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Dem Pharao versprochen

Dem Pharao versprochen

Titel: Dem Pharao versprochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marliese Arold
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Duamutef in diesem Moment den Sternenhimmel betrachtete? Und wartete er ungeduldig auf Antwort? Anchesenamun entschlüpfte ein kleiner Seufzer.
    »Bist du traurig?«, fragte Tutanchamun und unterbrach damit das Schweigen.
    »Nein, gar nicht.«
    »Das freut mich zu hören. Ich habe es lieber, wenn du lachst und fröhlich bist.« Er drehte sich unvermutet zu ihr und küsste sie.
    Es war derselbe Platz, an dem sich Anchesenamun mit Duamutef getroffen hatte …
    Anchesenamun war völlig überrascht. Seine Küsse nahmen ihr den Atem. Eigentlich wollte sie sie nicht erwidern, sondern Zurückhaltung üben. Ihn zappeln lassen, weil er sie so schlecht behandelt hatte in der letzten Zeit. Doch sie schaffte es nicht. Ihr Körper sehnte sich nach Zuwendung und Zärtlichkeit. Tut spürte ihre Nachgiebigkeit und drängte sie zu der steinernen Bank, die zwischen den Sträuchern stand. Dort ließen sie sich nieder. Er zog sie an sich und liebte sie im Schatten der Pflanzen. Anchesenamun ließ es mit sich geschehen.
    »Liebst du mich?«, fragte er, als es vorbei war, und sein Atem noch schneller ging als sonst. »Sag, dass du mich liebst und keinem anderen Mann beigewohnt hast.«
    »Ich habe mit keinem anderen Mann geschlafen«, antwortete sie wahrheitsgemäß.
    »Dann werden wir sehen, ob ich diesmal einen Thronfolger gezeugt habe«, sagte er und küsste sie. »Das Volk von Waset wartet und will dich wieder schwanger sehen.«
    Anchesenamun fragte sich, ob er deswegen mit ihr in den Garten gegangen war. Hatte er sie nur geliebt, um seinen Pflichten als Pharao nachzukommen? Zwischendurch war sie sicher gewesen, dass er seine Gefühle für sie wiederentdeckt hatte, doch jetzt kamen ihr schon wieder Zweifel. Sie konnte ihn einfach nicht durchschauen!
    »Ein Sohn, ja«, flüsterte sie. »Den wünsche ich mir auch.«
    Er schob sie von sich weg und stand auf.
     
    Anchesenamun hoffte, dass Tut nach diesem Abend wieder öfter das Lager mit ihr teilen würde, aber er hielt sich nach wie vor von ihr fern. Sie verstand sein Verhalten nicht und suchte das Gespräch mit ihm, doch er hatte nie für sie Zeit, sondern schob Regierungsgeschäfte vor. Schließlich gab sie ihre Bemühungen auf.
    Drei Wochen nach jenem Abend blieb ihre Periode aus, und jeden Morgen war ihr so übel, dass sie ihr Frühstück erbrach. Selket war entzückt. »Du wirst wieder ein Kind haben«, sagte sie begeistert. »Und pass auf, diesmal wird es gesund sein und am Leben bleiben. Es wird dich für all das Unglück, das du zuvor erlitten hast, entschädigen.«
    »Ach Selket, wie sehr wünsche ich mir, dass du recht hast.« Anchesenamun seufzte. Sie war verunsichert. Einerseits freute sie sich auf ihr Kind, andererseits hatte sie Angst, dass es erneut schiefgehen könnte. Ständig musste sie an Duamutef denken. Ob er tatsächlich nach Waset zurückkam? Sie würde mit ihm fortgehen.
    Eines Tages entschloss sie sich, sich Selket anzuvertrauen. »Was ich dir jetzt sage, muss geheim bleiben, Selket. Ich sage es dir nur, weil du meine beste Freundin bist. Versprich mir, dass du mich nicht verurteilst.«
    Selket beugte sich neugierig vor. »Was willst du mir sagen?«
    Anchesenamun holte tief Luft. »Neulich habe ich einen Brief von deinem Bruder erhalten. Ich habe ihm zurückgeschrieben. Duamutef wird nach Waset zurückkommen.«
    »Du hast …« Selket stockte. Sie wurde blass, dann rot. »Dann lebt er, und es geht ihm gut! Meine Mutter und ich, wir haben uns solche Sorgen gemacht, weil wir nichts mehr von ihm gehört haben. Wo lebt er? Wie geht es ihm?«
    »Wo er sich aufhält, das weiß ich auch nicht«, murmelte Anchesenamun und berichtete von der Begegnung mit der Tuchhändlerin. Sie erzählte auch von ihren Zweifeln und ihren inneren Kämpfen. »Ich … ich liebe ihn noch immer. Dagegen kann ich nichts tun, ich habe es wirklich versucht. Und du weißt, wie Tut mich behandelt … Ich kann so nicht mehr leben … mit seiner Verachtung …« Sie schluchzte auf.
    Selket ergriff ihre Hand. »Das verstehe ich. Ich wundere mich ja selbst, dass er nicht mehr zu dir kommt. Und als du mir erzählt hast, dass ihr euch im Garten getroffen habt … da dachte ich auch, dass alles gut wird. Es ist nicht richtig, dass er dir die Schuld dafür gibt, dass du ein Kind mit dem
Dämonenmal
geboren hast.«
    Anchesenamun sah sie mit tränenverschleiertem Blick an. »Dann verurteilst du mich also nicht?«
    Selket schüttelte den Kopf.
    »Und falls Duamutef tatsächlich kommt … würdest du

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