Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dem Pharao versprochen

Dem Pharao versprochen

Titel: Dem Pharao versprochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marliese Arold
Vom Netzwerk:
und fand nur noch ein Stück hart gewordenes Brot. Seufzend verließ er das Haus, um sich etwas zu essen zu suchen. Vielleicht fand er in dem ehemaligen Palastgarten ein paar Früchte, die ihm als Frühstück dienen konnten …
    Auch der einst schön angelegte Garten bot ein Bild der Verwüstung. Unkraut wucherte überall. Hier war lange Zeit keine Hand mehr angelegt worden. Die exotischen Bäume waren teilweise verdorrt und hatten all ihr Laub verloren. Andere waren umgestürzt, die Stämme verfault, morsch und mit Ungeziefer besiedelt.
    Nebamun stieg über das tote Holz. Eine Katze suchte miauend das Weite. Er kämpfte sich quer durch den verwilderten Garten und fluchte, als er mit dem Knöchel umknickte. Eine Verletzung konnte er jetzt überhaupt nicht brauchen!
    Endlich fand er einen Weg aus dem Garten, lief weiter in nördliche Richtung und verließ Achetaton. Stunden später stieß er auf ein kleines Dorf. Dort schob eine alte Frau gerade Brot in einen gemauerten Backofen. Nebamun blieb stehen und fragte, ob er etwas zu essen bekommen könne.
    »Aber natürlich, junger Mann!«, antwortete die Alte. »Du siehst aus, als hättest du einen weiten Weg vor dir.« Als sie ihm ihr Gesicht zuwandte, stellte er fest, dass ihr ein Auge fehlte. An der Stelle, wo es hätte sein sollen, war nur eine leere Höhle. Er zuckte ein wenig zurück.
    Die Alte lachte ein zahnloses Lachen. »Du brauchst keine Angst vor mir zu haben. Das Auge hat mir ein Falke ausgehackt, als ich ein junges Mädchen war. Ich war selbst schuld, ich bin seinen Jungen zu nahe gekommen.« Sie lachte wieder. Dann zog sie ein Brett aus dem Backofen und holte ein Brot heraus, das gerade fertig gebacken war.
    »Hier nimm! Iss, so viel du magst! Wenn du ein wenig Zeit hast, dann kann ich dir auch noch einen Krug Bier holen.« Sie humpelte zu ihrer schiefen Hütte, verschwand und kam kurz darauf mit einem Krug wieder zurück. Sie blinzelte mit ihrem gesunden Auge in die Sonne.
    »Trink!«
    »Danke!«, sagte Nebamun höflich. »Mögen die Götter mit dir sein. Du bist sehr freundlich.« Er nahm einen großen Schluck.
    »Was erzählt man sich denn in Waset?«, fragte die Alte. »Du kommst doch von dort, richtig? Du bist ein königlicher Bote! Ach, hier kommen so wenige Fremde vorbei, ich muss immer wochenlang auf Neuigkeiten warten.« Sie seufzte ein wenig.
    Nebamun wischte sich das Bier von den Lippen. »Ja, es stimmt, ich komme aus Waset. Was es Neues gibt? Der Pharao ist noch immer auf Kriegszug im Osten, er ist noch nicht nach Memphis zurückgekehrt. Die Große Königliche Gemahlin, die in Waset geblieben ist, ist guter Hoffnung. Man erwartet das Kind gegen Ende der Zeit der Aussaat. Die Astrologen sagen, dass es ein Junge wird.«
    Die Alte nicke zufrieden. »Ein Thronfolger also, wie schön! Mögen die Götter mit der Königin sein, sie möge ewig leben und eine leichte Geburt haben. – Nimm doch noch von dem Brot, du kannst es ganz aufessen, wenn du magst.«
    »Und was ist mit dir?«
    »Ach, in meinem Alter braucht man nicht mehr viel. Außerdem habe ich noch etwas altes Brot in meiner Hütte. Ich muss sowieso alles in Bier eintunken, ich habe keine Zähne mehr.«
    Nebamun aß weiter und erzählte ihr, wie herrlich der Amun-Tempel in Waset inzwischen wieder aussah. Die Alte berichtete, dass sie früher in Achetaton gelebt hatte und einmal der schönen Nofretete ganz nahe gekommen war.
    »Ich habe sogar ihr Kleid berührt«, kicherte die Alte. »Es hieß, das brächte Glück. Aber mir hat es leider kein Glück gebracht. Ein Leibwächter hat sich sofort auf mich gestürzt, weil er dachte, ich wollte die Königin erdolchen. Ich landete im Gefängnis, aber nach ein paar Stunden hat mich die Polizei wieder laufen lassen, weil sie kein Messer bei mir gefunden hat.«
    Es war spannend, der alten Frau zuzuhören. Sie wusste noch mehr Geschichten und erzählte, wie Echnaton einmal die Häuser in Achetaton hatte durchsuchen lassen, um sicherzugehen, dass die Bewohner nicht mehr den alten Göttern huldigten.
    »Mein Mann und ich, wir haben unsere Götterbilder von Amun und Mut rasch im Lehmboden unseres Hauses vergraben und eine Matte über die Stelle gelegt. Die Soldaten haben nichts bemerkt, obwohl ich Blut und Wasser geschwitzt habe.« Die Alte hob den Krug an. »Möchtest du noch Bier?«
    »Danke, ich muss jetzt weiter«, antwortete Nebamun. »Der Brief soll den Pharao so schnell wie möglich erreichen, und ich habe noch eine weite Strecke vor mir.«
    Die alte

Weitere Kostenlose Bücher