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Dem Pharao versprochen

Dem Pharao versprochen

Titel: Dem Pharao versprochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marliese Arold
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glaube, es ist alles gesagt worden, was wichtig war.«
    »Halt.« Der Pharao stand von seinem Sessel auf und trat auf Sinuhe zu. »Was glaubt Ihr? Wird das nächste Kind von Anchesenamun wieder ein
Dämonenmal
tragen?«
    »Das wissen allein die Götter, Herr.«
    »Besteht die Chance, dass sie irgendwann einen gesunden Sohn zur Welt bringt?«
    Sinuhe legte die Hände aneinander. »Die Große Königliche Gemahlin ist eine junge Frau, sie kann noch oft schwanger werden. Und sicher ist sie in der Lage, ein gesundes Kind zu gebären. Ob ihr jedoch ein Sohn geschenkt wird, kann ich nicht voraussagen. Ihre Mutter Nofretete gebar sechs Töchter.«
    Tutanchamun machte eine ungeduldige Handbewegung. Damit war der Arzt entlassen.
    Während sich Sinuhe zurückzog, setzte sich der Pharao wieder auf seinen Sessel und starrte düster vor sich hin.
     
    Obwohl er es nicht ausgesprochen hatte, hatte Anchesenamun das Gefühl, dass Tutanchamun ihr die Schuld daran gab, dass sie ihm keinen Thronfolger geboren hatte. Sie hatte gehofft, dass er in der Nacht in ihr Schlafgemach kommen und sich mit ihr unterhalten würde. Doch er kam nicht.
    Anchesenamun grämte sich. Sie weinte leise vor sich hin und rief nach Selket, die in der letzten Zeit häufig über Nacht im Palast blieb und nur noch selten nach Hause ging. Selket war auch gleich zur Stelle.
    »Was ist los, Anchi?«
    »Ich glaube, ich habe Tuts Liebe verloren«, klagte Anchesenamun. »Seit er da ist, habe ich kaum ein Wort mit ihm gesprochen. Ich verstehe ja, dass er sich jetzt wieder um sehr viele Sachen kümmern muss und dass viele Entscheidungen zu treffen sind. Aber warum kommt er nicht wenigstens in der Nacht zu mir? Vor seiner Abreise nach Memphis ist er jede Nacht gekommen, und wir haben oft stundenlang geredet.«
    Selket knetete ihre Finger und blickte ihre Freundin nicht an. »Nun, ich weiß nicht, aber es könnte sein …«
    »Was denn? Rede!«
    »Ein Mann sollte sich seiner Frau erst wieder nähern, wenn sie wieder rein ist.«
    Anchesenamun runzelte die Stirn. »O Selket, ich wollte mit Tut
reden
und nicht … du weißt schon.«
    Selket zuckte die Achseln und schwieg.
    »Und du meinst wirklich, das ist der Grund?«, fragte Anchesenamun. »Einerseits erleichtert mich das, andererseits …« Sie ergriff Selkets Hände. »Ich habe solche Angst, dass er mir grollt und sich von mir abwendet, weil ich seine Erwartungen nicht erfüllt habe.« Tränen traten ihr in die Augen und rollten über ihre Wangen.
    »Das wird er bestimmt nicht tun«, sagte Selket zuversichtlich. »Sonst würde er ja auch nicht diesen Triumphzug durch Waset mit dir machen. Er will sich dem Volk zeigen, zusammen mit dir. Das ist gewiss kein Zeichen, dass er sich von dir abwendet.«
    Anchesenamun seufzte. »Wahrscheinlich hast du recht. Ach, seit der Geburt des Kindes bin ich so durcheinander und so oft niedergeschlagen. Ständig muss ich weinen, schon beim geringsten Anlass.« Sie schniefte.
    »Das wird sicher besser, wenn du dich erst richtig erholt hast. Vielleicht solltest du eine kleine Reise machen. Eine andere Umgebung wirkt oft Wunder.«
    Anchesenamun lächelte. »Du bist so lieb zu mir. Was würde ich nur ohne dich tun?«
    »Wir sind doch Milchschwestern.« Selket drückte ihre Hand. »Und vielleicht klappt es ja eines Tages doch, dass ich die Amme deines Kindes bin. Selbst wenn bei mir weit und breit kein Mann in Sicht ist … Hab ich dir schon erzählt, dass meine Mutter langsam anfängt, unruhig zu werden? Sie hat wohl Angst, dass ich mit Mitte zwanzig noch immer unverheiratet bin …«
    »Ganz Imara«, sagte Anchesenamun und wischte sich über die Augen. »Habt ihr eigentlich inzwischen etwas von Duamutef gehört?«
    »Nicht wirklich«, antwortete Selket. »Ein reisender Händler hat uns Grüße von ihm ausgerichtet, aber er wollte uns nicht verraten, wo sich mein Bruder jetzt aufhält und was er macht. Wir wissen also nur, dass er lebt.« Sie zuckte die Achseln. »Du denkst jetzt wahrscheinlich, dass ich dir nicht mehr verraten will, aber das ist die Wahrheit, Anchi. Ich lüge dich nicht an, ehrlich.«
    »Ich glaube dir«, beteuerte Anchesenamun. »Wenigstens ist ihm nichts zugestoßen.« Sie spürte einen kleinen Stich in ihrer Brust, als sie an Duamutef dachte, aber sie versuchte, dieses Gefühl zu ignorieren. Es war vorbei, sie hatte mit ihrer großen Liebe abgeschlossen. Eine Hoffnung für sie beide gab es nicht mehr.
    »Komm«, sagte Selket. »Wir überlegen, was du während des

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