Dem Sieger eine Handvoll Erde
Boden. Rory, schau nach, ob sie Waffen haben. Und wer auch nur mit der Wimper zuckt, bekommt eine Kugel in den Hinterkopf.«
Rory durchsuchte sie. Als er fertig war, blickte er fast ehrfürchtig auf die vier Pistolen hinunter, die er auf den Tisch gelegt hatte.
»Alle hatten Waffen«, sagte er.
»Was hattest du denn gedacht? Daß sie Puderquasten in der Tasche hätten? Rory, ich brauche die Schnur. Du weißt, was du zu tun hast. Mach so viele Knoten wie du willst. Und kümmere dich nicht um den Kreislauf der Ärmsten.«
Rory machte sich mit Feuereifer ans Werk, und schon nach kurzer Zeit waren die Hände der Galgenvögel sicher auf ihren Rücken zusammengebunden. Die Hand des Mannes, der Harlow hatte niederstechen wollen, war provisorisch verbunden.
»Wo ist der Torschlüssel?« fragte Harlow Neubauer.
Neubauer starrte ihn giftig an und schwieg. Harlow steckte seine Pistole ein, nahm das Messer seines verhinderten Mörders und drückte die Spitze so fest gegen Neubauers Kehle, daß ein Blutstropfen hervorquoll.
»Ich werde jetzt bis drei zählen. Und wenn du dann nicht den Mund aufgemacht hast, werde ich dir das Ding durch den Hals rammen. Eins. Zwei.«
»Auf dem Tisch in der Halle.« Neubauers Gesicht war aschgrau.
»Auf die Beine. Alle. Na los, ein bißchen dalli. Runter in den Keller.«
Sie gingen im Gänsemarsch in den Keller hinunter. Die Angst auf ihren Gesichtern hatte sehr viel Ähnlichkeit mit nacktem Entsetzen. Der Mann, der als letzter in der Prozession ging, war sogar ängstlich genug, um sich dazu hinreißen zu lassen, sich plötzlich auf Harlow zu stürzen – vermutlich wollte er ihn die Treppe hinunterwerfen und dann zu Tode trampeln. Dieses Benehmen zeugte nicht gerade von überragender Intelligenz, denn er hatte ja schon einmal Gelegenheit gehabt, Harlows Reaktionsvermögen zu bewundern. Harlow trat einfach einen Schritt zur Seite, ließ den Lauf seiner Pistole auf das Ohr seines Angreifers niedersausen und beobachtete, wie der Mann erst langsam und dann immer schneller die Treppe hinunterstürzte. Harlow packte ihn an einem Fuß und zog ihn den restlichen Teil der Treppe hinter sich her, wobei er sich nicht darum kümmerte, daß der Kopf des Mannes auf jeder Treppenstufe aufschlug.
Einer der anderen Männer rief: »Harlow! Sind Sie wahnsinnig? Sie bringen ihn ja um!«
Harlow zerrte den Mann auch noch die letzte Stufe hinunter und schaute den Mann, der protestiert hatte, gleichgültig an. »Na und? Ich werde euch wahrscheinlich sowieso alle umbringen müssen.«
Er scheuchte sie in das Kellerlaboratorium und schleifte den bewußtlosen Mann mit Rorys Hilfe ebenfalls hinein.
»Auf den Boden!« befahl Harlow. »Rory, binde ihnen die Füße zusammen. Aber bitte fest!« Rory gehorchte, und diesmal war er nicht nur eifrig, sondern erledigte seine Aufgabe mit sichtlichem Vergnügen. Als er fertig war, sagte Harlow: »Durchsuche ihre Taschen. Schau nach, ob sie irgendwelche Ausweispapiere bei sich haben. Neubauer kannst du natürlich auslassen. Unseren lieben Willi kennen wir ja bereits zur Genüge.«
Als Rory fertig war, übergab er Harlow einen ganzen Stoß von Ausweispapieren. Unsicher blickte er zu der Frau auf dem Boden. »Was ist mit der Dame, Mr. Harlow?«
»Ich höre wohl nicht recht! Wie kannst du dieses Weibsstück als Dame bezeichnen?« Harlow wandte sich an sie: »Wo ist Ihre Handtasche?«
»Ich habe keine.«
Harlow seufzte, trat zu ihr und kniete sich neben sie. »Wenn ich mit der anderen Seite Ihres Gesichts fertig bin, wird Sie in diesem Leben ganz bestimmt kein Mann mehr anschauen. Damit will ich nicht etwa sagen, daß Sie in nächster Zeit Gelegenheit haben werden, überhaupt ein männliches Wesen zu Gesicht zu bekommen – kein Gericht der Welt wird sich über die Aussagen von vier Polizisten hinwegsetzen, die Sie und Ihre Fingerabdrücke auf dem Ihnen bekannten Wasserglas identifizieren können.« Er schaute sie nachdenklich an und hob seine Pistole. »Und ich bezweifle, daß sich die Gefängniswärterinnen für Ihr Aussehen interessieren werden. Also, wo ist die Handtasche?«
»In meinem Zimmer.« Das Zittern in ihrer Stimme paßte zu ihrem angstvollen Gesichtsausdruck.
»Wo in Ihrem Zimmer?«
»Im Schrank.«
Harlow wandte sich an Rory. »Wenn du so nett sein würdest …«
»Woher soll ich denn wissen, welches Zimmer sie hat?« fragte Rory unsicher.
Harlow erklärte geduldig: »Wenn du in ein Zimmer kommst, in dem der Frisiertisch wie die Auslage einer
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