Dem siebten Himmel so nah
zögerte noch. „Abgemacht?“ Pete wandte sich um und packte seinen Seesack aus. Als er sich wieder umdrehte, stand Sam neben dem Bett, und das Geld war verschwunden.
„Abgemacht“, sagte Sam verlegen.
Pete nickte. Vielleicht fühlte sich der Junge mit etwas Geld in der Tasche ein bisschen sicherer. Er hoffte es jedenfalls.
„Die anderen sind alle am Hafen bei den Fischernetzen“, sagte Sam. „Sie könnten mitkommen.“
„Ich muss erst noch ein paar Sachen erledigen.“ Er bemühte sich, diskret zu sein. Er bemühte sich, nicht gleich nach Serena zu suchen, sobald er einen Fuß auf die Insel gesetzt hatte. Obwohl … Vielleicht war es doch besser, sich jetzt auf den Weg zu machen als später. In der Öffentlichkeit und in der Gesellschaft von anderen mit ihr gesehen zu werden, galt in Sathi vielleicht als Diskretion par excellence. Wer konnte das schon wissen?
Sam musterte ihn neugierig. „Serena ist auch dort.“
„Das habe ich mir gedacht.“
„Sie redet ständig mit sich selbst. Nico meint, sie verzehrt sich nach irgendetwas.“
„Ach wirklich?“
„Ja. Serena hat versucht, ihn mit Blicken zu töten.“
„Vielleicht komme ich doch mit“, sagte er und unterdrückte ein Grinsen. Schließlich hatte Sam ihn geholt. Nico, Serena und Chloe fanden es also in Ordnung, wenn er zu ihnen stieß.
Außerdem war Selbstkasteiung nicht gerade eine seiner Stärken.
Was Pete Bennett wollte, bekam er in der Regel auch.
Serena hatte beschlossen, cool, ruhig und gefasst zu bleiben, falls Pete am Strand auftauchen sollte. Cool bleiben war kein Problem, schließlich stand sie in ihren weißen Shorts und rosa-limonengrünem Bikini-Oberteil bis zu den Knien im Wasser. Ruhig und gefasst war da schon schwieriger. Ihr Herz klopfte wie wild, und wenn sie überlegte, wie sie ihn begrüßen sollte, lief in ihrem Kopf immer wieder die Kussszene am Strand in Verdammt in alle Ewigkeit ab.
„Lass das“, murmelte sie heftig und starrte Nico böse an, als er lachte.
Hätte sie ein wenig mehr Zeit gehabt, sich darauf einzustellen, hätte sie es vielleicht geschafft, die Nerven zu bewahren. Hätte er nicht vorher anrufen und ihr Bescheid sagen können, dass er kommen würde?
Wusste der Mann nicht, wie man telefonierte?
Aber vielleicht blieb er gar nicht, hatte nur Passagiere abgesetzt und flog gleich weiter.
Natürlich machte es ihr nichts aus, ob er blieb oder nicht. Nein. Er war eine Zerstreuung, weiter nichts, und eine Zerstreuung konnte jederzeit durch eine andere ersetzt werden.
Den Schriftzug nachzumalen und gleichzeitig alle paar Sekunden zur Uferpromenade zu sehen, erwies sich als schwierig.
Als sie Pete und Sam entdeckte, verpatzte sie das n . Sie kamen aus Richtung des Dorfes auf den Strand zu. Beim besten Willen nicht der kürzeste Weg vom Hotel, aber wahrscheinlich erklärte die Zeitung in Petes Hand und die blauweiße Einkaufstasche in der anderen den Umweg. Und seine Erscheinung in einem weißen T-Shirt und knielangen Cargohosen erklärte wahrscheinlich, warum sie gepatzt hatte.
„Da sind sie ja“, sagte Chloe.
„Mm.“ Serena versuchte, gleichgültig zu klingen, doch nach Chloes Grinsen zu urteilen, war ihr das nicht gelungen.
Pete ließ sich alle Zeit der Welt. Am Strand ankommen, blieb er erst einmal stehen, um die Schuhe auszuziehen. Dann stoppte er, um ein paar Worte mit einem älteren Touristenpaar zu wechseln.
Als er erneut stehen blieb, um mit Sam in einem Haufen Seetang herumzustochern und einem winzigen Einsiedlerkrebs zuzusehen, wie er wieder in seinem Loch verschwand, hätte sie am liebsten laut aufgeschrien.
Er wusste genau, was er bei ihr anrichtete. Wenn er sie warten ließ …
Verdammt noch mal, er beherrschte die Spielregeln.
Eine Ewigkeit später, so kam es ihr jedenfalls vor, standen er und Sam endlich neben ihr. Er lehnte sich an das Boot und legte die Einkaufstasche und die Zeitungen hinein, ehe er ihr ein laszives, unverbindliches Lächeln schenkte und sie begrüßte. Doch das war nicht genug. Sie wollte mehr. Wie viel genau, darüber waren sich ihr Körper und ihr Verstand noch nicht ganz einig.
„Hey Flieger.“ Sie würde ihre Pläne nicht für ihn ändern.
„Etwas Apfelkuchen gefällig?“, fragte er freundlich.
Sie würde eine erfolgreiche internationale Fotojournalistin werden! Sie wollte nicht als Hausfrau in der Vorstadt enden. „Nein“, entfuhr es ihr, ehe sie die Frage noch mal überdachte. „Doch.“ Sie warf den Pinsel zurück in den Topf. „Vielen
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