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Dem Himmel entgegen

Dem Himmel entgegen

Titel: Dem Himmel entgegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Monroe
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Harris bereitwillig.
    Sie unterhielten sich noch einen Moment über dieses und jenes, aber wie in jedem anderen Krankenhaus auch hielten sie die Unterhaltung kurz, weil die Pflicht rief. Marie begann mit der morgendlichen Fütterung, während Harris Ella herumführte.
    Die Klinik war in einem alten Haus untergebracht, das für die speziellen Bedürfnisse umgebaut worden war. Ella fand, dass es eine gelungene Mischung aus Charme und Zweckmäßigkeit darstellte. Sie folgte Harris durch einen langen schmalen Flur und die fünf kleinen Räume, von denen das Behandlungszimmer und die direkt daneben liegende Intensivstation die wichtigsten waren. Auf der anderen Seite des Flures befand sich ein weiterer kleinerer Behandlungsraum, in dem Medikamente in einem verschlossenen Glasschrank aufbewahrt wurden. Es gab außerdem ein Büro, das mit Büchern angefüllt war und in dem Süßigkeiten und Brezeln lagen, einen Röntgenraum, der nur etwa so groß wie ein Kleiderschrank war, sowie ein Zimmer, in dem das Futter zubereitet wurde, und schließlich ein Minilabor. Die ganze Klinik war lichtdurchflutet, was den Kontrast zwischen den weißen Wänden und dem honigfarbenen Holzfußboden besonders schön zur Geltung brachte. Auf sie wirkte der Arbeitsplatz behaglich, fröhlich – zum Wohlfühlen.
    Sie gingen von Raum zu Raum, und Harris erklärte ihr alles – von den Plätzen, wo die BID-, SID- und QID-Tabellen lagen, die Auskunft über normale Größe, Gewicht und Ernährung der einzelnen Vögel gaben, bis hin zu den Medikationen. Doch alles, was sie hörte, war ein Dröhnen in ihrem Kopf, als sie die Klinik mit den Augen einer Krankenschwester betrachtete. Ein
bisschen
unübersichtlich, hatte er gesagt?
    Doch neben all dem Neuen, was sie lernen musste, und den vielen Informationen, mit denen Harris sie konfrontierte, war da noch ein anderes Gefühl … All ihre Sorgen und Ängste schienen auf einmal wie weggewischt, als sie das vertraute Rauschen des Blutes in ihren Adern wieder wahrnahm – Jahre der Erfahrung als Krankenschwester kamen mit einem Schlag zurück. In ihren Fingern juckte es. Sie wollte wieder arbeiten.
    Es stand nur begrenzter Raum zur Verfügung, und so wie sie es sah, hatten die Mitarbeiter vielfältige Aufgaben zu erledigen. Die Räumlichkeiten wurden für die unterschiedlichsten Arbeiten genutzt. In der Futtervorbereitung zum Beispiel kamen die Tresen, Spülen und der angrenzende Bereich mit Futter, Blut, Tüchern und den Ausscheidungen der Vögel in Berührung. In einem Waschbecken mit Seifenwasser wurde das Besteck für beides – Fütterung und medizinischen Gebrauch – gereinigt. Die Tabellen wurden während der Futterbereitung auf das Waschbecken gestellt und anschließend in den Behandlungsbereich getragen. Ella erfasste das alles mit einem Blick. Es wurde wunderbare, lebensrettende Arbeit geleistet, auf die Harris zu Recht stolz sein konnte. Das stand außer Frage. Doch alles, was die Krankenschwester Majors sah, war eine Brutstätte für Viren und Bakterien. Mit denen die Tier sich immer wieder gegenseitig anstecken würden.
    “So, das war der allgemeine Aufbau”, schloss Harris, als sie den Rundgang beendeten. Er verschränkte die Arme vor der Brust. An seinem Gesicht konnte man den Stolz und die Befriedigung eines Menschen ablesen, der es geschafft hatte, aus dem Nichts diese wunderbare Klinik aufzubauen. “Ich weiß, dass das sehr viele Informationen auf einmal waren, die Sie aufnehmen mussten, aber Sie werden sich sehr schnell an das Haus und den Arbeitsplatz gewöhnen, wenn Sie erst mal begonnen haben, hier zu arbeiten. Irgendwelche Fragen?”
    “Oh, einige”, erwiderte Ella mit blitzenden Augen. Sie krempelte sich die Ärmel mit der Entschlossenheit einer Frau hoch, die eine Mission zu erfüllen hat. “Wo ist das Bleichmittel, die Seife, Papiertücher, ein frischer Schwamm und der Besen?”
    Einige Tage später, als die Abenddämmerung hereinbrach, lehnte sich Ella gegen die sauber glänzende Anrichte in der Futtervorbereitung und dachte, dass sie zum Haus zurückkehren, Harris von der Kinderbetreuung erlösen und beginnen sollte, das Abendessen anzurichten. Der Gedanke ging ihr durch den Kopf, während sie die Schränke, Anrichten, das Besteck und die Werkzeuge der Klinik einer eingehenden Prüfung unterzog. Nicht eine Pinzette oder ein Mulltupfer lagen herum.
    Sie war stolz, dass auch sie ihren eigenen kleinen Beitrag zu dieser gut organisierten Klinik leisten konnte, auch wenn sie bis

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