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Dem siebten Himmel so nah

Dem siebten Himmel so nah

Titel: Dem siebten Himmel so nah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly Hunter
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Großeltern in dem gemütlichen Wohnzimmer, das gleichzeitig als Büro zu dienen schien. Auf einem Tisch in der Ecke standen Drucker und Breitbild-Laptop, daneben ein halbes Dutzend Ordner. Mit dem Zimmer war so weit alles in Ordnung. Doch es war nicht ganz das, was er sich vorgestellt hatte. „Du weißt schon, dunkel, intim, diskret .“
    „Davon war nie die Rede“, sagte Serena fröhlich, ließ die Jalousien herunter, schaltete den Computer ein und setzte sich davor. „Du hast nur angenommen , dass wir eine Dunkelkammer brauchen. Willkommen im Zeitalter digitaler Fotografie. Die Zeiten besenkammergroßer Dunkelkammern und ekliger, übel riechender Chemikalien sind lange vorbei.“
    Schade. Er hatte ein oder zwei Fantasien über schöne Frauen in Besenkammern. „Ich hoffe, die Fotos sind gut“, sagte er seufzend, als er sich einen Stuhl heranzog und sich neben sie setzte, um ihr bei der Arbeit zuzusehen.
    Die Fotos waren besser als gut. Sie waren hervorragend. Von einer Weitwinkelaufnahme, auf der Mrs. Papadopoulos die Geranien vor ihrem Laden goss, bis zum letzten Foto von Nico und Sam schienen sie zum Kern der menschlichen Seele mit all ihren Stärken und Schwächen vorzudringen.
    „Deine Fotos brauchen keine Worte, Serena“, sagte er aufrichtig.
    „Ich habe noch eines, das du vielleicht gern sehen möchtest“, sagte sie nach einer Weile. „Allerdings ist es nicht für die Postkarten.“
    „Wofür ist es dann?“
    „Für dich.“ Sie durchforstete die Dateien, bis sie es fand. Pete lehnte sich zurück, um Abstand zu gewinnen, und wünschte, sie hätte es nie gefunden. Es war eines der Fotos, das sie auf dem Plateau gemacht hatte. Sie hat meine Einsamkeit eingefangen, dachte er, um Objektivität bemüht. Und sie hatte einen Schmerz sichtbar werden lassen, den er tief ins sich begraben geglaubt hatte.
    „Wenn ich neugierig wäre“, sagte sie mit einem vorsichtigen Lächeln, „würde ich dich fragen, woran du da gerade gedacht hast.“
    „Wenn ich offener wäre, würde ich es dir sagen.“ Er blickte zur Seite. Er wollte dieses Bild nicht länger ansehen. Eines Tages würde er aufhören fortzulaufen. Eines Tages würde er sich umdrehen und seiner Vergangenheit und allem, was damit verbunden war, gegenübertreten. Vielleicht würde er eines Tages sogar seinen Frieden damit schließen. Aber heute nicht.
    „Keine große Tragödie?“
    „Nein“, murmelte er, als sie aufstand, den Laptop beiseite schob, sich rückwärts an den Tisch lehnte, mit den Fingern die Tischkante umfasste und ihn eingehend betrachtete. „Du bist ganz schön hartnäckig.“
    „Du bist nicht die Erste, die das sagt.“
    Doch es schien sie nicht zu stören.
    „Irgendetwas ist der Grund für diesen Blick“, sagte sie schließlich.
    „Erfahrung.“ Er umfasste mit den Händen ihre Taille und zog sie mühelos zu sich. Sie stand noch immer an die Tischkante gelehnt. Er saß noch immer auf seinem Stuhl. Ihre Körper berührten sich kaum, berührten sich noch nicht, aber wenn … falls er sie auf seinen Schoß zog, würde sie rittlings auf ihm sitzen. „Nicht mehr und nicht weniger.“ Seine Hände waren rau, ihr Bauch war seidenweich und lud zum Küssen ein. Er zog sie näher an sich und begann, langsam mit den Fingerspitzen über ihren Bauch zu kreisen, ehe er sich zurücklehnte, um zu sehen, wie sie reagierte.
    Wenn er die aufsteigende Röte in ihren Wangen und die Lippe zwischen den Zähnen richtig deutete, gefiel es ihr. Ihm gefiel es auch. „Als ich beim Seenotrettungsdienst anfing, war ich kampferprobt und auf alles vorbereitet“, sagte er trocken. „Dachte ich jedenfalls.“
    „Du warst jung“, murmelte sie und legte die Hände auf seine Schultern. „Und übermütig. Unbesiegbar.“
    „Ja. Und genauso fühlt man sich auch, wenn man eine Seele rettet, die sonst verloren gewesen wäre.“ Er wusste nicht, warum er ihr das erzählte. Er sollte jetzt lieber aufhören, es dabei belassen, doch ihre Augen verurteilten ihn nicht, und die Hände auf seinen Schultern waren warm und irgendwie tröstlich, und so fuhr er fort. „Es ist das beste Gefühl der Welt. Der beste Job der Welt. Aber wenn nicht …“ Er verstummte und holte tief Luft, ehe er fortfuhr. „Dann geht ein Teil von dir mit ihnen.“
    Irgendwann hatte er aufgehört, Kreise auf ihrer Haut zu malen. Jetzt fing er wieder an, noch langsamer diesmal, tiefer, bis er den Hosenbund ihrer Shorts streifte. „Am Ende war nicht mehr viel von mir übrig. Am Ende war

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