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Dem Himmel entgegen

Dem Himmel entgegen

Titel: Dem Himmel entgegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Monroe
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den niedrigen Decken betrat, das die Klinik beherbergte, genauso grün hinter den Ohren wie jeder andere freiwillige Helfer. Sofort stieg ihr ein durchdringender, stechender Geruch in die Nase. Sie rümpfte die Nase und sah sich um. “Was ist das für ein Gestank?”
    “Welcher Gestank?”
    “
Welcher
?” fragte sie und starrte Harris ungläubig an.
    “Oh, das. Wir häuten und nehmen Mäuse für die Vögel aus. Das könnte es unter Umständen sein.”
    “Oh, das.”
    Er grinste und schloss die Tür, womit er das regnerische, kalte Wetter draußen ließ, aber auch das letzte bisschen frischer Luft für Ella. “Daran gewöhnt man sich.”
    Sie rieb sich die Arme und sah sich um.
    “Sie wirken ein wenig nervös”, sagte er.
    “Nein. Nur verängstigt.”
    “Weswegen denn?”
    “Oh, wegen allem. Deswegen, wieder eine Krankenschwester zu sein”, gab sie zu. Plötzlich fühlte sie sich befangen, weil sie dieses sensible Thema angeschnitten hatte, und fügte hinzu: “Und wegen der Greifvögel. Ich habe viel in den Büchern gelesen, die Sie mir gegeben haben. Das ist alles schön und gut. Und Maggie hat mich freundlicherweise die letzten Tage viel hier herumgeführt. Wenigstens kenne ich jetzt den Unterschied zwischen einem Rotschwanzbussard und zum Beispiel einem Mississippiweih. Wussten Sie, dass mir nicht einmal bekannt war, dass ein Weih ein Vogel ist? Ich war der Meinung, es wäre ein Spielzeug, aus etwas Papier und einem Bindfaden gebastelt, ein anderes Wort für einen Drachen eben. Bis ich hierher kam, habe ich in den Himmel geblickt, und alles, was größer als ein Spatz war, habe ich Falke genannt.”
    Er brach in Gelächter aus, legte den Kopf schräg und blickte sie erheitert, aber ohne eine Spur von Kritik an. “So denken die meisten Menschen”, versicherte er ihr.
    “Trotzdem … am Himmel auf einen Falken zu deuten oder in eine kleine Voliere zu krabbeln und einen Falken an seinen Krallen zu greifen, sind zwei unterschiedliche Paar Schuhe. Harris, ich bin nervös, und ich weiß nicht, warum. Es ist nicht so, dass ich schon mal schlechte Erfahrungen mit Vögeln gemacht hätte, jedenfalls nicht dass ich wüsste.”
    “Eine solche Unsicherheit passt gar nicht zu Ihnen, Ella. Jeder, der es nach und nach geschafft hat, Marion an die Bluttests und Spritzen zu gewöhnen, muss vor Schnäbeln und Krallen keine Angst mehr haben – nicht einmal, wenn es sich um den größten Greifvogel überhaupt handelt.” Er schien sich zu freuen, als er ihr ein klägliches Lächeln entlocken konnte.
    “Entspannen Sie sich einfach”, sagte er mit ermutigender, sanfter Stimme. “Wir werden Sie ganz langsam an diesen Ort und Ihren Arbeitsplatz gewöhnen. Ziehen Sie Ihre Jacke aus und lassen Sie mich Sie herumführen. Vergessen Sie nicht, dass ich normalerweise mit einer Stammcrew arbeite, also sieht es in Ihren Augen vielleicht ein bisschen unübersichtlich aus. Wo wir gerade davon sprechen”, sagte er, als er die Tür zur Klinik öffnete. “Jetzt können Sie gleich einmal Marie kennen lernen. Sie ist eine der freiwilligen Helferinnen, die schon am längsten hier sind.”
    Marie kam in die Klinik und schüttelte sich den Regen von ihrem gelben Regenanzug. Sie war eine attraktive Frau in den Fünfzigern, bescheiden und mit lebhaften Augen. Die Art von Mensch, die man sofort in sein Herz schloss.
    “Guten Morgen, Marie. Dies ist Ella Majors. Sie wird Sherrys Aufgaben übernehmen, solange sie nicht da ist.”
    In Maries Augen blitzte Dankbarkeit auf, als sie ihre Hand ausstreckte. “Gott sei Dank. Wir brauchen Sie wirklich dringend.”
    “Ich bin ziemlich grün hinter den Ohren, was die Arbeit mit Vögeln betrifft. Ich zähle auf Sie und die anderen Helfer, um mir ein bisschen unter die Arme zu greifen.”
    “Dafür sind wir hier. Wo wir gerade von grün sprechen”, sagte sie und wandte sich zu Harris um. “Aus dem Schlauch neben dem Haus tröpfelt ununterbrochen Wasser, und wenn der Schaden nicht bald behoben wird, haben wir dort den schönsten Sumpf. Ich denke, die Dichtung ist kaputt. Vielleicht ist sie überbeansprucht worden, so wie der arme Junge mit dem Schlauch arbeiten musste. Brady muss wirklich jeden der Zwingerböden geschrubbt haben. Und die Vogelkäfige! Ich kann es kaum fassen. Sie sind alle repariert und mit neuem Kunstrasen bezogen. Dank Brady und Lijah wird das Center mal wieder richtig auf Vordermann gebracht. Sie sind wirklich ein dynamisches Duo.”
    “Ich werde es reparieren”, erklärte

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