Dem Sieger eine Handvoll Erde
bedachte ihn mit einem mitleidigen Blick. »Man braucht kein Genie zu sein, um dahinterzukommen. Die Daten machten alles sehr einfach. Die Einzahlungen erfolgten jedesmal zwei oder drei Tage nach einem Grand-Prix-Rennen.«
»Donnerwetter! Ganz schön unternehmungslustig, unser guter Jacobson! Da tun sich ja völlig neue Möglichkeiten auf, was?«
»Allerdings. Sie können diese Aufnahmen mitnehmen. Ich habe Duplikate.«
»Verbindlichsten Dank.« Harlow gab Giancarlo die Mappe zurück. »Glauben Sie vielleicht, ich will mit denen erwischt werden?«
Harlow bedankte sich, verabschiedete sich und fuhr direkt zum Polizeirevier. Der Inspektor, der schon in den frühen Morgenstunden Dienst gehabt hatte, war immer noch da. Aber seine gute Laune war restlos verflogen. Er blickte jetzt recht niedergeschlagen drein.
»Hat Luigi der Leichtfinger ein paar hübsche Liedchen geträllert?« fragte Harlow.
»Nein.« Der Inspektor schüttelte traurig den Kopf. »Unser kleiner Singvogel hat die Stimme verloren.«
»Was heißt das?«
»Er hat die Medikamente nicht vertragen. Ich fürchte, Sie haben ihn so durch den Wolf gedreht, daß er jede Stunde schmerzstillende Mittel bekommen mußte. Ich habe vier Mann zur Bewachung abkommandiert. Zwei standen vor dem Zimmer, und zwei waren drin bei ihm. Zehn Minuten vor zwölf erschien eine hinreißende, blonde Krankenschwester – so haben diese Idioten sie jedenfalls beschrieben …«
»Idioten?«
»Mein Sergeant und die drei anderen Beamten. Die Dame brachte ein Glas Wasser und zwei Tabletten und bat den Sergeant, dafür zu sorgen, daß Luigi sie genau um zwölf Uhr mittags nahm. Sergeant Fleury ist niemals abgeneigt, einer schönen Frau einen Gefallen zu tun, also gab er Luigi um Punkt zwölf die Tabletten.«
»Und was waren das für Tabletten?«
»Zyanid.«
Es war bereits später Nachmittag, als Harlow mit seinem roten Ferrari auf dem Hof der verlassenen Farm, südlich des Flugplatzes von Vignolles, ankam. Das Tor der leeren Scheune stand offen. Harlow fuhr hinein, schaltete den Motor ab, stieg aus und versuchte, seine Augen möglichst schnell an das Halbdunkel zu gewöhnen, das in der fensterlosen Scheune herrschte. Sein Versuch war noch nicht ganz geglückt, als plötzlich eine maskierte Gestalt aus der künstlichen Dämmerung auftauchte. Trotz seiner geradezu sprichwörtlichen Reaktionsfähigkeit kam Harlow nicht mehr dazu, seine Pistole zu ziehen; denn die Gestalt war weniger als zwei Meter von ihm entfernt und schwang etwas, das wie der Griff einer Breithacke aussah. Harlow warf sich nach vorn, tauchte unter der gefährlichen Keule durch und traf seinen Angreifer mit seiner Schulter direkt unter dem Brustbein. Der Mann schnappte nach Luft, taumelte rückwärts und fiel zu Boden. Harlow war sofort über ihm, legte eine Hand an die Kehle des Mannes und suchte mit der anderen nach seiner Waffe.
Er schaffte es nicht einmal, die Pistole aus der Tasche zu ziehen. Er hörte ein kaum wahrnehmbares Geräusch hinter sich und konnte sich gerade noch rechtzeitig umdrehen, um eine zweite maskierte Gestalt zu erblicken, die ebenfalls einen Prügel schwang. Und dann wurde es dunkel um ihn: Der Schlag hatte ihn mit voller Wucht an der rechten Schläfe getroffen. Der Mann, den Harlow überrumpelt hatte, richtete sich schwankend auf und trat Harlow, obwohl er dabei vor Schmerzen fast ein zweites Mal zusammenbrach, voller Wut in das ungeschützte Gesicht. Es war ein Glück für Harlow, daß sein Angreifer sich noch nicht ganz erholt hatte, denn sonst hätte der Tritt ihn ohne weiteres töten können. Offensichtlich war der Angreifer noch nicht mit dem Resultat seiner Anstrengungen zufrieden, denn er holte noch einmal mit dem Fuß aus, aber sein Begleiter zog ihn mit sich fort, bevor er seine mörderischen Absichten in die Tat umsetzen konnte. Er stolperte, immer noch zusammengekrümmt, zu einer Bank und setzte sich, während sein Kumpan Harlow gründlichst zu durchsuchen begann.
Als Harlow allmählich zu sich kam, war es in der Scheune noch dunkler als zuvor. Er bewegte sich, stöhnte, richtete sich mühsam auf und verharrte eine Weile in dieser Stellung. Nach einiger Zeit kam er unter Aufbietung aller Willenskraft auf die Füße und stand, schwankend wie ein Betrunkener, mitten in der verlassenen Scheune. Sein Gesicht fühlte sich an, als habe es ein vorbeikommender Coronado gestreift. Nach ein oder zwei Minuten schlurfte er mehr instinktiv als bewußt aus der Scheune, fiel auf dem Weg
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