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Dem Himmel entgegen

Dem Himmel entgegen

Titel: Dem Himmel entgegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Monroe
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fahren durfte, war nur ein Teil der umfangreichen Auflagen, die er zu erfüllen hatte, seit die Polizei ihn überführt hatte, auf den Adler geschossen zu haben. Der Vogel wurde noch nicht einmal tödlich verletzt, aber mein Leben ist praktisch ausgelöscht, dachte er trotzig. Schlimm genug, dass er jeden Mittwoch und Samstagmorgen gemeinnützige Arbeit zu leisten hatte – und das für die nächsten sechs Monate. Das jedoch tat er, ohne zu murren. Er hatte es schließlich verdient. Er hätte den Abzug nicht drücken sollen.
    Aber warum musste seine ganze Familie für seinen Fehler büßen? Die Behörden hatten ihnen gesagt, sie hätten Glück gehabt, dass sie nur eine Geldbuße von 1.800 Dollar zahlen mussten.
Glück gehabt?
Sie waren keine wohlhabende Familie, die mal eben einen Scheck über diesen Betrag ausstellen konnte. Für die Begleichung dieser Schuld würde jeder mühsam zusammengesparte Cent der Familie draufgehen – und noch mehr. Seine Mutter hatte einige Tage lang über dieses Unglück geweint und nicht mehr mit seinem Vater gesprochen. In ihren Augen war er schuld an der ganzen Misere, da er so dickköpfig war, im staatlichen Naturschutzgebiet zu jagen und seinen Sohn mit in die Sache hineinzuziehen. Und als ob das Eindringen in das geschützte Gebiet nicht schon verantwortungslos genug war, musste er seinen Sohn auch noch dazu anspornen, auf das verdammte Nationalsymbol Amerikas zu schießen, polterte sie.
    Seine Mutter hatte Recht. Brady hätte niemals geschossen, wenn sein Vater ihn nicht dazu gedrängt hätte. Doch er würde es wieder tun – und diesmal freiwillig –, wenn dann endlich die nächtlichen Streitereien seiner Eltern aufhörten.
    Nach solchen heftigen Auseinandersetzungen kam seine Mutter am nächsten Morgen immer zu ihm und erklärte ihm, dass sein Vater eigentlich ein guter Kerl war und nur zu viel trank, wenn er sich Sorgen machte. Das Problem war allerdings, dass er sich ständig sorgte, seit die Behörden ihnen beiden untersagt hatten, jemals wieder auf dem Gebiet der USA zu jagen oder zu fischen. Brady war das ziemlich egal, aber für Roy Simmons war
das
der Todesstoß. Mit seinem Sohn konnten sie machen, was sie wollten, aber
ihm
das Jagen zu verbieten …
    Brady glaubte keinen Augenblick daran, dass sein Vater sich an die Auflagen halten würde. Und dieser Mensch hatte die Nerven, ihm zu sagen, er solle sich wie ein
richtiger
Mann benehmen? Gott, wie er ihn und alles, wofür er stand, hasste. Es hatte mal eine Zeit gegeben, wo Brady zu seinem Vater aufgesehen hatte. Roy Simmons hatte seinen Söhnen immer beigebracht, dass es vor allem wichtig war, ehrenvoll zu leben und zu sterben.
    Was für ein alter Säufer, dachte Brady und schluckte den Schmerz hinunter, der ihm plötzlich die Luft abzuschnüren drohte. Er wandte sich ab und sah mürrisch aus dem Wagenfenster auf die grünen Kiefernwälder am Highway 17, die an ihnen vorbeiflogen. Der gute alte Roy Simmons hatte beim ersten Anzeichen von Ärger den Schwanz eingezogen. Nun schau, wo mich die Ehre hingebracht hat, dachte Brady bitter.
    So wie Brady die Sache sah, hatte ihm das ehrenvolle Verhalten nichts als Ärger eingebracht – er musste reumütig vor einem Richter stehen, der ihm sagte, was für ein elender Wurm er war, bevor er ihm eine Strafe auferlegte, die sich in Bradys Ohren wie die Hölle auf Erden anhörte, die alle anderen aber als angemessen, sogar nachsichtig erachteten, da er ja noch minderjährig war. Brady empfand das Urteil jedoch anders – er war als Verbrecher gebrandmarkt und wurde gezwungen, in einer verdammten Pflegestelle für Vögel zu arbeiten.
    “Wir sind da”, stellte seine Mutter fest und bog vom Highway auf einen Schotterweg ab, der ins Nichts zu führen schien. Während sie vor dem Tor anhielt, wartete sie, bis er ausgestiegen war und es geöffnet hatte, wobei sie jeden seiner Schritte mit Argusaugen verfolgte, bis er wieder im Wagen saß. Als er sich wieder gesetzt hatte, holte sie aus und gab ihm einen Klaps auf den Hinterkopf.
    “Was …?” fragte er und starrte sie finster an.
    “Sitz aufrecht und mach was mit deinen Haaren”, antwortete sie und zog die Mundwinkel nach unten. “Du siehst aus, als wärst du gerade aus dem Bett gefallen.”
    “Ich werde Vogelscheiße wegschrubben, Mommy.”
    “Sprich nicht so mit mir”, warnte sie ihn, und ihre Stimme wurde schrill. “Du solltest dir das schleunigst wieder abgewöhnen, hörst du?”
    Brady rollte mit den Augen und ließ sich

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