Dem Killer auf der Fährte
gehört«, sagte ich. »Ich frage mich, ob Rita ihn kennt. Apropos Rita: Sie hat eine Theorie. Ihrer Meinung nach sollte es so aussehen, als hätte Elaine den Selbstmord ihrer Patientin nachgestellt. Jedenfalls glaubt sie nicht, daß es Elaine selbst getan hat, sondern daß da jemand nachgeholfen hat. Kannst du damit irgendwas anfangen?«
Kevin zuckte mit den Schultern und schnitt eine Grimasse.
»Aber«, fuhr ich fort, »diese Patientin hat die Tabletten wirklich selbst geschluckt, nicht wahr?«
»Damals sah es jedenfalls ganz so aus«, meinte Kevin zweifelnd.
»Warst du in ihrem Haus? Hattest du mit dem Fall zu tun?«
»Ich persönlich?«
»Ja.«
»Nein.«
»Okay. Du willst es also nicht sagen, stimmt's? Du hast es nicht selbst gesehen, und du willst dich nicht auf die Aussage von jemand anderem verlassen. Mit anderen Worten: Es könnte da einiges geben, was du nicht weißt. Vielleicht hältst du mich jetzt für komplett verrückt, aber möglicherweise war das Sinequan doch für Elaine bestimmt. Allerdings nicht, weil sie Elaine war, sondern, weil ihr Kimi gehörte. Das ist doch möglich, oder nicht?«
»Möglich schon.«
»Also könnte jemand hinter dem Besitzer von Kimi her sein, wer immer das gerade sein mag. Aber aus welchem Grund?«
»Das ist nicht die einzige Möglichkeit. Bloß eine von vielen.«
»Ja sicher, nur daß Kimi jetzt mir gehört. Der Mörder könnte es doch bisher vermasselt haben. Zweimal wollte er Kimi töten und beide Male hat er statt dessen ihre Besitzerinnen erwischt.«
»Unwahrscheinlich. Donna Zalewski hat einen Brief hinterlassen.«
»Stimmt.«
»Aber um ganz sicherzugehen, solltest du für eine Weile kein Hundefutter essen«, riet Kevin. Er grinste breit über seinen eigenen Witz und wurde dann wieder ernst. »Ich sage dir ganz offen, ich habe einfach keine Ahnung, was zum Teufel hiervorgeht. Und solange ich das nicht weiß, solltest du aufpassen, was du ißt. Und was du deinen Hunden gibst.«
»Ich passe immer auf, was ich meinen Hunden gebe. Was glaubst du denn, was für eine Hundehalterin ich bin?«
Wenn man will, daß sich die Hunde wirklich bekriegen, braucht man nur zwei vom gleichen Geschlecht zusammenzubringen, besonders zwei Hündinnen. Aber obwohl sie unterschiedlichen Geschlechts sind, haben auch Rowdy und Kimi am nächsten Morgen einen furchtbaren Kampf ausgetragen, und ich war sogar selbst schuld daran. Nachdem ich das restliche Hundefutter in den Müll gegeben hatte, mußte ich zu einem Fachgeschäft fahren, denn Eukanuba gibt es natürlich nicht im Supermarkt zu kaufen. Ich beschloß, die beiden Hunde mitzunehmen (gute Idee), und zwar ohne Transportkiste im Heck meines Bronco-Kombis (weniger gute Idee). Mein erster Fehler war, daß ich den Wagen nach meiner letzten Fahrt nach Maine nicht gereinigt hatte, mein zweiter, daß ich Kimi zuerst und mein dritter, daß ich Rowdy überhaupt einsteigen ließ.
Kimi sprang ins Auto und entdeckte sofort ein halbverzehrtes Blaubeergebäck unter dem Vordersitz, und als Rowdy dann im Wagen war, stürzte er sich ebenfalls darauf. Und auf sie, Fräulein Alpha-Wolf weigerte sich natürlich, ihre Beute loszulassen, woraufhin Rowdy über sie herfiel und sie am Nacken packte. Da Kimi vor Schmerzen heulte und sich Rowdy förmlich in sie verbiß, hatte ich keine andere Wahl: Ich sprang in den Bronco, setzte mich rittlings auf Rowdy und packte sein Halsband mit der linken Hand. Zum Glück trug ich gefütterte Handschuhe (vom Allwetterausrüster L. L. Bean, versteht sich). Rowdy hielt Kimi fest, ich hielt ihn fest, und das Ganze muß ausgesehen haben, als ritte ich auf zwei sich windenden und bockenden Malamutes. Mit der linken Hand hatte ich immer noch Rowdys Halsband umfaßt, und mit der rechten zwang ich ihn, sein Maul zu öffnen. Der Trick dabei ist, daß man die Hand fest um die obere Schnauze legt und kräftig auf die Verbindungsgelenke zwischen Ober- und Unterkiefer drückt, da, wo keine Backenzähne mehr sind. Ich würde niemandem raten, das mit einem anderen Hund als dem eigenen zu tun, und man darf dabei auch nie aufhören, auf das Tier einzureden, damit der Hund weiß, wer man ist. Kaum hatte Rowdy seinen Biß gelockert, kämpfte sich Kimi, die im Gegensatz zu Rowdy noch nicht so sehr mein Hund war, frei, wobei sie ein Stück von meinem Parka und von meinem Handschuh zu fassen kriegte, aber kein Fleisch. Dann erspähte sie den Bissen Blaubeergebäck, den sie während dem Kampf fallen gelassen hatte, und als sie
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