah zu der Frau gemacht hatte, die jetzt auf ihn wartete.
Er war versucht, bei Rafe vorbeizuschauen oder direkt zur
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