Dem Sieger eine Handvoll Erde
zuckte zusammen und wurde bleich.
»Dafür bist du verantwortlich«, sagte Harlow.
Plötzlich und ohne Vorwarnung schlug er Rory mit der flachen Hand rechts ins Gesicht. Es war ein ganz beachtlicher Schlag, und eigentlich wäre Rory durch ihn ins Trudeln gekommen, doch Harlow hielt ihn an den Haaren fest. Für den zweiten, nicht weniger heftigen Schlag wählte Harlow die linke Gesichtshälfte des Jungen. Und so ging es weiter, immer schön abwechselnd.
»Johnny!« schrie Mary. »Johnny! Bist du wahnsinnig?« Sie wollte sich auf Harlow stürzen, aber Dunnet erwischte sie gerade noch und hielt ihr die Hände auf dem Rücken fest. Dunnet schien völlig ungerührt von dem unerwarteten Schauspiel, das sich ihm bot.
»Ich werde so lange weitermachen, bis du dich so fühlst, wie ich aussehe, Rory!« kündigte Harlow an.
Und er machte weiter. Rory versuchte nicht, sich zu wehren oder zu entkommen. Sein Kopf rollte haltlos hin und her. Als Harlow schließlich der Meinung war, daß Rory genug habe, ließ er von ihm ab.
»Ich will Informationen«, sagte er. »Die Wahrheit! Aber sofort! Du hast Mr. Dunnet und mich heute nachmittag belauscht, stimmt's?«
Rorys Stimme war ein zitterndes, undeutliches Flüstern.
»Nein, nein! Ich schwöre, daß ich es nicht getan habe! Ich schwöre …«
Er brach ab und schrie auf, als Harlow seine Behandlung wiederaufnahm. Nach ein paar Sekunden ließ Harlow erneut von ihm ab. Mary, deren Hände Dunnet immer noch festhielt, schluchzte laut und starrte ihn mit fassungslosem Entsetzen an.
»Ich bin von ein paar Typen zusammengeschlagen worden, die wußten, daß ich heute nachmittag nach Marseille fahren würde, um mir ein paar wichtige Photos anzusehen. Und sie waren scharf auf diese Photos. Sie wußten auch, daß ich den Ferrari in der verlassenen Scheune abstellen würde, die hier ganz in der Nähe auf dem Gelände einer unbewohnten Farm steht. Mr. Dunnet war außer mir der einzige Mensch, der von den Photos und der Scheune wußte. Glaubst du vielleicht, daß er gequatscht hat?«
»Vielleicht.« Rorys Wangen waren, ebenso wie die seiner Schwester, tränenüberströmt. »Ich weiß es nicht. Vielleicht hat er es getan. Ja, er muß es getan haben.«
Harlow sprach langsam und deutlich und schlug Rory immer wieder klatschend ins Gesicht.
»Mr. Dunnet ist kein Journalist. Mr. Dunnet ist auch nie Beamter gewesen. Mr. Dunnet ist der Chef einer neuen Spezialabteilung von Scotland Yard und ein Mitglied der Interpol, und er hat genügend Beweise gegen dich in der Hand – zum Beispiel wegen Beihilfe zu allen möglichen kriminellen Handlungen –, daß er dich für die nächsten paar Jahre in einer Erziehungsanstalt unterbringen könnte.« Er nahm die linke Hand aus Rorys Locken. »Wem hast du es erzählt, Rory?«
»Tracchia.«
Harlow stieß Rory in einen Sessel, in dem er zusammensank und mit den Händen sein schmerzendes, hochrotes Gesicht bedeckte.
Harlow wandte sich an Dunnet: »Wo ist Tracchia?«
»Nach Marseille gefahren«, sagte er. »Mit Neubauer.«
»Der war auch hier? Na, das paßt ja! Und wo ist Jacobson?«
»Mit dem Wagen unterwegs. Auf der Suche nach den Zwillingen. Sagte er.«
»Er hat sicher einen Spaten im Kofferraum. Ich hole meine Ersatzschlüssel und schnappe mir den Ferrari. Ich treffe mich mit Ihnen in fünfzehn Minuten am Transporter. Bringen Sie die Pistole mit. Und etwas Geld.«
Harlow drehte sich um und ging. Rory kam unsicher auf die Beine und folgte ihm. Dunnet legte einen Arm um Marys Schultern, zog ein Taschentuch aus der Tasche und wischte ihr das tränenverschmierte Gesicht ab. Mary blickte ihn fragend an.
»Stimmt es wirklich, was Johnny gesagt hat? Die Sache mit der Spezialabteilung und mit Interpol?«
»Nun, ja. Ich bin gewissermaßen ein Polizeibeamter.«
»Dann halten Sie ihn auf, Mr. Dunnet. Ich flehe Sie an. Halten Sie ihn auf!«
»Kennst du deinen Johnny denn immer noch nicht?«
Mary nickte bekümmert, wartete, bis Dunnet ihre Tränen weggewischt hatte, und sagte schließlich: »Er ist hinter Tracchia her, nicht wahr?«
»Er ist hinter Tracchia her. Er ist hinter einer ganzen Menge Leute her. Aber am meisten liegt ihm daran, Jacobson zu erwischen. Wenn Johnny sagt, daß dieser Mann unmittelbar verantwortlich für den Tod von sieben Menschen ist, dann ist es auch so. Und abgesehen von allem anderen hat er auch noch zwei persönliche Rechnungen mit Jacobson zu begleichen.«
»Wegen seines Bruders?« Dunnet nickte. »Und die andere?«
»Schau
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