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Dem Sieger eine Handvoll Erde

Dem Sieger eine Handvoll Erde

Titel: Dem Sieger eine Handvoll Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alistair MacLean
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Wasserkastens in der Hand, und MacAlpine hielt anklagend eine Flasche Whisky hoch. Die beiden Männer sahen einander fassungslos an. Schließlich fand Dunnet die Sprache wieder: »Unser Johnny verfügt über einen ungeahnten Reichtum an Phantasie. Wahrscheinlich hat er unter dem Fahrersitz seines Coronado eine ganze Kiste von dem Zeug versteckt. Aber ich glaube, wir sollten die Flasche wieder an ihren Platz zurücktun.«
    »Warum denn, um Gottes willen? Was soll das für einen Sinn haben?«
    »Wir könnten auf diese Weise vielleicht seinen täglichen Konsum feststellen. Wenn er diese Flasche nicht mehr hat, dann beschafft er sich das Zeug woanders – du weißt ja, wie fabelhaft es ihm immer wieder gelingt, sogar mit seinem roten Ferrari plötzlich wie vom Erdboden zu verschwinden. Und dann werden wir nie herausfinden, wieviel er wirklich trinkt.«
    »Du hast recht. Ja, du hast recht.« MacAlpine blickte die Flasche mit schmerzerfüllten Augen an. »Er war der beste Fahrer unserer Zeit, vielleicht sogar der beste, den es je gegeben hat. Und jetzt das! Warum strafen die Götter einen Mann wie Johnny Harlow auf so grausame Weise? Vielleicht, weil er ihnen zu nahe gekommen ist.«
    »Leg die Flasche zurück, James.«
    Nur zwei Zimmer weiter waren zwei andere Männer ebenso unglücklich, und einem von ihnen sah man es besonders deutlich an. An der Art und Weise, wie Tracchia unablässig seinen Nacken massierte, konnte man erkennen, daß er unter ganz beträchtlichen Schmerzen litt. Neubauer beobachtete ihn mit einer Mischung aus Mitleid und Wut.
    »Bist du sicher, daß es dieser verdammte Harlow war?« fragte er.
    »Ganz sicher. Meine Brieftasche habe ich nämlich noch.«
    »Das war unvorsichtig von ihm. Ich glaube, ich werde meinen Zimmerschlüssel verlieren und mir den Passepartout borgen.«
    Tracchia unterbrach seine Massage für einen Augenblick. »Wozu soll denn das gut sein?«
    »Das wirst du schon sehen. Bleib hier.«
    Zwei Minuten später war Neubauer wieder da, und in der Hand hielt er einen Schlüssel. »Sonntagabend gehe ich mit der kleinen Blonden von der Rezeption groß aus. Ich glaube, das nächste Mal werde ich um die Safeschlüssel bitten.«
    Tracchia sagte: »Willi, jetzt ist keine Zeit für Späße.«
    »Entschuldige.« Er öffnete die Tür, und sie traten auf den Korridor hinaus. Kein Mensch war zu sehen. Weniger als zehn Sekunden später standen sie in Harlows Zimmer. Die Tür hatten sie von innen abgeschlossen.
    »Was machen wir, wenn Harlow kommt?« fragte Tracchia.
    »Na, rate doch mal.«
    Sie hatten schon eine Minute lang das Zimmer durchsucht, als Neubauer plötzlich sagte: »Du hattest recht, Nicki. Unser guter Johnny ist tatsächlich etwas unvorsichtig.«
    Er zeigte Tracchia die Filmkamera mit den Kratzern, die die Schrauben umgaben, mit denen die Rückenplatte festgehalten wurde. Er zog ein Taschenmesser heraus, wählte aus den verschiedenen daran befestigten Werkzeugen einen kleinen Schraubenzieher aus, nahm die Rückenplatte ab und holte die Miniaturkamera aus ihrem Versteck. Anschließend nahm er die Kassette aus der kleinen Kamera und betrachtete sie nachdenklich. Schließlich fragte er: »Nehmen wir sie mit?«
    Tracchia schüttelte den Kopf und verzog augenblicklich schmerzlich das Gesicht, denn die unüberlegte Bewegung hatte ihm seinen ›Unfall‹ nur allzu deutlich ins Gedächtnis gerufen. Als er sich erholt hatte, sagte er: »Auf keinen Fall. Sonst weiß er ja gleich, daß wir hier waren.«
    »Dann bleibt uns also nur noch eine Möglichkeit?« fragte Neubauer.
    Tracchia nickte und zuckte auch diesmal vor Schmerz zusammen. Neubauer zog den Film aus der Kassette, hielt ihn unter die starke Deckenlampe, legte den Film nicht ohne Schwierigkeiten wieder in die Kassette ein, legte die Kassette wieder in die Miniaturkamera und diese zurück in ihr Versteck. Nachdem er die Rückenplatte der Filmkamera wieder festgeschraubt hatte, sagte Tracchia: »Das beweist gar nichts. Sollen wir Kontakt mit Marseille aufnehmen?«
    Neubauer nickte. Die beiden Männer machten das Licht aus und verließen das Zimmer.
    Harlow hatte einen der Coronados etwa dreißig Zentimeter zurückgeschoben. Er musterte das Stück der Bodenplatte, das er sehen konnte, griff nach einer starken Taschenlampe, kniete sich hin und untersuchte den Wagenboden eingehend. Eine der Längsverstrebungen schien zwei lange Kratzer aufzuweisen. Die beiden Linien waren etwa dreißig Zentimeter voneinander entfernt. Harlow wischte die

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