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Dem Himmel entgegen

Dem Himmel entgegen

Titel: Dem Himmel entgegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Monroe
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frühen Wintertages. Es war ein Kinderzimmer, klein, aber luftig, da die Decke recht hoch war. Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. Die Wände und die karierten Stoffvorhänge waren beide in blassem, zartem Rosa gehalten. Ein Berberteppich sorgte dafür, dass die nackten Füße nicht kalt wurden, wenn sie über den Boden tapsten. Es gab Spielsachen und Puppen, die in Körben aufbewahrt wurden, außerdem einen winzigen weißen Tisch mit passenden Stühlen, und an den Wänden hing eine Auswahl von Bildern, die Marion gemalt hatte.
    Ella ging hinüber zu dem Bettchen, das in einer Gaube stand, und betrachtete das schlafende Kind, das halb unter und halb über der Decke lag. Was war es, das das Herz einer Frau so rührte, wenn sie ein Kind im Schlaf sah? Ihre Gesichtchen sahen dann so unschuldig aus wie die von Engeln. Sie beobachtete den regelmäßigen Atem des Kindes, sah das weiche blonde Haar, das sich bei jedem Atemzug bewegte, und spürte die Sorge und ihre Verpflichtung gegenüber dem kleinen Geschöpf erneut in sich aufwallen.
    “Marion?” Sie beugte sich zu ihr hinunter und strich ihr sanft, fast schon scheu die Haare aus dem Gesicht. Zärtlich ließ sie die Fingerspitzen über die Wange gleiten und schüttelte dann sachte die schmalen Schultern Marions.
    “Marion? Es ist Zeit, aufzuwachen!”
    Die Augenlider bewegten sich leicht, bevor sie die Augen endgültig öffnete. Ella sah zu, wie das Kind sie langsam wahrnahm – das süße Lächeln, das auf ihren Zügen gelegen hatte, erstarb, als sie Ella wiedererkannte.
    “Du bist ja immer noch hier.”
    “Ja, Schlafmütze. Ich bin immer noch hier. Und ich werde auch morgen noch da sein.”
    Marion jammerte bockig und drehte Ella den Rücken zu. Sie war schlecht gelaunt und nicht ganz auf dem Damm. Sofort dachte Ella besorgt über Marions Insulinwerte nach.
    “Ich erinnere mich daran, dass ich dir für heute einen Ausflug versprochen habe. Wollen wir zusammen in die Stadt zum Lebensmittelladen gehen? Vielleicht fällt uns ja etwas ein, was wir heute Besonderes machen können. Hast du Lust, mitzukommen?”
    “Na gut”, seufzte Marion herablassend.
    “Vielen Dank, Miss Marion, dass Sie mich mit Ihrer Anwesenheit beehren. Ich denke, wir können viel Spaß haben. Wenn wir es versuchen.”
    Marion warf einen Blick über ihre Schulter, wobei sie immer noch mürrisch guckte. “Ich habe Hunger.”
    “Das glaube ich gerne, und ich habe dir schon dein Frühstück vorbereitet. Aber du weißt, was wir zuerst tun müssen, oder?”
    Harris konnte das Geschrei laut und deutlich quer über den ganzen Hof hören.
    “Was zur Hölle …”, murmelte er und stoppte auf seinem Weg zum Haus unter den Giebelfenstern, um hinaufzublicken, als würde er jeden Moment damit rechnen, dass jemand herausfallen könnte.
    “Es klingt, als wären die beiden da oben gerade ziemlich beschäftigt”, hörte er Lijah neben sich sagen. “Vielleicht sollte ich lieber später wiederkommen, um eine Tasse Kaffee zu trinken.”
    Harris nickte zustimmend. “Klingt vernünftig.”
    Während Lijah über den Hof lief, nahm Harris den direkten Weg zu seinem Haus. Seine Schuhe sanken in dem weichen Boden ein. Wusste diese schmallippige, rechthaberische Krankenschwester denn nicht, wie man mit kleinen Kindern umging? Oder war sie nur gut darin,
ihm
Befehle zu erteilen? Das reicht für einen einzigen Morgen, dachte er wütend und stürzte ins Haus.
    Als er in der Tür stand, blieben ihm die Worte im Hals stecken. Ella Majors saß ganz ruhig am Tisch und füllte Müsli in eine Schüssel – offenbar völlig unbeeindruckt vom Heulen des Kindes, das nach unten drang.
    Er schloss die Tür hinter sich. “Darf ich mal fragen, was hier los ist?”
    “Ich bereite Marions Frühstück zu”, erwiderte sie und lächelte ihn gelassen an. Ihr braunes Haar war streng zurückgekämmt, und die weiße Bluse unter ihrem Pullover war bis zum Hals zugeknöpft. Sie verkörperte die absolute Kontrolle inmitten des Chaos, und genau das ärgerte Harris noch mehr.
    “Während mein Kind brüllt?”
    “Oh, sie ist nur böse, das ist alles. Ich musste sie ein paar Mal pieksen. Zuerst, um die Blutwerte zu messen, danach habe ich ihr eine Spritze gegeben.”
    “Und Sie haben sie einfach da oben allein und weinend zurückgelassen?” Seine Stimme klang rau. Er war außer sich vor Wut.
    Ella stellte stumm die Schüssel mit dem Müsli zur Seite und blickte ihn kalt und fest an.
    Sie war keine besonders große Frau und eher

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