Dem Himmel entgegen
liegen, wenn der Adler die Verletzungen, die die Schrotkugeln ihm zugefügt haben, überwunden hat. Und sie wird erst hinter uns liegen, wenn Ihr Sohn begriffen hat, dass es nicht akzeptabel ist, auf staatlich geschützte Vögel zu schießen. Sehen Sie, Mrs. Simmons, ich habe meine Einwilligung, dass Ihr Sohn die gemeinnützigen Stunden hier abarbeiten kann, nur gegeben, weil ich die Hoffnung habe, dass er hier bei den Greifvögeln so viel lernt, dass er nie wieder auf einen solch schönen Vogel schießen
will
. Und auch auf keinen anderen – keinen Adler, keinen Falken, keine Eule, nicht einmal einen Spatz. Er soll das, was er hier lernt, an seine Freunde weitergeben. Und an seine Familie.”
Dann wandte er sich dem Jungen zu. “Hast du das begriffen?”
Überrascht durch die plötzliche, direkte Frage, sah Brady Harris verdutzt an. Doch er fing sich schnell wieder, zuckte lässig die Schultern und starrte auf seine Fußspitzen.
“Ich habe dich nicht gehört”, sagte Harris.
“Ich
habe
es verstanden.”
Harris musterte den Jungen, doch in seiner ausdruckslosen Miene konnte er nichts außer Verachtung erkennen.
“Dann wäre das ja geregelt”, wandte sich Harris an Mrs. Simmons. “Ich erwarte ihn hier jeden Samstagmorgen um punkt neun Uhr und jeden Mittwochnachmittag um drei. Wir werden nicht auf ihn warten. Wenn er drei Mal zu spät kommt, fliegt er raus. Sie können ihn heute um zwei wieder abholen, außer er möchte eine Mittagspause machen, dann holen Sie ihn um drei. Er bringt sein eigenes Essen mit, sein Wasser und was er sonst noch so braucht. Noch Fragen? Nein? Dann sehen wir Sie heute Nachmittag, Mrs. Simmons.”
“Ich werde um zwei Uhr hier sein, weil ich kein Essen gemacht habe. Hörst du, Brady?”
“Ja. Zwei Uhr.”
Harris drehte sich zu ihm um. “Na dann, komm mit”, sagte er und musste sich zurückhalten, um ihn nicht “mein Junge” zu nennen. “Ich hoffe, meine Entscheidung stellt sich nicht als Fehler heraus.”
Harris fand Elijah schließlich im hinteren Teil der Klinik, wo er Kunstrasen zuschnitt. Er hatte schon zwei Abdeckplatten der zwei Meter langen Käfige damit bezogen und war gerade an der dritten. Die Holzplatten standen an die Mauer gelehnt und sahen frisch bespannt und sauber aus.
“Hey, Lijah! Können Sie kurz eine kleine Pause einlegen? Es gibt da jemanden, den ich Ihnen vorstellen möchte.”
Lijah drehte sich um, strahlte Harris an und wollte ihn begrüßen. Doch sein Lächeln erstarb, als er den blonden jungen Mann wiedererkannte, der an seiner Seite stand. Er straffte die Schultern und blickte die beiden fest an.
Harris winkte den Jungen herbei. Mit schlurfendem Schritt kam er näher. “Das ist Brady Simmons, ich denke, Sie wissen schon, wer er ist.”
Lijah schwieg und nickte. Obwohl er eine ausgebeulte Jacke und verwaschene Hosen anhatte, könnte kein König majestätischer aussehen, dachte Harris. Er wandte sein Gesicht dem Jungen zu. “Dies ist Mr. Elijah Cooper. Es war sein Adler, den du angeschossen hast.”
Überraschung und Verwirrung blitzten in Bradys Augen auf. Harris war erleichtert, zu sehen, dass Brady errötete, bevor er beschämt den Blick senkte.
“Lijah, Sie erinnern sich daran, dass wir darüber sprachen, Brady hier seine sozialen Stunden ableisten zu lassen?”
“Ich erinnere mich.”
“Und sind Sie einverstanden damit?”
“Ich habe kein Problem damit, solange er hier keine Probleme macht.”
“Gut. Ich denke, es ist nur recht und billig, wenn Sie ihn unter Ihre Fittiche nehmen, wenn Sie wollen?”
“Das geht schon klar.”
“Es gibt genügend lästige Pflichten, die verrichtet werden müssen.” Er ließ seinen Blick über die gestapelten Käfige und Pferche schweifen, die an der Wand lehnten. Die Böden waren übersät mit schwarzen, grünen und weißen Überresten von Vogelkot, Schimmel, Dreck und Schlamm. “Sieht aus, als hätten wir jede Menge Käfigböden, die gesäubert werden müssen. Vielleicht könnte er damit beginnen.”
Bradys Kopf schoss hoch. “Ich dachte, ich arbeite mit den Vögeln.”
Harris Augen blitzten gefährlich auf. Er wollte ihm entgegenschreien, dass eher die Hölle zufrieren würde, als dass er
ihn
an seine Vögel heranlassen würde. Doch er wartete einen Moment, um seinen Ärger über die Arroganz dieses Kindes zu zügeln, und sagte dann mit beherrschter Stimme: “Damit das von Anfang an klar ist: Ohne meine Zustimmung kümmert sich niemand um die Vögel. Nicht einmal ein freiwilliger
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