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Dem Pharao versprochen

Dem Pharao versprochen

Titel: Dem Pharao versprochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marliese Arold
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muss es für Dich sein, Deine kleine Tochter schon nach so kurzer Zeit zu verlieren. Die Götter haben Dir keinen leichten Weg beschieden! Es tut mir so leid für Dich.
    Ich hoffe, Du hast mir verziehen, dass ich damals ohne Abschied gegangen bin. Es erschien mir einfach zu gefährlich, noch länger in Waset zu bleiben. Ich wollte Dich nicht in Schwierigkeiten bringen – ja, und ich wollte auch mich schützen, mich und meine Gefühle zu Dir. Ich war nahe dran, aus Liebe zu Dir etwas Unbedachtes zu tun. Es hätte nicht viel gefehlt und ich hätte deinen Vorschlag, gemeinsam zu fliehen, angenommen. Dass ich Deinem Kind kein Vater sein wollte, war nur ein Vorwand, um Dich zu bremsen. Natürlich hätte ich Deine kleine Tochter aufgezogen wie mein eigenes Kind … Doch nun ist alles anders gekommen.
    Manchmal merkt man erst, was wichtig ist, wenn man etwas Abstand hat. Es sind Monate vergangen, seit wir uns das letzte Mal gesehen haben, und noch immer brennt in meiner Brust das Feuer der Liebe. Vielleicht ist es verkehrt, Dir das zu schreiben, aber ich kann nicht anders. In der Fremde finde ich kein Glück. Du fehlst mir jeden Tag.
    Gib mir ein Zeichen. Wenn Du willst, komme ich nach Waset zurück. Vielleicht findet sich ein Weg, wie wir doch noch zusammenkommen können.
    In Liebe
    Duamutef

 Papyrus 9 
    Alles beginnt von vorne. Ich hatte gedacht, meine Liebe zu Duamutef überwunden zu haben. Es kam mir vor, als seien meine Gefühle zu ihm in einem Steinsarkophag eingeschlossen – genau wie der Körper meiner kleinen verstorbenen Tochter …
    Doch jetzt, da ich seine Nachricht erhalten habe, scheint es mir, als hätten wir uns erst gestern im Palastgarten getroffen. Ich spüre seine Berührungen, seine Küsse. Ich erinnere mich genau an den Tonfall seiner Stimme. Wenn ich seinen Brief lese, ist es, als flüstere er mir seine Botschaft ins Ohr.
    Ich kann ohne ihn nicht leben. Ich will ohne ihn nicht leben. Mein jetziges Leben ist ohne Lichtblick. Ich habe meine kleine Tochter verloren, und mein Gemahl verachtet mich und ist oft grob zu mir. Ich fürchte mich vor ihm. Meine Angst vor seiner Gleichgültigkeit ist genauso groß wie vor seinen Schlägen.
    Ich bin unglücklich hier im Palast. Früher, als ich mir meine Zukunft ausmalte, hatte ich mir alles anders vorgestellt. Ich habe mir eine große Familie gewünscht, genau, wie ich sie hatte. Ich freute mich darauf, meine Kinder heranwachsen zu sehen und sie das zu lehren, was mich Duamutef gelehrt hat … Aber das alles scheint mir nicht vergönnt zu sein.
    Was soll ich jetzt tun? Soll ich auf Duamutefs Brief antworten? Ihm schreiben, wie sehr ich ihn vermisse? Ihm sagen, dass kein Tag vergeht, ohne dass ich an ihn denke?
    Was wäre, wenn ich ihn wiedersehen würde? Wenn ich mich heimlich mit ihm träfe und er mein Liebhaber wäre? Könnte ich so ein Doppelleben führen? Oder gibt es zu viele Augen im Palast, die nur darauf warten, dass ich einen Fehler mache?
    Ich weiß nicht, was ich tun soll. Morgen kommt die Tuchhändlerin noch einmal. Bis dahin muss ich eine Entscheidung getroffen haben. Soll Duamutef nach Waset zurückkommen?
    Ja. Ja. Mein Herz sagt ja. Nichts will ich mehr. Ich will ihn wiedersehen, seine Lippen spüren. Es ist mir egal, dass ich mit Tutanchamun verheiratet bin. Meine Ehe bedeutet mir nichts. Tut vergnügt sich längst mit anderen Frauen. Er weiß, dass er mich damit verletzt, aber das ist ihm gleichgültig.
    Ich habe eine Entscheidung gefällt. Ich werde zurückschreiben. Ich will ihn treffen. Und wir werden gemeinsam ein neues Leben planen. Ich werde aus dem Palast fliehen, die verhassten Mauern hinter mir lassen. Wir werden zusammen fortgehen, irgendwohin, wo wir zusammen leben können.
    Vielleicht wird Selket mich begleiten. Ich glaube, sie hat ihre Meinung geändert, was Duamutef und mich betrifft. Sie sieht ja, wie sehr ich leide, weil Tut mich verachtet. Sie wird verstehen, dass ich so ein Leben nicht weiterführen kann.
    Meine Hand zittert, wenn ich an den Brief denke. An meine Antwort. Das, was wir tun wollen, ist gefährlich. Aber innerlich bebe ich vor Glück, wenn ich daran denke, dass ich Duamutef bald wiedersehe.
    Duamutef, meine Liebe. Mein Leben.

9. Kapitel Das Unglück
    Anchesenamum hatte ein schlechtes Gewissen, nach- dem sie ihre Antwort der Tuchhändlerin anvertraut hatte. Wer garantierte ihr, dass diese Frau keine Verräterin war? Wenn der Brief in Tuts Hände fiel, was würde dann geschehen? Ausgerechnet am Abend jenes

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