Dem Pharao versprochen
dann mit uns fortgehen?«, flüsterte Anchesenamun. »Wir wollen aus Waset fliehen. Ich will nicht mehr die Frau des Pharaos sein …«
»Ich soll euch begleiten?«
»O Selket, du bist meine beste Freundin, wir kennen uns schon all die Jahre. Ich würde dich nur ungern zurücklassen. Du bist mir so lieb, du hast mich immer unterstützt. Bitte sag ja!«
Selket richtete die Bettdecke. »Ja, ich werde mit euch gehen, Anchi. Und irgendwie werden wir einen Weg finden, wie ihr fliehen könnt. Ich lasse dich nicht im Stich. Du wirst immer meine Freundin sein.«
»Danke.« Anchesenamun lächelte sie an. »Ich hatte solche Angst vor diesem Gespräch«, gestand sie dann. »Du bist schon einmal so böse geworden wegen Duamutef und mir …«
»Ja«, sagte Selket. »Ich fand es damals nicht richtig. Ich habe sogar mit meinem Bruder gesprochen und ihn gebeten, Waset zu verlassen, um dich nicht in Gefahr zu bringen.« Sie seufzte tief. »Damals ist er nicht gegangen. Aber ich war beruhigt, als ich merkte, dass er sich mit Inet angefreundet hat. Ich dachte, alles wird gut. Aber die Liebe geht sonderbare Wege …«
Selket richtete das Bett und half Anchesenamun, sich für die Nacht fertig zu machen.
»Heute Nacht wirst du besser schlafen«, sagte sie zu ihr.
»Ich hoffe es«, murmelte Anchesenamun.
Anchesenamun verlor auch ihr zweites Kind. Eines Morgens erwachte sie mit heftigen Bauchschmerzen. Wenig später setzten Blutungen ein. Diesmal konnte Sinuhe ihr nicht helfen, nur mit Mohnsaft, um die Schmerzen und Krämpfe zu lindern. Gegen Abend war alles vorbei, Anchesenamun weinte leise vor sich hin. Selket blieb an ihrem Lager und hielt ihre Hand.
»Ich glaube, die Götter strafen mich, weil ich Duamutef liebe«, flüsterte Anchesenamun unter Tränen. »Sie gönnen mir kein Kind …« Sie schluchzte auf.
»Unsinn«, meinte Selket. »Die Götter haben zugelassen, dass ihr euch liebt, Duamutef und du. Vielleicht wollen sie einfach nicht, dass du ein Kind von Tut zur Welt bringst.«
Anchesenamun starrte nachdenklich den Baldachin ihres Bettes an. »Vielleicht …« Ihre Hände glitten über ihren Bauch. Sie trug kein Kind mehr … Diesmal hatte sie noch nicht einmal seine Bewegungen gespürt. Vielleicht war sie ja gar nicht schwanger gewesen, sondern ihr roter Fluss hatte sich nur verzögert?
Sie seufzte, dann wirkte der Mohnsaft, und sie fiel leise wimmernd in den Schlaf, den Selket bewachte.
Die Monate gingen ins Land, ohne dass Anchesenamun etwas von Duamutef hörte. Sie machte sich Sorgen und versuchte sich zu beruhigen, dass er vielleicht sehr weit weg von Waset lebte und der Brief eben einige Zeit brauchte, um ihn zu erreichen. Möglicherweise konnte Duamutef auch nicht sofort die Reise antreten, sondern musste erst noch Verschiedenes regeln.
In ihren Albträumen sah sie ihn oft gefesselt, gefangen von den Häschern des Pharaos. In einem Traum war er sogar tot, hingerichtet von zwei Soldaten. Jedes Mal erwachte sie und war schweißgebadet.
»Du sollst nicht solche dunklen Gedanken haben«, sagte Selket streng, als Anchesenamun ihr von ihren Träumen erzählte. »Du musst an schöne Dinge denken, die dich aufmuntern.«
»Das fällt mir sehr schwer«, gestand Anchesenamun und seufzte tief. »Wenn ich nur wüsste, ob Duamutef es ernst gemeint hat, dass er nach Waset kommen will … Vielleicht hat er mich längst vergessen oder ihm ist unterwegs etwas passiert. Mein Leben ist so durcheinander! Ich kann überhaupt keine Pläne machen! Immer kommt alles anders …«
»Ich werde meine Mutter fragen, ob sie dir einen Kräutertrank mischt, der dich beruhigt und besser schlafen lässt«, schlug Selket vor. »Oder traust du meiner Mutter nicht mehr?« Sie sah ihre Freundin fragend an.
»Imara ist in Ordnung«, murmelte Anchesenamun. »Sie war immer wie eine Mutter zu mir. Ach Selket, ich wünschte, wir wären wirklich Schwestern und ich müsste nicht die Frau des Pharaos sein. Es ist manchmal so anstrengend, die ganzen Regeln und Pflichten … Am liebsten wäre ich frei wie ein Vogel! Warum bin ich nicht als Falke geboren, dann könnte ich jetzt über den Himmel fliegen.«
»Ich lasse dich jetzt allein und suche meine Mutter auf«, sagte Selket. »Sie wird sich freuen, ich bin schon lange nicht mehr bei ihr gewesen.«
Anchesenamun lächelte. »Ich lasse sie grüßen.«
»Ich werde deine Grüße ausrichten«, sagte Selket. Dann ging sie zur Tür und zog sie leise hinter sich zu.
Imara strahlte, als sie
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