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Dem Himmel entgegen

Dem Himmel entgegen

Titel: Dem Himmel entgegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Monroe
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bloßes Arbeitsverhältnis. Auch ihre gemeinsamen Essen waren nicht mehr die verzweifelten Versuche, auf Teufel komm raus eine Unterhaltung führen zu müssen. Inzwischen waren ihre Gespräche lebendig, voller Fragen und Geschichten, die sie am Tag erlebt hatten, und sie machten Scherze über Menschen und Vögel, die sie beide kannten.
    Doch im Moment sprach keiner von beiden. Ella spürte, dass sie gerade auf dem Weg zu einer neuen Ebene ihrer Beziehung waren. Der Kies knirschte unter ihren Schuhen, und die Singvögel trällerten in den Bäumen ihre schönsten Lieder. Normalerweise blickte Harris unentwegt in den Himmel, um unbewusst nach Vögeln Ausschau zu halten. Heute jedoch bemerkte sie, dass er seine Augen auf den Boden gerichtet hatte.
    “Ich kann mich nicht um Marion kümmern. Es funktioniert einfach nicht”, sagte er schließlich traurig.
    “Aber Sie machen das doch erst seit ein paar Wochen. Geben Sie sich ein bisschen mehr Zeit.”
    “Marion möchte keine Zeit mit mir verbringen.”
    “Ich weiß nicht, wer Ihnen diesen Floh ins Ohr gesetzt hat. Sie vergöttert Sie. Sie liebt es, mit Ihnen zusammen zu sein.”
    “Heute Morgen haben wir ein Spiel gespielt, und das Nächste, woran ich mich erinnern kann, ist, dass sie gegen das Brett trat und abgehauen ist. Hört sich das an, als hätte sie Spaß mit mir?”
    “Hatten
Sie
denn Spaß?”
    “Ich? Das ist doch nicht so wichtig. Das Ziel ist doch, Marion glücklich zu machen.”
    “Also hatten Sie keinen Spaß?”
    “Nein.”
    “Ich denke, wir haben gerade den eigentlichen Kern des Problems gefunden.”
    “Was soll ich denn Ihrer Meinung nach jetzt tun?” sagte er, und in seiner Stimme schwang Frustration mit. “Puppen und Brettspiele machen mir nun mal keinen Spaß.”
    “Warum spielen Sie dann diese Dinge mit ihr?”
    Er sah sie erstaunt an. “Sie haben mir gesagt, ich solle mit ihr spielen, also haben wir gespielt.”
    “Wer hat sich für die Brettspiele entschieden?”
    “Sie. Wir haben sie aus dem Schrank gezogen, und sie hat diejenigen rausgesucht, die sie spielen wollte.”
    “Denken Sie nach, Harris. Wer hat als Erster vorgeschlagen, Brettspiele zu spielen?”
    Er antwortete nicht.
    “Ich wette, das waren
Sie.”
    “Was ist denn verkehrt an Brettspielen? Ich bin mit solchen Spielen aufgewachsen.”
    “Es ist nichts Falsches daran – außer, Sie beschäftigen sich ausschließlich damit. Wie viele Tage haben Sie das als Grundlage genommen, um die Zeit mit Ihrer Tochter zu nutzen?”
    Er musste gar nicht antworten. Sie konnte es in seinem sorgenvollen und ein bisschen beschämten Gesicht ablesen.
    “Also, Harris, Sie haben etwas ausgewählt, das Sie nicht mögen, von dem Sie aber dachten, Marion würde es gefallen. Und Marion hat die Spiele mitgespielt, weil sie dachte, Sie hätten Spaß daran. Sie hatten beide die besten Absichten, aber fühlten sich im Endeffekt schrecklich dabei.”
    Sie trat zur Seite und ließ ihn ein paar Schritte allein gehen, um die Worte erst mal wirken zu lassen. Sie kamen an eine Weggabelung. Wenn sie rechts abbogen, liefen sie auf einem ausgetretenen Weg bis zu einer Stelle, wo der Wald aufhörte und sich eine atemberaubende weite Marschlandschaft erstreckte. Doch stattdessen bogen sie links ab und liefen den Weg hinunter, der zum Highway 17 führte. Der Highway, auf dem die Lastwagen und Autos schnell dahinbrausten, schien unendlich weit entfernt zu sein, als sie in durch die ländliche Stille spazierten. Wohin sie auch schaute, sah sie Palmbäume und Kiefern Seite an Seite stehen, und belustigt dachte sie, dass es eine schöne Parallele zu ihr und Harris sei.
    Sie kamen an den Zaun, doch der weiße Hahn war nirgendwo zu entdecken. Harris ging zu dem Straßengraben hinüber, stemmte die Hände in die Hüften, senkte den Kopf und begutachtete Bradys Arbeit. Der Wind zerzauste die langen braunen Strähnen seiner Haare. Er muss mal wieder zum Frisör, dachte Ella. Er hingegen schien sich nicht darum zu kümmern. Überhaupt schien Harris sich dessen nicht bewusst zu sein, wie attraktiv er war. Und das war es auch, was sie an ihm mochte.
    Sie trat an seine Seite, blickte ihn an und musste krampfhaft das Verlangen unterdrücken, ihm die Haare aus dem Gesicht zu streichen. Eine kleine Geste, aber diesen Level der Intimität hatten sie und Harris noch nicht erreicht. Als er sie bemerkte, wandte er ihr sein Gesicht zu, und für einen Moment drohte sie sich in seinen tiefen blauen Augen zu verlieren.
    “Einen

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