Dem siebten Himmel so nah
fliegen, damit Nico sie sehen konnte. Damit sie Nico kommen sehen konnten. Er funkte Marianne an und die Polizei und sorgte dafür, dass ein Arzt Sam erwarten würde, wenn Nico ihn an Land brachte. Sonst gab es nichts mehr zu tun.
Endlich erschien Nico am Horizont. In Theos Schnellboot schoss er wie eine tief fliegende Kugel über das Wasser und steuerte direkt auf den Katamaran zu. Aus dem Hubschrauber beobachteten sie die Rettungsaktion.
Als Chloe mit Sam in den Armen und in Decken gewickelt im Schnellboot saß, wandte sich Pete zu Serena um und lächelte ihr erleichtert zu.
Scheinbar immun gegen den ohrenbetäubenden Lärm, bedeckte sie sein Gesicht, seine Wangen, sein Haar mit Küssen und brach plötzlich in Tränen aus.
Die Inselbewohner, die an Land nach Sam gesucht hatten, waren schon in der Taverne des Hotels versammelt, als Pete und Serena eine gute halbe Stunde nach der Landung dort ankamen. Er nahm das Bier entgegen, das Theo und Marianne Papadopoulos grinsend vor ihn stellten, nahm ihre Danksagungen entgegen, aber ihm war nicht zum Feiern zumute, noch nicht.
Ja, sie hatten Sam gefunden, aber bis ein Arzt oder ein Sanitäter ihn untersucht und ernste Verletzungen ausgeschlossen hatte, war Pete nicht in Feierlaune.
Serena saß neben ihm an der Bar und lächelte trotz Erschöpfung siegessicher. Auch sie hatte ein Bier bekommen. „Wir haben ihn gefunden“, sagte sie und stieß ihr Glas gegen seins. „Kopf hoch, Flieger. Lächle ein wenig.“
Er lächelte ein wenig. „Das ist ein Anfang.“
„Es ist ein guter Anfang“, korrigierte sie ihn.
Immer mehr Einheimische strömten in die Taverne, angezogen von der gemeinsamen Sorge und der Hoffnung auf gute Nachrichten. Die Gemeinschaft hielt zusammen wie Pech und Schwefel, und heute Abend ließen sie ihn dazugehören. Sie wussten, wer er war. Sie beglückwünschten ihn, weil er Sam gefunden hatte.
„Das ist mein Job“, wollte er mehr als einmal antworten, doch das war eine Lüge, und er machte sich nichts vor. Er war kein Rettungshubschrauberpilot mehr. Er wusste nicht, was er war.
Er wollte wissen, wie es dem Jungen ging. Er wollte die Erleichterung spüren, die mit der Gewissheit kommen würde, dass Sam gesund war. Dann konnte er feiern.
Serenas Handy klingelte, und sie hielt sich wegen des Lärms das freie Ohr zu, als sie den Anruf entgegennahm, und stützte die Ellbogen auf den Tresen.
„Schhh“, sagte Marianne mit scharfem Blick und immer in der Angst, etwas zu verpassen. „Schhh!“
Die Stimmen wurden unwesentlich leiser, und Pete legte trostspendend und trostsuchend zugleich die Hand auf Serenas Rücken. Heute Abend waren alle Blicke auf sie beide gerichtet, aber es war ihm egal, ob es Gerede gab. Serena bedeutete ihm etwas. Ihr Glück und ihre Zukunft bedeuteten ihm etwas. Ebenso wie Sams.
Er hatte keine Lust mehr, diskret zu sein.
Langsam beugte er sich so weit vor, dass seine Wange die ihre fast berührte. Serena strich sich mit zitternden Fingern eine Haarsträhne hinter das Ohr, ehe sie seine freie Hand mit ihrer suchte und ihre Finger mit seinen verschränkte. „Sie sind zurück“, flüsterte sie. „Der Arzt ist jetzt bei Sam. Nico sagt, er redet, sein Blick ist klar, und nachdem sie das Blut abgewischt hatten, sah man, dass der Schnitt am Kopf nicht so groß ist.“ Sie suchte seinen Blick, Tränen standen in ihren Augen. „Nico sagt, der Arzt sagt, es geht ihm gut!“
Abrupt stand sie auf und wiederholte ihre Worte auf Griechisch, und die Menge jubelte. Die Menschen begannen, Pete zu küssen, sein Gesicht, sein Haar, und dann stand er plötzlich, und auch Serena küsste ihn.
Danach wurde die Stimmung ausgelassen, und als Nico und Chloe kamen – Nico mit einem schlaftrunkenen, sonnenverbrannten Jungen mit Kopfverband auf dem Arm –, gab es nur noch Stehplätze. Die drei blieben nur wenige Minuten, gerade lang genug, dass Chloe sich bei allen für ihre Hilfe bedanken und erklären konnte, dass sämtliche Getränke aufs Haus gingen. Und mit der Entschuldigung, dass Sam Ruhe brauche, verschwanden die drei.
Pete ließ sich noch ein wenig feiern und beobachtete, wie Serena in der lachenden Menge verschwand, zu der sie, im Gegensatz zu ihm, gehörte. Dann zog er sich zurück.
Serena spürte sofort, dass er fort war. Sie dachte, er würde wiederkommen. Vielleicht ließ er sich an der Rezeption ein Zimmer reservieren. Er war der Held des Tages, und sie hätte schwören können, dass er es genossen hatte. Doch nachdem zwanzig
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