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Dem Pharao versprochen

Dem Pharao versprochen

Titel: Dem Pharao versprochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marliese Arold
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hatte er schließlich ein Herz gefasst, ihr einen Brief geschrieben und auf eine gute Gelegenheit gewartet, ihn sicher nach Waset bringen zu lassen.
    Anchesenamuns Antwort hatte ihn in eine Art Rauschzustand versetzt. Er hatte sofort mit den Reisevorbereitungen angefangen und dem Bauern gesagt, dass er nicht mehr bleiben würde. Doch dann war alles anders gekommen, und das Fieber hatte ihm einen Strich durch seine Pläne gemacht.
    Schüttelfrost mit Zähneklappern und heftige Schweißausbrüche wechselten einander ab. Er hatte schlimme Gliederschmerzen und wusste kaum, wie er liegen sollte. Das Fieber sank zwar, kam aber in regelmäßigen Abständen wieder. Ohne Nefertaris hingebungsvolle Pflege wäre er sicher gestorben, weil er nicht in der Lage war, sich Wasser zu holen.
    »Wie lange … liege ich hier?«, fragte Duamutef, als Nefertari mit einer Schale heißer Suppe wieder erschien.
    Sie half ihm, sich aufzurichten, stopfte ihm Kissen in den Rücken und fing an, ihn wie ein kleines Kind zu füttern, Löffel um Löffel. Erst dann ging sie auf seine Frage ein.
    »Es sind gut vier Monate vergangen.«
    »Vier Monate?« Duamutef riss ungläubig die Augen auf. Er konnte es nicht fassen, dass so viel Zeit verstrichen war, die er mit Schlafen, Träumen und Phantasieren verbracht hatte.
    Sie wird denken, dass ich nicht komme. Wahrscheinlich hat sie die Hoffnung schon aufgegeben.
    »Ich muss los«, murmelte er und machte Anstalten, aufzustehen. Doch seine Beine versagten ihm den Dienst. Nefertari drückte ihn in die Kissen zurück.
    »Nein«, sagte sie in einem Tonfall, der keinen Widerspruch zuließ. »Was immer du auch vorhast – es muss warten. Richtig gesund zu werden erfordert Geduld. Du hast vier Monate gelegen, jetzt musst du erst wieder lernen zu laufen, und zwar Schritt für Schritt.«
    Duamutef schnitt eine Grimasse. Nefertari fütterte ihn weiter und plapperte dabei ununterbrochen.
    »Wir müssen den Göttern dankbar sein, dass du diese schwere Krankheit überlebt hast. Ich werde ihnen eine Opfergabe bringen. Oh, ich bin so froh, dass du es geschafft hast. Du hast einen starken Lebenswillen.« Sie lächelte ihn an. »Du hast in deinen Fieberphantasien viel wirres Zeug geredet und immer wieder nach einer Frau gerufen. Ist es deine Liebste, der du versprochen bist?«
    »Du bist neugierig«, murmelte Duamutef zwischen zwei Löffeln.
    »Oh, das darf ich auch ein bisschen sein, oder?« Beim Lachen entblößte sie zwei Reihen makelloser Zähne. Sie war wirklich bildschön. Eigentlich unverständlich, dass sie noch nicht geheiratet hatte …
    »Also«, bohrte Nefertari nach, »wer ist es?«
    »Wir sind zusammen aufgewachsen«, antwortete Duamutef, als Nefertari ihm dazu Gelegenheit ließ. »Sie ist die Milchschwester meiner Schwester.«
    »Aha.« Nefertari kratzte den Gemüserest aus der Schale. »Und warum seid ihr nicht zusammen? Warum bist du hier und sie woanders, wenn sie doch offenbar die große Liebe deines Lebens ist?«
    Duamutef schluckte heftig. »Sie ist die Frau eines anderen.«
    Nefertaris Augen verdunkelten sich. »Nun … Das gestaltet die Angelegenheit … schwierig.«
    »Aber sie ist nicht glücklich … und sie ist schon ganz früh mit ihm verheiratet worden, da war sie noch ein Kind …« Duamutef stockte. Er wusste nicht, wie viel er Nefertari erzählen durfte. Wenn sie erfuhr, dass es sich um die Gemahlin des Pharaos handelte, dann würde sie Duamutef sicher für irrsinnig halten. Und genaugenommen war es auch ein irrsinniger Plan, mit Anchesenamun zu fliehen …
    »Hat sie Kinder?«, wollte Nefertari wissen.
    »Nein. Sie hat eine Tochter zur Welt gebracht, die aber nach wenigen Tagen gestorben ist.«
    »Wie traurig für sie.«
    »Ja.«
    Nefertari sah Duamutef ernst an und seufzte. »Warum machst du es dir so schwer? Warum schaust du dich nicht nach einer anderen Frau um, die frei und ungebunden ist? Du wärst bestimmt glücklicher, ohne einen betrogenen Ehemann im Hintergrund! Es gibt sicher viele Frauen, die froh wären, einen Mann wie dich zu heiraten. Du bist fleißig und anständig und wärst den Kindern ein zuverlässiger Vater.«
    Er lachte leise. »Wie kannst du so etwas behaupten? Du kennst mich doch gar nicht!«
    »Ich kenne dich besser, als du denkst«, erwiderte Nefertari. »In der Zeit, in der ich dich gepflegt habe, habe ich viel über dich erfahren.« Sie strich ihm das Haar aus der Stirn und wurde ganz ernst. »Geh nicht zu dieser Frau, Duamutef. Sie wird dein Unglück

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