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Dem Sieger eine Handvoll Erde

Dem Sieger eine Handvoll Erde

Titel: Dem Sieger eine Handvoll Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alistair MacLean
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MacAlpine am Nachmittag desselben Tages in einer gewissen kleinen schäbigen Seitenstraße gewesen wäre, hätten seine Sorgen sich sicherlich noch verdoppelt wenn nicht verdreifacht. In dieser Straße gab es zwei reichlich zwielichtige Cafés, die einander genau gegenüberlagen. Sie hatten die gleiche abblätternde Fassade, die gleiche nüchterne und geradezu kunstvoll uncharmante Einrichtung, die gleichen Strohvorhänge, und vor beiden standen auf dem Bürgersteig kleine Tische mit karierten Tischdecken. Und in beiden gab es, wie das in dieser Art von Cafés üblich war, hochwandige Nischen, die zur Straße hin offen waren.
    In einem dieser Cafés saßen in einer Nische Neubauer und Tracchia. Die Drinks, die vor ihnen standen, wurden allmählich schal, denn keiner der beiden Männer dachte ans Trinken. Ihr ganzes Interesse galt dem gegenüberliegenden Café, in dem nah am Fenster und deutlich zu sehen Harlow und Dunnet saßen. Sie hatten Gläser in der Hand und schienen in ein ernstes Gespräch vertieft zu sein.
    Neubauer sagte: »Jetzt sind wir ihnen also bis hierher gefolgt. Und was machen wir nun? Ich meine, du kannst doch sicher auch nicht Lippenlesen, oder?«
    »Wir warten ab. Ich wünschte weiß Gott, ich könnte Lippenlesen, Willi. Und ich wünschte auch, ich wüßte, warum die beiden auf einmal so dicke Freunde sind – obwohl sie in der Öffentlichkeit kaum ein Wort miteinander sprechen. Und ich möchte auch zu gern wissen, warum sie sich für ihre Unterhaltung ein derart verstecktes Café ausgesucht haben. Wir wissen ja, daß Harlow irgendwas vorhat – mein Genick fühlt sich immer noch an, als sei es halb gebrochen, und ich konnte heute nicht einmal meinen Helm aufsetzen. Und daraus, daß Dunnet und Harlow da drüben so einträchtig beieinander sitzen, kann man doch wohl schließen, daß die beiden das gleiche vorhaben. Aber Dunnet ist bloß ein Journalist. Was können ein Journalist und ein abgewrackter Rennfahrer bloß für gemeinsame Pläne haben?«
    »Abgewrackt? Hast du ihn heute früh nicht gesehen?«
    »Ich habe abgewrackt gesagt, und ich habe abgewrackt gemeint. Du wirst schon sehen – morgen macht er genauso Mist wie bei den letzten vier GPs.«
    »Ja, wahrscheinlich. Das ist doch wirklich merkwürdig. Warum ist er bei den Übungsfahrten so gut und bei den Entscheidungsrennen so miserabel?«
    »Das ist doch ganz klar: Alle wissen, daß Harlow kurz davor ist, Alkoholiker zu werden – ich würde sogar sagen, daß er es bereits ist. Also kann er eine Runde durchhalten, vielleicht auch drei. Aber bei einem Achtzig-Runden-Rennen hat er keine Chance. Man kann von einem Alkoholiker schließlich nicht erwarten, daß er die Ausdauer, die Reaktionsfähigkeit und die Nerven hat, um das durchzustehen. Er schafft es bestimmt nicht.« Er wandte den Blick von dem gegenüberliegenden Café ab und nippte verdrießlich an seinem Drink. »Mein Gott, ich würde alles geben, wenn ich in der Nische neben den beiden da drüben sitzen könnte.«
    Tracchia legte eine Hand auf Neubauers Unterarm. »Das wird vielleicht gar nicht nötig sein, Willi. Vielleicht haben wir gerade jemanden gefunden, der seine Ohren für uns einsetzt. Schau!«
    Neubauer blickte auf. Er sah, wie Rory sich verstohlen und vorsichtig in die Nische zwängte, die neben der von Harlow und Dunnet lag. Er hatte ein Glas mit einer farbigen Flüssigkeit in der Hand. Er setzte sich mit dem Rücken zu Harlow, so daß er von ihm höchstens dreißig Zentimeter entfernt war. Rory setzte sich kerzengerade hin und preßte Rücken und Hinterkopf fest gegen die Trennwand. Es war klar zu erkennen, daß er höchst aufmerksam lauschte. Alles in allem machte er den Eindruck, als habe er sich entschlossen, entweder als Meisterspion oder als Doppelagent Karriere zu machen. Ohne Frage hatte er ein ebenso beachtliches wie seltenes Talent, andere zu belauschen und zu beobachten, ohne selbst bemerkt zu werden.
    »Was hat der junge MacAlpine wohl vor?« fragte Neubauer.
    »Da drüben?« Tracchia breitete die Hände aus. »Keine Ahnung. Sicher ist nur, daß er nichts Gutes gegen Harlow im Schild führt. Ich nehme an, daß er Material gegen Harlow sammelt. Soviel er kriegen kann. Er ist ein sehr energischer junger Mann, und er haßt Harlow wie die Pest. Ich muß zugeben, daß mir selbst nicht sehr wohl in meiner Haut wäre, wenn ich auf seiner privaten schwarzen Liste stünde.«
    »Dann haben wir also einen Helfer, Nikki?«
    »Ich wüßte nicht, weshalb es nicht klappen

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