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Dem Sieger eine Handvoll Erde

Dem Sieger eine Handvoll Erde

Titel: Dem Sieger eine Handvoll Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alistair MacLean
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lang stand der Wächter, von dessen Existenz Harlow nichts gewußt hatte, wie angewurzelt und starrte fassungslos die Leiter an, die an der Hauswand lehnte, dann rannte er auf die Eingangstür zu. Wie durch Zauberei hatte er plötzlich zwei Dinge in der Hand: einen großen Schlüssel und ein noch größeres Messer.
    Harlow stand in der Halle vor der Tür des Zimmers, aus dem der Lichtschein kam, und lauschte angestrengt. Schließlich machte er zwei Schritte nach vorn und trat mit aller Wucht gegen die Tür. Sie wäre um ein Haar aus den Angeln geflogen. In dem Zimmer befanden sich fünf Personen. Drei von ihnen sahen einander merkwürdig ähnlich und konnten sehr gut Brüder sein. Sie waren sehr dick, sehr gut angezogen, offenbar sehr wohlhabend, sehr schwarzhaarig und hatten sehr dunkle Gesichter. Die vierte Person war ein schönes blondes Mädchen. Der fünfte war Willi Neubauer. Sie starrten Harlow wie hypnotisiert an, der mit seinem zerschundenen Gesicht und der Waffe in der Hand sicherlich keinen sehr freundlichen Eindruck machte.
    »Die Hände hoch, wenn ich mal bitten darf«, sagte Harlow gelassen.
    Alle fünf kamen seiner Bitte augenblicklich nach.
    »Höher. Höher.«
    Die fünf streckten ihre Arme so weit sie konnten.
    »Was, zum Teufel, bedeutet das, Harlow?« Neubauers Stimme sollte eigentlich grob und energisch klingen, aber man merkte deutlich, wieviel Anstrengung es ihn kostete. »Ich besuche hier ein paar Freunde …«
    »Maul halten!« unterbrach ihn Harlow mit eiskalter Stimme. »Vielleicht wird der Richter mehr Geduld mit dir haben als ich.«
    »Vorsicht!« Der angstvolle Schrei war kaum als Rorys Stimme zu erkennen.
    Es war unter anderem auch sein ungeheures Reaktionsvermögen gewesen, das Harlow zum besten Rennfahrer seiner Zeit gemacht hatte. Er fuhr herum und schoß im gleichen Moment. Der Mann, der schon zu einem tückischen Stich ausgeholt hatte, schrie schmerzerfüllt auf und starrte ungläubig auf seine zerschmetterte Hand hinunter. Harlow beachtete ihn nicht weiter und hatte sich bereits wieder den anderen zugewandt, bevor das Messer seines Angreifers auf den Boden aufschlug. Einer der dunkelhäutigen Männer hatte seine rechte Hand heruntergenommen und wollte gerade in die Innentasche seines Jacketts greifen.
    »Nur weiter«, sagte Harlow ermutigend.
    Der dunkelhäutige Mann hob seine Hand, so schnell er konnte. Harlow trat vorsichtshalber einen Schritt zur Seite und zielte mit seiner Waffe auf den Verwundeten.
    »Los, stell dich zu deinen Freunden.« Der Mann gehorchte. Er stöhnte vor Schmerz und umklammerte seine blutende rechte Hand krampfhaft mit der linken.
    »Danke, Rory«, sagte Harlow, als der Junge ins Zimmer trat. »Damit sind dir alle deine Sünden vergeben. Nimm bitte den Erste-Hilfe-Kasten aus der Tasche. Ich habe dir doch gesagt, daß wir ihn brauchen werden. Wie man sieht, habe ich damit völlig recht gehabt.« Er musterte die jämmerliche Gesellschaft mit eisigen Blicken. »Aber ich hoffe, daß wir ihn nicht noch einmal brauchen werden.« Er deutete mit der Pistole auf das blonde Mädchen. »Kommen Sie her.«
    Sie stand von ihrem Stuhl auf und kam langsam auf ihn zu. Harlow lächelte sie eisig an, aber entweder war sie zu geschockt oder zu dumm oder zu betäubt, um zu bemerken, was hinter diesem Lächeln lag.
    »Ich glaube, Sie haben schon einige Übung, als Krankenschwester«, sagte Harlow, »obwohl ich bezweifle, daß der verstorbene und unbeweinte Luigi Sie zu Ihren Fähigkeiten beglückwünschen würde. Da ist der Erste-Hilfe-Kasten. Verbinden Sie Ihrem Freund die Hand.«
    Sie spuckte ihn an. »Mach es gefälligst selber!«
    Ohne jede Warnung und so schnell, daß man die Bewegung kaum wahrnehmen konnte, krachte der Schalldämpfer in das Gesicht der Blondine. Sie schrie auf, stolperte und sank zu Boden. Aus den Platzwunden auf ihrer Wange und an ihrem Mund schoß ein Blutstrom.
    »Um Gottes willen!« Rory war entsetzt. »Aber Mr. Harlow!«
    »Vielleicht tröstet es dich, wenn ich dir sage, daß diese charmante Lady wegen vorsätzlichen Mordes gesucht wird.«
    Er blickte auf die Blondine hinunter, und in seinem Gesicht war aber auch nicht die geringste Spur von Mitleid zu entdecken. »Stehen Sie auf und verarzten Sie die Hand Ihres Freundes. Und dann können Sie sich auch noch selbst verarzten, wenn Sie wollen. Meinetwegen können Sie es aber auch bleibenlassen. Und die übrigen legen sich bitte mit dem Gesicht nach unten und mit den Händen auf dem Rücken auf den

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