Dem Himmel entgegen
nur Greifvögel auf, aber manchmal werden uns auch Holzstörche gebracht, zu denen wir natürlich auch nicht Nein sagen können.”
“Und die Krähen, Daddy.”
“Ja, wir haben auch zwei Krähen”, räumte er ein und lächelte das Kind an. “Marion liebt diese Vögel.”
“Es gibt auch eine Babykrähe”, fügte sie hinzu.
“Wir versuchen, Marion von den Vögeln fernzuhalten”, erklärte Harris in einem Ton, der deutlich machte, dass dies nun auch zu Ellas Aufgaben gehörte. “Es ist zu gefährlich, und sie würde sie stören.”
“Auf dem Eingangstor habe ich einen Hahn sitzen sehen”, warf Ella ein. “Das ist auch nicht wirklich ein Raubvogel.”
“Ach der!” Harris lachte laut auf. “Wir wissen nicht genau, wo er herkam. Eines Tages war er einfach da und hat uns nie wieder verlassen. Vermutlich hat er einen Schlafplatz in den Kiefern und kommt herunter, um nach Insekten zu suchen. Manchmal werfe ich ihm auch Futter hin, vor allem jetzt im Winter. Er ist eine starke Persönlichkeit. Sehr wachsam. Wir haben ihn in unser Herz geschlossen.”
“Wie heißt er?”
“Wir geben den Vögeln keine Namen. Das würde ein falsches Licht auf uns werfen. Wir denken, dass wir die Tiere darin bestärken sollten, dass sie wilde Kreaturen sind, nicht unsere Haustiere.”
“Cherokee hat aber einen Namen”, unterbrach Marion.
Er zuckte die Schultern. “Sehen Sie? Kinder erwischen einen immer wieder beim Lügen. Sie hat natürlich Recht. Einige der Vögel haben Namen, aber nur die Dauerbewohner des Centers, die aus irgendeinem Grund nicht wieder ausgewildert werden können. Ab und zu haben sie ja schon Namen, wenn sie hierher gebracht werden, und offen gesagt, wenn sie hier jahrein, jahraus leben, ist es für uns einfacher, uns einen Namen zu merken als eine Nummer.”
Er setzte sich langsam in Bewegung und deutete auf einige kleinere Käfige, die in einer Gruppe zusammenstanden. “Da drüben leben die Dauergäste. Wir können sie uns morgen ansehen. Und dort hinten sind Käfige für die verwundeten Tiere, die wieder ausgewildert werden.” Er zeigte auf zwei größere Holzverschläge zu ihrer Rechten.
Sie schlenderten langsam in die Richtung der Käfige zur Wiederauswilderung, während Harris darüber sprach, wie die Vögel je nach Gesundheitszustand in einer Art Rotationssystem die einzelnen Stationen durchliefen. Zuerst wurden sie auf der Intensivstation der Klinik behandelt. Wenn sie das kritische Stadium überlebt hatten, kamen sie in die größeren Käfige der medizinischen Abteilung, wo sie sich erholen konnten. Schließlich wurden sie in die Voliere verlegt, in der sie ausfliegen und Jagd auf lebendige Mäuse machen konnten, um sich wieder an ein Leben in Freiheit zu gewöhnen.
“Das ist die letzte Station auf dem Weg zur Auswilderung”, erklärte Harris, als sie an der langen, niedrigen Voliere angekommen waren. Sie war mit schwerem schwarzem Maschendraht abgetrennt und mit Holz gerahmt. “Sie ist einfach zu klein. Wir hoffen, bald eine größere bauen zu können. Eventuell sogar zwei, wenn wir Glück haben. Dann hätten auch die großen Vögel die Chance, ihre Flügel zu testen. So, das war alles”, schloss er. “Unsere Ziele hier im Center sind, zu beobachten, zu heilen und die Vögel wieder in die Freiheit zu entlassen.”
Als er über das Gelände sah, bemerkte sie den Stolz und die Befriedigung in seinen Augen, so viel erreicht zu haben. Ella hatte Marion immer im Blick, während sie neben den beiden spazierte. Wie war es wohl für sie, neben all diesen wilden und gefährlichen Raubvögeln aufzuwachsen, fragte sie sich und beschloss bei nächster Gelegenheit, mit Harris über Fragen der Sicherheit zu sprechen.
Er trat näher an die Voliere heran und beugte sich weit vor, um zwischen den Holzlatten hindurchzuspähen. “Schauen Sie sich die Vögel dahinten an. Rotschwanzbussarde. Sie sind wieder gesund und bereit für ihre Rückkehr in die Natur. Ich hoffe, dass ich sie bald freilassen kann.”
Sie blinzelte und versuchte, im schwindenden Licht etwas zu erkennen. Zusammengepfercht an der hintersten Wand bildeten die drei Bussarde eine beeindruckende Gruppe, robust und kräftig, viel größer, als sie einem vorkamen, wenn man sie am Himmel erblickte. Drohend starrten die Tiere sie an.
“Sie sehen aus, als wüssten sie, dass sie beobachtet werden”, sagte Ella.
“Davon können Sie ausgehen”, erwiderte Harris. Er sah über ihre Schulter und sagte: “Warten Sie einen Moment. Ich
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