Dem Leben Richtung geben
herausfordern, aber Überfordern ist schon wieder die krankhafte Fehlform dieser Dynamik.
|177| Wir sollten immer nach der langfristig gesündesten Variante suchen. Das Leben verlangt die Haltung eines Langstreckenläufers und nicht die eines Sprinters. So notwendig es sein kann, vorübergehend ein hohes Tempo zu fahren, so zerstörerisch ist es, sich immer nur im roten Drehzahlbereich zu bewegen. Dieses gesunde Maß für sich herauszufinden und zu leben hat etwas mit Reife zu tun. Wir wollen mit unserem Leben »viel bewegen«, und das heißt: Ziele müssen uns herausfordern, dürfen aber nicht überfordern. Der Grat ist schmal, aber begehbar.
Techniker bekamen ein Projekt mit dem Abgabetermin »vorgestern.« Der Termin war absichtlich manipuliert, um sie zu Höchstleistungen anzuspornen. Heimlich rechnete jeder mit zwei Wochen Dauer, sowohl der Chef als auch die Mitarbeiter. Die Folge war: Alle Terminangaben auf den Vorgängen waren falsch. Das gehörte allerdings zu den Spielregeln des Betriebes. Hausintern existierte eine zweite, nicht schriftlich niedergelegte Planung mit den reellen Terminen. Alle wussten das und arbeiteten danach, obwohl mündlich und schriftlich immer der unrealistische Termin verbreitet wurde. Die ganze Lage änderte sich schlagartig, als ein Mitbewerber mit realistischen Terminen versuchte, Mitarbeiter und Kunden für sich zu gewinnen.
Prüfen Sie: Ist es machbar, oder haben Sie mit dem, was Sie sich vorgenommen haben, bereits 25 Stunden pro Tag verplant? Bei Zeitmanagement-Seminaren lassen wir die Teilnehmer immer wieder auflisten, was sie sich für den kommenden Tag vorgenommen haben. Meist erhalten wir eine wunderbare Liste von sinnvollen, konkreten, guten Aufgaben. Als nächsten Schritt lassen wir die Teilnehmer die Zeitdauer für jede einzelne Aufgabe schätzen (zunächst ohne eigentlich notwendige Pufferzeiten). Danach bitten wir die Teilnehmer, die Summe aller Vorhaben für den morgigen Tag zusammenzuzählen. Manchmal ist es schon schockierend, wie unrealistisch die Vorhaben auch bei sonst noch so weisen Menschen sein können. Viele haben im Lauf der Jahre nichts daraus gelernt |178| , sondern gehen jeden Abend frustriert nach Hause. »Heute habe ich wieder nicht alles geschafft, was wichtig war!«
Was Sie sich vornehmen, muss also für Sie machbar sein – als Einzeltätigkeit wie in der Summe! Ihre Ziele dürfen anspruchsvoll sein, Herausforderung tut gut, aber nicht zu viel. Ein kleiner Warnhinweis: In den vergangenen Jahren durften wir etlichen Firmen helfen bei der Umstellung auf Führung durch Zielvereinbarung. Wenn Sie Ziele für andere setzen, müssen Sie unbedingt auf Ihre Mitarbeiter hören, sonst treten Sie immer wieder in die gleiche Falle. Viele solcher Prozesse sind gescheitert oder ihr Output blieb weit unter dem Möglichen, weil sie faktisch mit
Zielvorgaben
arbeiteten statt mit
Zielvereinbarungen
. Vereinbarung heißt, dass beide Seiten diese von innen heraus akzeptieren müssen.
Motivierende Ziele
Der dritte wichtige Punkt, der leider zu oft aus den Augen verloren wird: Ist das Ziel, das Sie erreichen wollen, für Sie motivierend? Ziele, die wenig oder keine motivierende Wirkung auf Sie haben, sind meist genauso ungeeignet wie unklare und unrealistische Vorsätze.
Im Anfangskapitel haben wir dargestellt, was Menschen motiviert: pain & pleasure, die Vermeidung von Schmerz und das Erlangen von Freude und Vergnügen. Wenn Sie sich diese Motivationsfaktoren vor Augen führen, werden Sie leichter ans Ziel kommen. Das Ziel, im kommenden Monat 5 Kilo abzunehmen, ist messbar und (bei einer gewissen Härte gegen sich selbst) auch machbar. Die Motivationskraft geht aber nicht von der nackten Zahl aus, sondern von den Gefühlen, die Sie mit dem Ergebnis verbinden. Stellen Sie es sich bildlich vor: Das hübsche Abendkleid, das Sie sich vorletztes Jahr gekauft haben, wird wieder passen; das Lauftraining wird Sie nicht mehr so erschöpfen (und Ihre Gelenke sind bei niedrigerem |179| Körpergewicht auch weniger belastet); mit einer gemäßigten Nahrungsaufnahme werden Sie wieder besser denken und arbeiten können! Fühlen Sie jetzt schon, worauf Sie zuarbeiten. Sie werden sich mit weniger Speck künftig attraktiver, sportlicher und leistungsfähiger fühlen. Allein die klare, Ihre Gefühlswelt ansprechende Vorstellung des Ergebnisses wird Ihnen helfen, in den entscheidenden Situationen zur lockenden Schokolade Nein zu sagen.
Im Anschluss ein kleiner Test. Bitte kreuzen Sie
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