Dem Killer auf der Fährte
verletzen«, meinte ich. »Wenn Kimi gewußt hätte, daß sie Donna damit gewissermaßen hilft, sich etwas besser zu fühlen, hätte sie bestimmt nichts dagegen gehabt, besonders wenn sie gewußt hätte, wie verzweifelt Donna war. Aber ich kann eigentlich immer noch nicht verstehen, wie sie das tun konnte. Es hat einfach so was Widerliches.«
Rita zuckte mit den Achseln.
»Glaubst du, daß Elaine davon wußte?« fragte ich.
»Keine Ahnung.«
»Und wieso hat sie nicht gemerkt, daß Donna diese Geschichte mit Joel erfunden hat? Und warum hat Donna sie überhaupt angelogen? Ich meine, was hatte sie davon? Warum sollte jemand zu einer Therapeutin gehen und sie dann anlügen? Und noch etwas: Warum hat sich Donna von allen Männern ausgerechnet Joel Baker ausgesucht? Er ist doch ein ausgesprochen sympathischer Mann. Und davor ist sie auch noch nie so weit gegangen. Alles, was sie tat, war, eine Show für ihre Mitbewohnerinnen abzuziehen. Vielleicht wollte sie bei Elaine auch nicht mehr erreichen.«
»Ich würde Elaine deswegen keine allzu großen Vorwürfe machen«, antwortete Rita. »Teilweise hat sie nur so reagiert, wie es dem veränderten sozialen Klima entspricht. Es ist ja wahr, daß Frauen mißbraucht werden, und bis vor noch nicht allzu langer Zeit bekamen viele dieser Frauen nicht die geringste Unterstützung. Sie konnten nichts dagegen unternehmen und mußten es meistens für sich behalten. Oder wenn sie darüber sprachen, wurde ihnen oft sogar noch unterstellt, daß sie selbst schuld daran waren, beziehungsweise man hat sie in ihren Selbstvorwürfen bestätigt.«
»Und da hat Elaine gedacht, Donna wäre auch so eine Frau.«
»Elaine war davon überzeugt, daß man die Dinge öffentlich machen müsse. Sie hat an Mut zur Auseinandersetzung und zur Aktion geglaubt. Und es gibt immer noch die Möglichkeit, daß sie recht hatte. Es ist möglich, daß Joel irgendwie... So etwas gibt es.«
»Und weißt du, was ich so schrecklich finde?« sagte ich, »daß es eigentlich egal gewesen wäre, ob er unschuldig war oder nicht. Wenn Elaine zum Vorstand der Berufsvereinigung gegangen wäre und ihn angezeigt hätte, und die ganze Geschichte wäre in die Zeitung gekommen, wer hätte sich denn die Mühe gemacht, herauszufinden, was wirklich passiert ist? Wie hätte man je sicher sein können? All diese Leute hätten doch bestimmt gesagt, was du gerade gesagt hast: daß es möglich war. Er könnte also in Wirklichkeit ein Heiliger sein, und die Leute würden es trotzdem mit einem Achselzucken abtun und sagen: >Na ja, es ist schön mögliche Egal wie, es gab also für ihn nicht die geringste Chance, sich zu verteidigen. Und es macht mir zu schaffen, daß er sich nicht selbst hätte verteidigen können.«
»Ja, das ist ein Problem«, meinte Rita.
»Ich nehme an, er hat dann schließlich doch eine Lösung gefunden«, überlegte ich laut. »Aber es wäre doch schrecklich unfair, wenn ein Mord sein einziger Ausweg gewesen sein soll.«
Für einen verläßlichen Personenschutz empfehle ich besonders für Frauen einen Alaskan Malamute. Am Tag der Hundeschau waren es allerdings nicht die Vergewaltiger und Straßenräuber, die mir angst machten. Ich spülte mit einer Tasse Kaffee zwei Tabletten gegen Regelschmerzen herunter.
Die Schau fand im Northeast Trade Center in Woburn statt, genau an der Abfahrt vom Highway, den in Massachusetts alle Route 128 nennen, obwohl sie schon Vorjahren in Route 95 umbenannt wurde. Auf den Einladungen und Anmeldeformularen wird dieser Ort immer als besonders schön beschrieben, und vielleicht war er das auch einmal als die Route 95 noch Route 128 hieß. Aber alle Messen sind aus mehreren Gründen als schön zu bezeichnen. Zuerst einmal sind Plätze, die groß genug sind, um darauf eine Hundeschau abzuhalten, und die eine solche aushalten, so rar gesät, daß man es bereits schön finden muß, überhaupt einen gefunden zu haben. Deshalb steht auch in allen Veranstaltungsprogrammen, daß man sich anständig benehmen soll, damit der Hundeverein den Platz wieder anmieten kann. Wenn die Aussteller ihre Hunde nämlich alles beschmutzen lassen, muß sich der Sponsor der Schau das nächste Mal etwas anderes suchen.
Hauptsächlich ist jeder Platz jedoch dann besonders schön, wenn die Hunde eingetroffen sind. Was Ästhetik betrifft, kann daneben jedes Museum einpacken. Für das Erlebnis von Schönheit braucht man Lebendigkeit, Bewegung, Wechsel, Gefühl, Aufregung, Spannung, Vielfalt, Kontrast,
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