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Dem Himmel entgegen

Dem Himmel entgegen

Titel: Dem Himmel entgegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Monroe
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blickte Ella forschend an.
    “Ich glaube, sie ist eifersüchtig”, sagte Ella und lachte leise.
    “Sie ist es nur nicht gewohnt, dass mich jemand begleitet.”
    Sie blickte in die aufmerksamen Augen des Bussards. “Nein, ich glaube, sie ist eifersüchtig.”
    “Interessant”, erwiderte er und betrachtete den Vogel eingehend, der auf seiner Faust thronte. “Sie kann Gefühle und Schwingungen aufnehmen. Bussarde sind besitzergreifend, weißt du?”
    Das bin ich auch, dachte Ella, und schwieg.
    Die drei begannen ihren Spaziergang. Während Harris Cinnamon auf seinem Arm balancierte, trug Ella eine Tasse mit dampfendem Kaffee in den Händen. Irgendwann akzeptierte der Vogel Ellas Anwesenheit und hörte auf, sie anzustarren. Als sie die Stelle erreichten, an der die Straße breiter wurde, hob Harris den Arm und ließ Cinnamon fliegen. Sie flog zielstrebig auf den hohen Ast einer Kiefer zu. Ella konnte erkennen, dass sich das Bussardweibchen wohl fühlte – sie schüttelte ihre Federn in der Sonne des frühen Morgens, und das Glöckchen an ihrem Schwanz klingelte hell. Harris und Ella hielten sich an den Händen und schlenderten weiter, während der Bussard von Baum zu Baum flog und ihnen folgte – wie ein Hund.
    “Cinnamon magst du am liebsten”, stellte Ella fest und legte ihren Kopf gegen seine Schulter. “Das kannst du nicht bestreiten.”
    “Du musst zugeben, dass sie ausgesprochen charmant ist. Und ich hatte schon immer etwas für die Harris-Bussarde, die auch Wüstenbussarde heißen, übrig. Meine Mutter hat mich nach ihnen benannt. Sie liebte diese Gattung, und ich denke, sie ahnte bei meiner Geburt, dass auch ich ihre Leidenschaft teilen würde.” Er lächelte schief. “Und dass ich mich um sie kümmern würde.”
    “Was für ein Segen. Sie hätte dich auch Merlin oder Cooper oder Red nennen können.”
    Er brach in Lachen aus. “Rot
schulter
oder Rot
schwanz?”
    Ella zog eine Augenbraue hoch. “Da müsste ich noch einmal nachschauen. Sie legte den Kopf schief und suchte im Laub der Bäume nach dem Bussard. “Ich kann sie nicht sehen. Hast du keine Angst, dass sie davonfliegen könnte?”
    “Nein. Sie kennt den Ablauf, und ab und zu gebe ich ihr eine kleine Leckerei, nur um sie zu erinnern.” Noch während er sprach, ließ er ihre Hand los und holte ein kleines Stückchen Fleisch aus seiner Segeltuchtasche. Er pfiff, hell und klar, und streckte den Arm aus. In der Hand hielt er die Belohnung. Ella sah, wie Cinnamon das Fleisch in Harris’ Hand ausmachte, die Schwanzfedern spreizte, wobei das Glöckchen wieder klingelte, und aus den Bäumen heraus direkt auf seine Faust flog.
    “Siehst du?” sagte er, während sie dem Tier dabei zuschauten, wie es das Stück Rindfleisch mit dem Schnabel auseinander riss. “Sie weiß, auf welcher Seite ihr Brot gebuttert ist.”
    Er hob den Arm erneut, und der Bussard flog davon. Dann hakte er sich bei Ella unter, und die beiden spazierten weiter und redeten über Dinge, die sie noch tun wollten an diesem Tag, am folgenden und an all den zukünftigen. Sie verschwendeten keinen Gedanken an die Vergangenheit. Ella konnte einfach nicht aufhören zu lächeln. Niemals zuvor war sie so glücklich gewesen.
    Als sie zum Tor kamen, hielt Harris an und sah in den Himmel.
    “Geier”, sagte er. “Irgendetwas muss Aas sein.” Sofort pfiff er nach seinem Bussard.
    Aber Cinnamon kehrte nicht auf Harris’ Faust zurück. Ella spürte, wie die Sorge von Harris Besitz ergriff.
    Harris versuchte, sich zu beruhigen, atmete tief ein, wartete noch einen Augenblick und pfiff dann erneut, diesmal mit mehr Bestimmtheit. Der Pfiff durchbrach die Stille des frühen Morgens. Von irgendwoher konnten sie das leise Geräusch eines Glöckchens hören, und plötzlich kam Cinnamon aus dem Blattwerk geflogen und setzte sich auf Harris’ Hand. Erleichtert reichte Harris ihr ein großes Stück Fleisch zur Belohnung und gab ihr genug Zeit, um die Köstlichkeit in Ruhe zu genießen. Als sie fertig war, nahm er die Geschühriemen fest in die Hand, damit sie sicher war und Ella und er herausfinden konnten, was die Aufmerksamkeit der Geier erregt hatte.
    Sie standen vorm Tor, und die erste Sache, die beiden sofort auffiel, war, dass der weiße Hahn nicht wie gewöhnlich an seinem Platz saß.
    “Manchmal ist er unterwegs”, sagte Harris und sah sich um. “Aber das gefällt mir nicht. Letzte Nacht bin ich auf meiner Runde an ein paar Jungs mit Jagdgewehren vorbeigekommen. Ich habe sie

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