Dem siebten Himmel so nah
hatte, ganz vergessen. „Könnte Spaß machen“, sagte er.
„Ja, vielleicht fünf Minuten.“
„Es ist Saisonarbeit, Serena. Lies weiter. Länger als fünf Minuten dauert es nicht.“
„Ich hatte an eine langfristigere Beschäftigung gedacht.“
Sie blätterte zur nächsten Seite. Pete seufzte. In der nächsten Anzeige wurde jemand gesucht, der Männer und Vorräte zwischen Bohrinseln und der westaustralischen Küste hin und her flog, und dieser Job war langfristig. Zweifellos würde sie ihm auch hierzu ihre Meinung nicht vorenthalten.
„Nicht gerade familientauglich, nicht wahr?“, sagte sie, nachdem sie die Anzeigen durchgelesen hatte.
„Muss es auch nicht sein“, entgegnete er. „Oder?“
„Ich meine ja nur, dass du die Familientauglichkeit bei einem langfristigen Jobangebot berücksichtigen solltest, mehr nicht.“
„Interessanter Rat“, sagte er sanft. „Ausgerechnet von dir.“
Nico schnaubte. Serena ignorierte die Männer und blätterte zur nächsten Seite. Es war ein Fax mit dem Verweis „dringend“.
„Was ist das?“
„Das ist privat.“
Sie sah überrascht auf, und ihre Blicke trafen sich. „Tut mir leid.“ Sie klappte den Ordner zu und schob ihn über den Tisch zurück. Das geht mich nichts an, sollte das heißen, doch ihre Augen und ihre Lippen sagten etwas anderes. Wer Serena kannte, wusste, dass es nicht lange dauern würde, bis sie ihre Gedanken aussprach.
„Sie wollen dich zurückhaben, nicht wahr? Sie bitten dich, zurückzukommen und wieder Rettungshubschrauber zu fliegen.“
Er antwortete nicht. Er hielt eine Antwort für überflüssig. Es war Nico, der das Schweigen brach. „Deine zehn Minuten sind um, Serena. Es ist Zeit, nach Chloe zu sehen. Bitte“, fügte er hinzu.
„Für dich“, sagte sie zu ihrem Cousin, als sie ihren Stuhl zurückschob und aufstand. „Weil ich dich liebe und ich weiß, dass sie sich wieder beruhigen wird. Du wirst schon sehen. Und was dich angeht …“ Zu Petes Überraschung lächelte sie entschuldigend. „Es tut mir leid, dass ich so neugierig war. Und noch mehr tut es mir leid, dass es hier keinen Zimmerservice gibt. Aber ich bin froh, dass du da bist.“
Serena fand Sam und Chloe in Chloes winziger Zweizimmerwohnung am anderen Ende des Hotelgeländes. Sam blickte von seinem Platz am Küchentisch auf, als Serena eintrat, aber er lächelte nicht. Er nickte nur kurz und wandte seine Aufmerksamkeit wieder den Schulbüchern zu, die um ihn herumlagen. Chloe stand am Küchentresen und schnippelte Salat in eine Schüssel. Auf dem Herd stand eine dampfende Moussaka. Sam schien immer noch beleidigt, Chloe immer noch verärgert. Die Stille im Raum war lauter als eine Militärkapelle. „Also … isst du hier?“, sagte sie leichthin.
„Ja.“
„Kommst du dann später noch auf einen Kaffee dazu?“
„Ich kann nicht, Serena.“
„Du bist sauer auf Nico.“
„Ich bin auf alle sauer, sogar auf mich selbst“, stieß Chloe hervor.
„Du brauchst Gesellschaft. Geteilte Wut ist halbe Wut.“
„Du meinst geteilter Schmerz.“
„Genau. Sollen wir nicht alle herkommen und mit dir und Sam zusammen essen?“
Chloe griff ein Messer und begann Karotten zu hacken und in die bereits übervolle Salatschüssel zu werfen. Serena blickte von der Salatschüssel zur riesengroßen Auflaufform mit duftender Moussaka. „Wie viele Gäste erwartest du heute Abend?“
Sam sah kurz auf, traf ihren Blick, und ein Lächeln umspielte seine Lippen, ehe er den Kopf wieder senkte und sich wieder seinen Hausaufgaben widmete.
„Komm schon, Chloe“, sagte sie leise. „Nico ist völlig fertig. Er denkt, er hat dich verletzt. Er denkt, er hat euch beide verletzt.“
Chloe blieb stumm, Sam ebenso.
„Er wollte nur helfen.“
Schweigen.
„Glaubst du, es ist leicht, es zugleich dir und Sam recht zu machen? Es zerreißt meinen Cousin manchmal fast, Chloe. Er verdient deine Wut nicht.“ Wieder blickte Sam flüchtig auf. „Und deine verdient er schon gar nicht“, sagte sie unverblümt. „Bist du fertig mit den Hausaufgaben?“
Sam nickte vorsichtig. „Gerade eben.“
„Perfekt“, sagte sie und wandte sich wieder Chloe zu. „Sam ist fertig zum Essen. Wir alle sind fertig zum Essen. Und du hast genug Moussaka für ein Dutzend Leute. Lade uns zu dir ein. Dann geht es allen besser.“
„Was meinst du, Sam?“, fragte Chloe schwach. „Sollen wir sie zu uns zum Essen einladen?“
Sam zuckte die Schultern. „Es ist deine Wohnung. Dein
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