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Dem Sieger eine Handvoll Erde

Dem Sieger eine Handvoll Erde

Titel: Dem Sieger eine Handvoll Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alistair MacLean
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dir deinen linken Fuß an, Mary.«

X
    Auf der Umgehungsstraße südlich von Vignolles bremste ein schwarzer Citroën, um Harlows Ferrari vorbeizulassen. Als der Ferrari an ihm vorbeischoß, rieb sich Jacobson, der hinter dem Steuer des Citroën saß, nachdenklich das Kinn, lenkte den Wagen auf Vignolles zu und hielt an der ersten Telephonzelle, die er sah.
    In der fast menschenleeren Kantine von Vignolles saßen MacAlpine und Dunnet und schauten Mary nach, die eben durch die Tür verschwand.
    »Meine Tochter ist heute abend furchtbar niedergedrückt«, seufzte MacAlpine.
    »Deine Tochter ist verliebt.«
    »Ich fürchte es. Und wo ist dieser verdammte Rory hin?«
    »Nun, um es einmal milde auszudrücken: Harlow hat ihn beim Lauschen erwischt.«
    »Oh, nein, nicht schon wieder!«
    »Doch, schon wieder. Die darauffolgende Szene war ziemlich schmerzlich für unseren lieben Rory. Ich war dabei. Ich nehme an, daß Rory nicht hier ist, weil er fürchtet, er könne Johnny über den Weg laufen. Johnny ist übrigens ins Bett gegangen. Ich glaube nicht, daß er in der vergangenen Nacht viel geschlafen hat.«
    »Dieser Gedanke erscheint mir auch sehr verlockend. Ins Bett zu gehen, meine ich. Ich bin schrecklich müde. Würdest du mich bitte entschuldigen?«
    Er wollte aufstehen, setzte sich jedoch wieder, als Jacobson auf ihren Tisch zukam. Auch er sah todmüde aus.
    »Glück gehabt?« fragte MacAlpine.
    »Nein. In einem Umkreis von acht Kilometern habe ich alles abgegrast. Vergeblich. Aber ich habe von der Polizei gehört, daß zwei Männer, auf die die Beschreibung paßt, in Le Beausset gesehen worden sind. Eine Verwechslung erscheint mir ziemlich ausgeschlossen, denn ich glaube nicht, daß die Beschreibung der Zwillinge auf viele Leute paßt. Ich esse nur schnell einen Happen und fahre anschließend hin. Dazu brauche ich allerdings einen Wagen. Meinen kann ich nicht nehmen – die Hydraulik ist im Eimer.«
    MacAlpine gab Jacobson einen Schlüsselbund. »Nehmen Sie meinen Aston.«
    »Danke, Mr. MacAlpine. Wo sind die Wagenpapiere?«
    »Alles im Handschuhfach. Ich finde es wirklich sehr nett von Ihnen, daß Sie sich solche Mühe machen.«
    »Es sind ja auch meine Jungs, Mr. MacAlpine.«
    Dunnets ausdrucksloser Blick verlor sich in unbestimmbarer Ferne.
    Die Tachometernadel des Ferrari stand auf 180 Kilometer. Harlow kümmerte sich offensichtlich nicht im geringsten um die Geschwindigkeitsbegrenzung, doch von Zeit zu Zeit warf er allerdings instinktiv – es war unwahrscheinlich, daß es in Frankreich einen Polizeiwagen gab, der ihn überholen konnte – einen Blick in den Rückspiegel. Aber nie sah er etwas, außer dem zusammengerollten Seil, dem Haken und dem Erste-Hilfe-Kasten auf dem Rücksitz und dem schmutzigweißen Segeltuch auf dem Boden.
    Nach der Rekordzeit von vierzig Minuten passierte er das Ortsschild von Marseille. Einen Kilometer weiter bremste er, als die Ampel auf Rot schaltete. Harlows Gesicht war so zerschlagen und abgeschürft und unter Pflastern verborgen, daß es unmöglich war, seinen Gesichtsausdruck zu erkennen. Aber seine Augen waren so ruhig und wachsam wie immer, seine Haltung so gelassen, als sei alles in bester Ordnung. Er zeigte keinerlei Anzeichen von Nervosität. Aber selbst Harlows sprichwörtliche Gelassenheit konnte kurzfristig erschüttert werden.
    »Mr. Harlow?« Die Stimme kam aus dem hinteren Teil des Wagens.
    Harlow fuhr herum und starrte direkt in das Gesicht Rorys, dessen Kopf gerade unter dem Segeltuch aufgetaucht war. Als Harlow sprach, tat er es sehr langsam und deutlich.
    »Was zum Teufel machst du hier?«
    »Ich dachte, Sie könnten vielleicht Hilfe brauchen«, verteidigte sich Rory.
    Es gelang Harlow offensichtlich nur unter Aufbietung aller Willenskraft, sich zu beherrschen.
    »Ich könnte sagen: ›Du hast mir gerade noch gefehlt‹, aber ich glaube nicht, daß das viel nützen würde.« Aus einer Innentasche seiner Jacke förderte er einen Teil des Geldes zutage, das Dunnet ihm gegeben hatte. »Hier sind dreihundert Francs. Geh in ein Hotel, ruf morgen früh in Vignolles an, und laß dich abholen.«
    »Nein, danke, Mr. Harlow. Ich habe Ihnen entsetzlich unrecht getan. Ich glaube, ich war einfach blöd. Ich werde mich nicht entschuldigen, denn keine Entschuldigung der Welt würde Sie für das entschädigen, was Sie durch mich haben leiden müssen. Der beste Weg, Entschuldigung zu sagen, ist, Ihnen zu helfen. Bitte, Mr. Harlow, geben Sie mir eine Chance.«
    »Schau mal,

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